Artikel
Info
Zeit: 25.10.2018
Interview: E-Mail
Stil: Folk, Pop
Internet:
http://www.we-used-to-be-tourists.com
https://weusedtobetourists.bandcamp.com/
Die aus Köln stammende Band We Used To Be Tourists konnte mit ihrem Album The Benefit Of Doubts überzeugen. Die in Eigenproduktion entstandene Platte und die Entstehungsgeschichte dazu klangen so interessant, dass ein Interview praktisch schon Pflicht war.
Hallo zusammen! Könntest Ihr unseren Lesern etwas über Euch und Eure bisherige musikalische Laufbahn erzählen?
2012 haben wir uns im Internet, genauer gesagt über das virtuelle schwarze Brett des Music Store gefunden. Jedenfalls Ben, Konstantin und Isa. Martin ist erst seit etwa einem Jahr Teil der Band, nachdem über die Jahre auch mal Schlagzeug oder Cello dabei waren.
Seitdem haben wir eine EP und zwei Alben gemeinsam aufgenommen und veröffentlicht - das neueste Album The Benefit of Doubt ist am 21.09. erschienen. Wir waren schon zweimal auf Headliner-Tour in Deutschland unterwegs und sind es jetzt gerade auch wieder.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf eure neue CD The Benefit Of Doubt? Seid Ihr mit den Reaktionen zufrieden?
Bisher haben wir sehr viel positives Feedback bekommen, sowohl im Privaten und von den Besuchern unserer Konzerte als auch von Presseseite. Das freut uns natürlich sehr!
Welche Musiker und Bands oder welche Art von Musik beeinflussen Euch hauptsächlich?
Das ist sehr unterschiedlich! Decemberists, Pinegrove, Nada Surf, Justin Vernon, Father John Misty, Punch Brothers, Hawk Tail, The War on Drugs … die Liste an Bands könnte jetzt deutlich länger werden. Im Prinzip beeinflusst einen ja alles, was man hört. Ben mag sehr gerne elaboriertes Songwriting und Storytelling.
Wie würdet Ihr selbst Eure Musik beschreiben? Singer/Songwriter, Folk, Pop?
Eine bunte Mischung aus Indie, Folk & Americana.
Könnt Ihr von der Musik leben oder habt Ihr noch einen anderen Job?
Wir können uns von der Musik manchmal ein Eis kaufen ;)
Ansonsten haben wir alle noch andere Jobs. Konstantin ist Sonderpädagoge, Martin und Ben sind Designer und Isa ist Stimmtrainerin.
Wie komponiert und arrangiert Ihr die Musik? Sind alle Songs aus der Feder von Benedikt oder haben alle Bandmitglieder Kompositionen beigesteuert?
Im Grunde kommen die meisten Songideen von Ben. Während der Proben werkeln wir dann alle gemeinsam daran, die Songs in ein passendes Gewand zu packen. So erklärt sich dann auch der häufige Instrumentenwechsel, weil jeder von uns einfach rumprobiert. Und irgendwann merkt man dann: Ja, so klingt es rund.
Ist da erst die Musik oder gibt es manchmal auch fertige Texte, die nach einer Musik verlangen?
Das ist immer unterschiedlich. Meistens sind es kleine Bausteine, die zusammengefügt werden. Manchmal werden auch einzelne Fragmente im Entstehungsprozess wieder verworfen oder umgeschrieben, bis es sich richtig anfühlt.
Wie sieht es mit den Texten aus? Wie wichtig sind diese für Euch? Hattet Ihr schon einmal den Wunsch, in Deutsch zu singen?
Die Texte sind sehr wichtig. Es ist schön, wenn Leute tatsächlich auf die Lyrics achten und z.B. auf Konzerten an lustigen Stellen lachen. Und es spielt ja auch ein bisschen die psychologische Komponente mit rein, es hat irgendwie was Therapeutisches. Bisher kam nicht der Wunsch auf auf Deutsch zu singen.
Ihr habt The Benefit Of Doubt in einem leeren Raum der Kölner Uni aufgenommen. Wie muss man sich das vorstellen? War das abgesprochen oder wurde der Raum eher ‚besetzt'?
