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Artikel

KEEP IT TRUE IV - das Underground-Event in Lauda-Königshofen

Info

Künstler: Diverse

Zeit: 02.04.2005

Ort: Lauda-Königshofen

Internet:
http://www.keep-it-true.de

Kaum ist ein halbes Jahr vergangen, schon hat das MAS-Team wieder die Ehre über eines der angesehensten Underground-Metalfestivals Deutschlands zu berichten. Zur vierten Ausgabe des Keep-it-true waren rund 1.100 Heavy Metal-Freunde angereist. Wieder nahmen auch zahlreiche Gäste aus dem europäischen Ausland (u.a. Italien, Spanien, Schweden) den weiten Weg nach Lauda-Königshofen auf sich um sich in der Tauberfrankenhalle ihre Ohren zu verwöhnen lassen. Und da endlich an eine gute Soundanlage gedacht wurde, stand dem nichts im Wege. Eintritts-, Merchandise-, sowie Essen und Getränkepreise bewegten sich, wie schon in den Vorjahren, auf sehr fanfreundlichem Niveau. Und wer zwischendurch eine kleine Bangpause einlegen oder seinen letzten Monatslohn ausgeben wollte, konnte dies im Metalmarkt (der annähernd die hintere Hälfte der Halle einnahm) ausreichend tun. Die Rahmenbedingungen waren also wieder ausgezeichnet und das Vergnügen wurde leider nur von der Absage der NWOBHM-Heroen Satan etwas getrübt. Deren Basser Greame English hatte tags davor einen kleinen Bühnenunfall mit seiner Band Skyclad und konnte somit leider nicht auftreten. Vielleicht das nächstes Mal (aller guten Dings sind ja bekanntlich drei). Aber kommen wir nun zum eigentlichen Grund, warum das KIT so ein hohes Ansehen besitzt, und zwar zu den Bands (einige exklusiv und/oder extra aus der Versenkung aufgetaucht):

Den bunten Metal-Reigen durften dieses Mal die italienischen Thrasher von Insane eröffnen. Die ganze Chose klang ziemlich urwüchsig, als hätte es sich das Trio zum Ziel gemacht dort weiterzumachen wo Slayer 1985 aufgehört haben. Eigentlich genau das richtige um seine müden Knochen nach der langen Fahrt etwas wachzurütteln. Leider wirkten die Protagonisten auf der Bühne von Anfang an ziemlich reserviert, was sich leider mit zunehmender Spielzeit auch nicht allzu sehr ändern sollte. Vielleicht sollte man als Thrashfan ihr Album Wait and pray zum Kennenlernen der Band vorziehen.

Nach dem Opener gab es erste einmal eine Teutonenstahl-Vollbedienung. Paragon enterten die Bühne und "ab ging die Luzie" (O-Ton Sangesmeister Andreas Babuschkin). Die Band konnte sich ja in den letzten Jahren ein relativ starkes Gefolge erarbeiten, trotzdem blieb es vor der Bühne doch etwas leer. Viele ließen sich lieber vor der Halle die Mittagssonne auf den Pelz scheinen. Aber diese hatten eine gewohnt routinierte Band verpasst, die doch ordentlich abrockte. Neben dem Besten aus den zurückliegenden Jahren Paragon wurden auch zwei Titel des neuen Albums Revenge gespielt, von denen besonders das abschließende "Traitor" besonders überzeugen konnte. Auf diesen Silberling darf man ruhig gespannt sein. Leider sprang der Funke ins Publikum letztlich um diese Zeit noch nicht über, was aber sicherlich nicht an der Band lag.

