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Mit der Dezemberausgabe 2020 von Musikansich startete Ingo Andruschkewitsch eine neue Kolumne. Er stellt nun jeden Monat ein Lied vor, das ihm über die Jahre ans Herz gewachsen ist. Sozusagen ein Lieblingslied. Eine Besonderheit wird dabei sein, dass er das jeweilige Lied selbst in einem Video präsentieren wird - manchmal eng am Original, manchmal nicht, je nach Lust und Laune.
Francis Cabrel ist einer der ganz Großen in der französischen Musikszene. Seit er 1977 sein erstes Album Les Murs de poussière veröffentlicht hat, ist er regelmäßiger Gast in den französischen Charts. 25 Millionen verkaufte Alben – und das eigentlich nur im französischsprachigen Raum (inklusive Kanada) – ist schon ein Pfund. Das Lied “L’encre de tes yeux“ stammt von der 1980 erschienenen Platte Fragile und wurde auch als erste Single ausgekoppelt.
Bei einem meiner vielen Besuche der schönen französischen Stadt Orléans, die viele nur durch die Jungfrau von Orléans oder Jeanne d’Arc kennen, lebt seit Ende des zweiten Weltkrieges eine meiner Tanten. So bin ich schon früh mit der französischen Sprache, der französischen Kultur, dem Essen und der Musik unseres Nachbarlandes in Berührung gekommen. Ich war immer wieder fasziniert von der kulturellen Vielfalt unseres Nachbarlandes. Bei einem großen Stadtfest in Orléans Ende der 1980er Jahre - ich stand kurz vor dem Abitur - bin ich in einer kleinen Nebenstraße auf einen Straßenmusiker gestoßen, der vor kleinem Publikum faszinierend Gitarre spielte und Lieder gesungen hat, die mir sofort gefielen. Ich erkundigte mich bei ihm nach den Liedern und erfuhr, dass sie von Francis Cabrel waren. Gleich am nächsten Tag zog es mich in ein Musikgeschäft. Neben einer ersten CD des Musikers konnte ich auch ein Liederbuch ergattern. Enthalten war unter anderem “L’encre de tes yeux“. Ein schlichtes Lied mit feiner Gitarrenbegleitung. Etwas folkig – in der Art von James Taylor gespielt – und mit einem wunderschönen Text. Zeilen wie
J'aimerais quand même te dire
Tout ce que j'ai pu écrire
Je l'ai puisé à l'encre de tes yeux
(in etwa: ich möchte Dir noch sagen, dass ich alles was ich jemals schreiben konnte, mit der Tinte deiner Augen geschrieben/gezeichnet habe)
oder
J'aimerais quand même te dire
Tout ce que j'ai pu écrire
C'est ton sourire qui me l'a dicté
(in etwa: ich möchte Dir noch sagen, dass mir alles was ich jemals schreiben konnte, von deinem Lächeln diktiert wurde)
klingen gerade in französischer Sprache einfach poetisch, wie es die deutschen Übersetzungen nicht leisten können. Wie so oft ein Liebeslied, welches in seiner Schlichtheit ungemein poetisch wirkt.
Ähnlich wie es Francis Cabrel oft live macht, singe ich das Lied nur mit der Gitarre begleitet. Ich benutzte allerdings eine Konzertgitarre und keine akustische Stahlsaitengitarre. Der Sound verändert sich und ich spiele es zwar ähnlich, doch nicht gleich. Ich bin auch kein Franzose, was sicherlich hörbar ist. Dennoch liebe ich die französische Musik und ganz speziell Francis Cabrel und seine Lieder. “L’encre de tes yeux“ darf daher in dieser Kolumne einfach nicht fehlen. Eines meiner Lieblingslieder!
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