Es war nicht an der Kölner Uni, sondern an der KISD (Köln International School of Design), wo Ben und Martin zu der Zeit studiert haben. Offiziell waren wir für ein selbst initiiertes Projekt in dem Raum. Es gab also keine Credit-Points, dafür aber jetzt den Applaus auf den Konzerten ;)
Wie lange konntet Ihr den Raum nutzen (Unis haben ja selten zu viele Zimmer)?
Wir konnten den Raum mit kleinen Unterbrechungen ca. 3 Monate nutzen. Teilweise haben wir den Raum auch mit anderen geteilt, sodass wir dann mal neben irgendwelchen Design-Installationen aufgenommen haben.
Womit habt Ihr aufgenommen? Mit welcher Recording-Software habt ihr gearbeitet und wer hat sich um die klangliche Seite der Aufnahmen sowie den Mix gekümmert? Der Sound ist ja wirklich absolut professionell ausgefallen!
Aufgenommen haben wir mit Logic. Als Mikrofon haben wir hauptsächlich ein Aston Origin und diverse Richtmikrofone von Rode verwendet. Für den Gesang haben wir mit einem Brauner-Mikro gearbeitet.
Für den Mix ist Jeff Stuart Saltzman aus den USA verantwortlich, der u.a. auch Typhoon oder Lowland Hum gemixt hat. Das Mastering hat Adam Gonzalves übernommen, seinen Kontakt bekamen wir über Jeff. Vielen Dank! Wir freuen uns, dass Euch der Sound gefällt!
Habt Ihr als Band die Songs gemeinsam - quasi live - eingespielt oder habt Ihr eher spurweise gearbeitet?
Wir haben eher spurweise gearbeitet. Es gab immer eine Pilotspur und dann haben wir nach und nach alles andere aufgenommen. Eine Ausnahme gibt es aber: (Walls) haben wir live, alle um ein Mikro aufgestellt, aufgenommen.
Eure Gesangsarrangements klingen sehr ausgefeilt. Wer ist bei Euch dafür verantwortlich?
Über die Jahre ist der mehrstimmige Gesang irgendwie ganz natürlich geworden, dass wir gemeinsam daran arbeiten und es auch relativ flott geht, die ersten Harmonien zu finden. Meistens feilen wir dann noch ein wenig daran, mit gegenläufigen Melodien oder gewolltem Unisono zum Beispiel, damit es spannend bleibt.
Wie habt ihr die akustische Gitarre aufgenommen? Einfach mit einem Mikrofon oder auch über Verstärker und Effekte?
Wir haben die Gitarren mit zwei Mikrofonen aufgenommen.
Welche Gitarren waren im Einsatz und welches Equipment verwendet Ihr ganz allgemein?
Insgesamt kamen drei Gitarren zum Einsatz: Guild, Larrivée, Manuél Rodriguez. Ansonsten gibt es noch ein open back Banjo von Gretsch, eine Konzertgitarre von Cordoba, ein Nord Stage 2, eine Mandoline und ein Harmonium.
Wie habt Ihr ein gut funktionierendes Harmonium aufgetrieben? Wurde das auch in Euer improvisiertes Studio geschleppt?
Über ebay-Kleinanzeigen haben wir das Harmonium gefunden. Da es ein tragbares ist, war es gar kein so großer Aufwand, das Harmonium in den Aufnahmeraum zu bringen.
Spielt Ihr Live und im Studio dieselben Instrumente? Welches Equipment benutzt Ihr im Live-Einsatz?
Wir spielen dieselben Instrumente.
Wird es eine größere Tour geben, um die CD zu promoten oder eher nur Einzelkonzerte?
Wir sind bereits auf ausgedehnter Deutschland-Tour unterwegs. Anfang Oktober gab es einen Vierer-Block in Köln, Duisburg, Haldern und Münster. Jetzt gerade sind wir auf dem Weg nach Emden und werden die nächsten zwei Wochen unterwegs sein, u.a. Berlin, Hamburg, Freiburg, Chemnitz. Am besten einfach nochmal in unseren Tourplan schauen!
Gibt es noch etwas, das Ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
Lebt lange und in Frieden und möge die Macht mit Euch sein!
Zurück zur Artikelübersicht |