Thunder Rider

Anschließend beeindruckten die Kanadier Thunder Rider mit ihren epischen Metalhymnen. Besonders "Thy kingdom come" und "Heavy Metal wizard" konnten am heutigen Tage besonders überzeugen, welche live noch mitreißender wirkten als auf ihrem zweiten Tales of darkness & light-Album. Doch neben den gottgleichen Songs lebt diese Band live vor allem von der Stimme und dem Charisma ihres Frontmannes John Blackwing. Für mich persönlich auf jeden Fall einer der Höhepunkte des Festivals. Das sahen wohl auch viele andere so, denn Thunder Rider-Utensilien waren im Anschluss sehr begehrt am Merchandise-Stand.

Die Überraschung des Tages waren sicherlich die Schweden Torch. Frontmann Dan Dark sah anfangs zwar optisch mit seinem roten Latexoutfit (natürlich hauteng wie eine Presswurst) und wasserstoffblondierten Haaren etwas befremdlich aus, aber was soll ich sagen, er hatte richtig Hummeln im allerwertesten und ging ab wie ein Zäpfchen. Die Jungs rockten einfach dass die Schwarte kracht und bliesen sämtliches bis jetzt da gewesene mit ihrem Accept-lastigen Heavy Rock einfach weg. "Warlock" und "Watcher of the night" hießen jetzt die Fahrkarten ins Metal-Paradies. Das Publikum ließ sich auch sofort von diesem Sound mitreißen, allen voran natürlich das extra aus Schweden angereiste Fantrio, das Herrn Dark outfittechnisch noch zu übertreffen wusste (meine Augen schmerzen heute noch davon). Torch ließen nur eine Schlussfolgerung zu: DAS ist einfach die perfekte Band für jede Metal-Party. Mehr davon!


Overlorde, die schon fast die letzten knapp 20 Jahre im amerikanischen Metal-Untergrund rumgeistern, konnten erst kürzlich die Veröffentlichung ihres Debutalbums Return of the snow giant feiern, welches schon jetzt zu den Jahreshighlights zählt. Nun durften sie zum ersten Mal auf deutschen Boden zeigen ob sie es auch live können. Ja und wie sie das konnten! Die massive Spielfreude war der Band zu jeder Sekunde anzumerken. Besonders Gitarrist Mark Edwards grinste ständig wie ein Honigkuchenpferd, ex-Sven-Witches-Frontsirene Bobby Lucas brillierte auch live in allen Tonlagen und Bassist John Kong Benucci beeindruckte nicht nur aufgrund seiner Statur und Coolness. Highlights ihres Sets waren u.a. "Starcastle" und die Bandhymne "Snow giant". Ein echtes Highlight für Freunde des amerikanischen Power Metals, welche allein beim Gedanken an Bands wie Rhapsody schon Ausschlag bekommen. Nachdem die Mucker noch den ganzen Tag mit den Fans auf Tuchfühlung gingen, kann der Daumen hier nur noch oben gehen.

Majesty

Nachdem bis zu diesem Zeitpunkt alle Bands mehr oder weniger wohlwollend empfangen wurden gilt bei den süddeutschen Obertrue-Metallern Majesty nur die Devise: Love it or hate it. Keine Band polarisierte so sehr wie die Band um Mitveranstalter Tarek Maghary. Aufgrund dessen wurde es doch leicht lichter vor der Bühne, als Majesty loslegten. Die fünf wurden dafür umso fanatischer von den Verbliebenen abgefeiert. Ihr Schlachtruf "Hail hail to Majesty" war jedenfalls nicht nur während des gleichnamigen Songs zu hören. Überhaupt war es die Band dank ihren Hits wie "Metal to the metalheads", "Into the stadiums" oder dem namengebenden "Keep it true" mit dem größten Mitgröhlpotenzial ab 1,5 Promille aufwärts. Die Band war auf jeden Fall recht gut eingespielt und Sänger Tarek ließ sich schön feiern. U.a. kündigte er an, dass sie bald ins Studio gehen werden um "das beste Metal-Album des Jahrtausends aufzunehmen". Jaja, da sind wir ja mal gespannt, nicht wahr? Majesty waren jedenfalls wieder unterhaltsam, einfach: Bierzelt-Metal at it´s best.

