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Seit einem guten halben Jahr stellt Ingo jeden Monat ein Lied vor, das ihm über die Jahre ans Herz gewachsen ist. Im letzten Monat hatte er erstmals auf eine Band zugegriffen, die nur einer eher kleinen Insider Gemeinde ein Begriff war. Das setzt er in diesem Monat fort.
Seals & Crofts dürften in Deutschland nur wenig bekannt sein. In ihrer Heimat USA waren drei ihrer Studioalben in den Top 20 der US—Charts. Summer Breeze (1972), Diamond Girl (1973) und Unborn Child (1974). Doch schon vor ihrer gemeinsamen Zeit spielten Jim Seals und Dash Crofts unter anderem gemeinsam mit dem späteren Country-Superstar Glen Campbell in der Formation The Champs. Die Musik von Seals & Crofts kann man als eine Art Folkrock, teilweise auch Softrock oder Singer-/Songwriter bezeichnen. Entfernt erinnert die Musik an C, S, N & Y und Konsorten.
Ich habe Seals & Crofts durch eine Wühlkiste, Ende der 1980er Jahre kennengelernt. Immer wenn ich – als Kind vom Schwarzwälder Dorf – in der ‚Großstadt‘ Stuttgart unterwegs war, führte mich mein Weg, neben den damals üblichen Plattengeschäften, auch zu Musik- und Notengeschäften. In einem davon fand ich in der Wühlkiste ein Songbook von Seals & Crofts. Bei durchblättern gefielen mir die Songs und – neben anderen Heften – wanderte es in meinen Besitz über. Es war das Songbook zum dritten Album Year of Sunday von 1971. Und so lernte ich einige der Songs, darunter auch eines meiner absoluten Lieblingslieder: “Irish Linen“. Erst viele Jahre (so ca. 20) später habe ich es das erste Mal auch im Original gehört. Typisch für die Vor-Internet Zeit. Es gelang mir damals zwar auch zwei Schallplatten der Band zu bekommen, doch “Year of Sunday“ fehlt mir heute noch.
“Irish Linen“ ist ein typischer Song von Seals & Crofts. Wie in vielen ihrer Lieder sind die Harmonien sehr interessant gestaltet. Oft wechselt die Tonart – hier von Moll zu Dur – und jazzartige Chord-Voicings werden verwendet, welche man im Folk und Pop eher selten hört. Dennoch gelingt es den beiden Musikern, alles einfach und harmonisch klingen zu lassen. Ihre Stimmen ergänzen sich bestens. Auch die durchgehende Verwendung von Gitarre (Jim Seals) und Mandoline (Dash Crofts) ergibt einen schönen Effekt, den man nicht so häufig in dieser Art von Musik hört. Der Text handelt von einer schönen jungen Frau in Leningrad, die mit irischem Leinen ihre Haare schmückt. Ein schönes Liebeslied.
Ich spiele meine Version von “Irish Linen“ heute noch so, wie ich es vor knapp 40 Jahren aus dem Songbook gelernt habe. Nur eine Gitarre und nur eine Stimme. Dies gibt natürlich ein etwas anderes Arrangement, doch harmonisch ist es eng am Original gehalten. Ein schönes Lied einer höchst unterbewerteten Formation. Vielleicht entdeckt der ein oder andere Seals & Crofts durch diese Kolumne neu, denn sie haben großartige Musik gemacht. “Irish Linen“, eines meiner Lieblinglieder!
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