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Im Dezember hat Ingo Andruschkewitsch eine neue Kolumne gestartet, in der er Monat für Monat ein Lied vorstellen wird, das ihm über die Jahre ans Herz gewachsen ist. Zusätzlich wird er das jeweilige Lied selbst in einem Video präsentieren. Nach Blink-182 im Dezember folgt nun ein Stück von Depeche Mode.
1984 erschien das vierte Album von Depeche Mode, Some Great Reward. Nach den beiden großen Hitsingles “People are People“ und “Master and Servant“ erschien noch eine dritte Auskoppelung, diesmal als Doppelsingle mit den beiden Liedern “Blasphemous Rumours“ und “Somebody“. Von beiden nahm ich damals zunächst keine Notiz, bis ich von einer Freundin zu Weihnachten eine Zusammenstellung mit ruhigen Songs bekam - damals noch mühsam von Schallplatten auf Musikkassette aufgenommen. Die CD war gerade erst erfunden und hatte sowohl Vinyl als auch Kassette noch nicht abgelöst. Neben vielen üblichen Verdächtigen, wie “Sailing“ von Christopher Cross oder “Follow you, follow me“ von Genesis war eben auch “Somebody“ enthalten. Zunächst dachte ich wegen der Hintergrundgeräusche an einen Aufnahmefehler (was bei Kassetten nicht ungewöhnlich war), bis ich Jahre später das erste Mal das komplette Album anhören konnte. Plötzlich verstand ich, dass das wirklich so gehörte und Sinn macht.
Warum ist nun dieses Lied, von Martin L. Gore komponiert und auch selbst eingesungen (und nicht vom etatmäßigen Depeche Mode-Sänger Dave Gahan), eines meiner Lieblingslieder? Da ist zum einen die einfach schöne Melodieführung, welche den Text auf perfekte Weise wiedergibt. Eine Melodie, die man nicht nach wenigen Minuten wieder vergessen hat, sondern die nachhallt und weiterklingt. Dann ist da das gefühlvolle Klavierspiel von Alan Wilder. Mit wenigen Harmonien (das Lied bewegt sich konsequent in G-Dur mit der I, II, IV und V-Stufe, teilweise mit veränderten Basstönen, die IV-Stufe manchmal mit großer Septime, die V-Stufe zum Teil als Dominantseptakkord) gelingt es ihm, rhythmisch durchaus komplex, die perfekte Basis für Martin L. Gores Gesang zu legen. Und schließlich ist da noch der Text. Damals, mit gerade einmal 16 Jahren, konnte man sich schon in den Versen verlieren. Doch auch heute können die Worte noch gefallen, denn es gibt deutlich schlechtere Liebeslieder. Ohne zuviel Kitsch und Pathos singt Martin L. Gore das Lied und gerade live – wie man vielfach auf YouTube nachsehen kann – ist “Somebody“ auch heute noch ein Klassiker von Depeche Mode, der beim Publikum zurecht gefeiert wird.
Meine Version ist sehr dicht am Original, natürlich mit Gitarre statt Klavier und mit einfacher Gitarrenbegleitung versehen.
Es macht viel Spaß, den Song zu spielen und zu singen. Es ist auch ein ideales Lied für den Gitarrenunterricht, weil man mit wenigen Mitteln, sehr viel erreichen kann. Das zeichnet dieses tolle Lied aus. “Somebody“ ist auch nach über 35 Jahren ein guter Song und noch immer eines meiner Lieblingslieder.
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