Deadly Blessing, die ihre erste Show seit 17 Jahren in dieser Besetzung spielten, waren für viele US-Metalfans der Höhepunkt des Tages und ihr zurückgekehrter Frontmann Ski so etwas wie der fleischgewordene Metal-Messias. Und nicht nur optisch hatte er Ähnlichkeit mit einem gewissen Herrn H. der Band J. Doch wirkt dieser stimmlich wie ein Waisenknabe gegen Herrn Ski, brilliert er in den allerhöchsten Tonlagen, und das dazu noch fehlerfrei. Und mitgebracht haben und die Mannen Klassesongs wie "Search and destroy", "Immortal" oder "Deliver us from evil", welche ein absolutes Metal-Fest bieten. Doch wie bei so vielen anderen Bands steht und fällt die Sympathie für diese mit der Stimme des Sängers. Was die einen hier absolut verehrten, konnte einige andere ziemlich nerven. Und es sei mir verziehen, dass ich mich eher zu letzter Gruppe zähle, wobei Ski in den mittleren Tonlagen eine wirklich geile Stimme hat. Nachdem ihr Sänger sämtliche Texte schier durchlebte und ständig den Kontakt zum Publikum suchte, ließ auch die Instrumentalfraktion (allen voran Doro-Basser Nick Douglas) nichts anbrennen und zündete eine Riff-Salve nach der anderen, was nach jedem Song euphorisch bejubelt wurde. Alles in allem wirklich ein Europa-Einstand nach Maß. Man kann ihren Fans nur wünschen, dass diesem Abstecher auf den alten Kontinent noch ein paar weitere folgen werden.

Gitarrenriffs die wie Lavaströme durch die Gehörgänge gleiten, dahingrummelnde Bässe und Texte, die stets von den dunklen Seiten des Lebens handeln. Das nennt man Doom-Metal. Und Count Raven sind ein ganz außerordentlicher Vertreter dieser Zunft. Nachdem die Rückkehr auf dem letztjährigen Doom Shall Rise zu einem wahren Triumphzug wurde, durfte man gespannt sein. Was langsam dahin gleitend mit "Until death do u spart" begann wurde mit ihren Songperlen wie "Hippies triumph", "Leaving the warzone" und "Childrens holocaust" zusehends intensiver. Und da sich die Fans auch für den neuen Song "A lifetime" begeistern konnten, war Frontmann Dan Fondelius doch beruhigt, der anfangs noch etwas nervös wirkte. Die Schweden präsentierten sich trotz langer Pause als topp eingespieltes Team, und wirkten stets leicht introvertiert und schienen geradezu, wie ihre Fans in den ersten Reihen, ihn ihren Songs zu versinken. Insgesamt ein wahres Fest für Doom-Köpfe, auch wenn einige in der Halle dies etwas anders sahen, da ihnen die Musik etwas zu behäbig ist. Aber hey, das ist Doom!

