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Manche Musik-Fans bekommen leuchtende Augen, wenn der Name eines bestimmten Labels fällt. Deram und Vertigo sind solche Label, aber auch Stax oder Blue Note. Für mich war Bronze immer so ein Label. Klar, das lag in erster Linie daran, dass es das Label war, auf dem die klassischen Alben von Uriah Heep erschienen sind. Mehr noch, es war von Heep-Manager Gerry Bron wohl tatsächlich für die zukünftigen Heep-Veröffentlichungen gegründet worden, nachdem das Debüt noch bei Vertigo rausgekommen war – obwohl es auch von ihm Bronze-Ausgaben gab.
Aber es waren nicht nur Uriah Heep, die bei Bronze erschienen sind. Als ich um 1976 herum began mich für Musik zu interessieren, waren unter anderem Mannfred Mann’s Earth Band und Mike Oldfields Schwester Sally Labelmates der britischen Hard Rock Pioniere. Das verrieten mir die Innenhüllen der Heep-Platten, die zum Teil als Werbefläche benutzt wurden und mit den Abbildungen der Cover anderer Bronze-Acts bedruckt waren.
In diesem Monat kreuzen sich zwei Bronze-Alben, die ganz am Anfang meiner Karriere als Musikhörer standen. Da ist zum einen das diesmonatliche Kolumnen-Album Watch von Mannfred Mann’s Earth Band, das ich mir am 18.11.1995 als CD in der Berliner Filiale von „Rockers“ gekauft habe.
Der Laden in der Wiener Straße in Kreuzberg existiert schon lange nicht mehr. Heute befindet sich dort der Club Wild at Heart. „Rockers“ unterhielt im Souterrain einen recht gut sortierten Second Hand Plattenladen. (Heute falle ich gerne in die Filiale im Kötnerholzweg ein, wenn ich wieder mal in Hannover bin.) Die Watch stand zu diesem Zeitpunkt natürlich schon lange als Vinyl in meinem Schrank, bzw. Regal.
Das im Februar ’78 erschienen Album ist aber nur das eine Bronze-Album, das hier bei uns in diesem Monat besprochen wird. Das andere ist Innocent Victim von Uriah Heep, das ein Vierteljahr vor Watch auf den Markt kam und für mich eine besondere Rolle spielt.
Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich vorher, dass ein Album zu einem bestimmten Termin erscheinen würde und zum ersten Mal stand ich genau zu diesem Termin im Plattenladen, um das Album so früh wie möglich zu erwerben. Anders als bei CDs habe ich keine LP-Liste geführt, auf der ich die Kauforte notiert habe. Bei Innocent Victim weiß ich es aber bis heute.
Ich hatte das Wochenende(?) bei meinem Cousin in Altwarmbüchen verbracht, einem Vorort von Hannover. Und während dieses Aufenthalts sind wir in die Plattenabteilung des Real-Marktes im Altwarmbüchener Gewerbegebiet gegangen, wo Innocent Victim mein eigen wurde.
Am Montag bin ich dann stolz wie Bolle bei meinem Freund Andreas aufgelaufen, die Innocent Victim in der Hand mit dem guten Gefühl bei diesem Album erster gewesen zu sein. Aber Pustekuchen: Auch bei ihm lag die Innocent Victim bereits auf dem Plattenteller. Auch er war am Wochenende im Plattenladen gewesen. So wurde die Innocent Victim auch die erste Heep-Scheibe, die wir beide besaßen. Bisher hatte sich aus ökonomischen Gründen immer der eine ein Heep-Album gekauft, und der andere hatte sich es auf Cassette überspielt. Im Januar ‘78 wurde das Heep-Konzert der Innocent Vicitm-Tour mein erstes „richtiges“ Konzert überhaupt. (Das Smokie-Konzert einige Wochen zuvor werte ich nicht.)
In dieser Ausgabe gelandet ist die Innocent Victim im Rahmen unserer Review-Serie zum 50. Jubiläum von Uriah Heep.
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