Artikel
Der August 1995 begann in den letzten Sommerferien, die ich während meiner Ausbildungszeit geniessen durfte. Im Juli hatte ich das gemeindepädagogische Vikariat mit dem Schreiben der Examenskatechese beendet. Es fehlte jetzt vor dem eigentlichen Examen nur noch eine Kleinigkeit. (Dazu nächsten Monat mehr.) Erst einmal aber waren wir Ende Juli / Anfang August im Urlaub in Tschechien – und das prägte natürlich die Auswahl der monatlichen CD, die dieses Mal alles andere als leicht war. Immerhin standen mir in diesem Kaufrausch-Monat immerhin 30(!) CDs zur Auswahl.
Der August 1995 ist für mich – zumindest im Rückblick – ein ganz besonderer Monat. An seinem Ende stehen in meiner CD-Liste drei CDs, die mich keinen einzigen Pfennig gekostet haben. Eigentlich hätte eine von ihnen meine CD dieses Monats sein müssen. Das Besondere an diesen CDs? Es sind die ersten CDs, die ich kostenlos von einer Plattenfirma zugesandt bekommen habe, um darüber zu schreiben. Anlass war ein Konzert, das die Extrem-Thrasher Mortification am 22. September 1995 im Berliner Halford – damals noch in der Lichtenberger Herzbergstraße – gegeben haben. Und da es sich bei den Australiern um eine christliche Band handelte, konnte ich die Berliner Kirchenzeitung davon überzeugen, eine Vorankündigung zu machen.
Nuclear Blast stellten mir auch gleich die beiden neusten Alben von Mortification zur Verfügung, sowie The last Prostitute von der Vorband Decision D, einer ebenfalls christlichen Band aus den Niederlanden, die 1994 noch in Wacken aufgetreten war, sich aber noch im Jahre 1995 auflöste. Zur Vorbereitung des Artikels gab es dann sogar noch ein Telefoninterview zwischen Berlin und Australien. Aber da Mortification erst im Dezember Thema dieser Kolumne waren, habe ich mich dann doch wieder einmal für eine Urlaubs-CD entschieden.
Konzertankündigung in „die kirche“ vom 17. September 1995 |
Unter den 30 August-CDs waren starke aktuelle Alben von Gamma Ray, Skyclad und King’s X; außerdem gleich zwei Alben der Böhsen Onkelz, unter anderem die großartigen Heiligen Lieder, ein Toto-Live-Doppelalbum, Fishs Songs from the Mirror und ein Klassiker von Larry Norman, der Legende des christlichen Rocks. Und in der zweiten Reihe standen dann noch die auch durchaus lohnenden Jadis, Phillip Boa und Jingo de Lunch mit älteren Alben.
Aber es sollte ja eine Scheibe aus dem Urlaub, aus Tschechien, sein. Und so habe ich ein Album ausgewählt, das mir bereits in fast jedem Plattenladen aufgefallen war, das ich wegen des Covers aber immer sofort als irrelevant zur Seite gepackt hatte. Auf dem Cover stand der Titel Legendy und die Namen von acht klassischen Rock-Bands – ein typischer Vermarktungs-Sampler offenbar, wie man sie in Deutschland damals zu Dutzenden zu Minipreisen in den Läden fand. Erst als ich in Karlsbad einen Plattenladen mit einem kompetenten Verkäufer fand, der in der Lage war mich über derzeit angesagte härtere tschechische Bands zu beraten, kam Legendy ernsthaft in den Blick. Denn das Album war eben kein Vermarktungs-Sampler, sondern das damals aktuelle Album der tschechischen Thrasher Arakain, auf der sie acht Rock-Klassiker in tschechischer Sprache covern. Das war so kultig, dass das Album sofort verhaftet wurde.
Zurück zur Artikelübersicht |