Sehr euphorisch von Szene-Original Bruder Clé angekündigt stiegen die Amerikaner Agent Steel ohne großes Brimborium in ihr Set ein. Und was hörten meine Ohren da? Zuerst nur irgendeinen Brei, denn obwohl die Band extra ihren eigenen Mann am Mischpult mitgebracht hatte, klang das Ganze während der ganzen Spielzeit ziemlich unterirdisch (mehr "underground" geht nicht). Daran musste man sich erst gewöhnen, aber dann sollte es soweit sein. Sie machten wirklich ihr Versprechen wahr und spielten ihr Debut Skepsis apocalypse im Stück durch. Die Speed-Metal-Vollbedienung! So kam trotz der klanglichen Widrigkeiten Stimmung in den ersten Reihen auf, auch wenn mit zunehmender Spielzeit immer mehr Besucher das Weite suchten. Frontmann Bruce Hall entpuppte sich wieder einmal mehr als einwandfreier Entertainer und brachte auch die alten Schoten stimmlich hervorragend rüber. Vermisst hier noch jemand den Ufo-Fanatiker John Cyriis? Die Band drückte während der ganzen Aufführung das Gaspedal bis zum Bodenblech durch, eine "unstoppable force" eben. Kein Wunder, dass die Bewegungsfreude der Instrumentalisten da nicht besonders groß war. Gegen Ende gab es noch ein paar Stücke des aktuellen Albums Order of the Illuminati (u.a. das geile epische "Ten fists of nation"), die dem 80er-Material eigentlich in nichts nachstehen. Mit dem finalen "Mad locust rising" gab man am Ende noch mal richtig Gas und setzte einen saftigen Schlusspunkt. Das sollte es dann für diesen Abend gewesen sein. Wie hieß noch mal ihr Schlachtruf: "Masters of Metal, Agents of steel". Und wäre der Live-Sound auch so gewaltig wie ihre Songs gewesen, dürfte man das ruhig doppelt unterstreichen, ab so fehlte doch das letzte Quäntchen dazu. Aber nichts desto trotz ein würdiger Headliner dieses Tages!

Kaum waren Agent Steel von der Bühne verschwunden, standen plötzlich die Belgier After All (welche Agent Steel auf ihrer momentanen Tour als Vorband begleiten) unangekündigt auf den Brettern, die für so manchen die Welt bedeuten, und fast hätte es keiner gemerkt. Die fünf Belgier schleuderten ein paar Thrashsongs ihres neuen und fünften Studioalbums voller Power ins Publikum und schon war's wieder vorbei. Die neuen Titel klangen ganz nach "Power-Metal raus, Thrash rein". Recht so. Ganz nett wie immer. Aber leider interessierte es doch fast niemanden.


Nachdem After All so schnell verschwunden waren wie sie gekommen sind, wurde es doch zusehends lichter vor der Bühne. Auch die Müdigkeit, schmerzende Beine bzw. Nacken und Bruder Alkohol forderten so langsam Tribut von dem einen oder anderen. Doch diejenigen, welche nicht bis zum Schluss ausharrten, hatten wirklich etwas verpasst. Die Ho(e)llender Vortex waren DIE Show. Zwar ist ihr recht altbackener Metal alles andere als spektakulär, aber nichts desto trotz sind Songs wie "Riptor" oder "Metal bats" ziemlich unterhaltsam. Besonders kultig ist natürlich ihr Frontmann Jurjen, voll geschminkt, mit Fifi-Perücke auf dem Kopf und mit Doppelpappaxt wedelnd. Erinnerte mich doch leicht an Waldi den Möter (remember Spaceballs, halb Mensch halb Köter?). Das erzeugte doch das eine oder andere Schmunzeln und die Band wurde sehr wohlwollend aufgenommen. Besonders als gegen Ende zu "Open the gates" die Bühne von Veranstaltern, Helfern und Musikerkollegen bevölkert wurde und alle den Refrain mitbrüllen durften, kam noch einmal richtig Stimmung auf. Das Priest-Cover "Electric eye" beschloss dann das Ganze. Sehr cooler Abschluss des Konzerts und des heutigen Tages.

Und dann war es auch schon wieder vorbei, das Keep-it-true. Fast schon zu schnell. Man muss den Veranstaltern dieses Festes ein weiteres Mal zu der sehr guten Bandauswahl gratulieren. War doch für jeden etwas dabei, ob man die Bands nun kannte oder nicht. Da freut man sich doch schon wieder auf die nächste Ausgabe um in gemütlicher Atmosphäre den klassischen Stahl zu genießen. Das 5. Keep-it-true wird am 5. November 2005 in der Tauberfrankenhalle in Lauda-Königshofen stattfinden. Bestätigt sind u.a. schon Raven, Solitude Aeturnus, Ruffians, Skullview und Stormwarrior. Na wenn das mal nichts ist.

Mario Karl / Nadine Jost


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