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1993 sollte ich einen entscheidenden Schritt in meiner Biographie machen. Das war zu Beginn des Jahres aber noch nicht zu erkennen. Ich befand mich mitten in der anderthalbjährigen Anstellung als Mutterschaftsvertretung in der Jugendarbeit der Zehlendorfer Ernst-Moritz-Arndt-Gemeinde und rechnete damit, mir danach noch einmal für anderthalb Jahre eine Stelle suchen zu müssen. Denn die hannoversche Landeskirche hatte mir eine dreijährige Wartezeit aufs Vikariat angekündigt - vielleicht sogar mehr, denn ich wollte das Vikariat als Gastvikar in Berlin absolvieren und es gab pro Einstellungstermin nur eine sehr begrenzte Anzahl von Gastvikariatsstellen.
Aber ich hatte da noch eine andere Hoffnung. Ich hatte bereits vor meinem Examen einen Antrag auf Übernahme in die Berliner Landeskirche gestellt. Der war aber abgelehnt worden. (Das war damals aufgrund der großen Zahl von Bewerbern auf das Pfarramt üblich.) Im persönlichen Gespräch machte mir der Ausbildungsdezernent aber Hoffnung. Ich sollte mein Examen machen und meine Verlobte, die bereits bei der Berliner Landeskirche angestellt war, heiraten, dann würde man den Wechsel schon ermöglichen. Heute – durch schlechte Erfahrungen klüger geworden – hätte ich mir das schriftlich geben lassen. Habe ich aber nicht gemacht – nicht zuletzt, weil ich dem Ausbildungsdezernenten vertraute. Er hatte meine Predigtarbeit betreut, als er Dozent an der Kirchlichen Hochschule war.
Zwei Jahre später war das Examen war bestanden. Meine Verlobte war mittlerweile meine Frau - wie regelmäßige LeserInnen dieser Kolumne schon lange wissen. Alle Voraussetzungen für meinen Wechsel nach Berlin waren also gegeben. Und in meinem Kalender von damals steht am 22. Januar ein Termin mit dem Ausbildungsrefernten im Konsistorium, d.h. der Zentralverwaltung (oder Regierung?) der Landeskirche. Aber der Referent war nicht mehr derselbe. Mein vertrauenswürdiger ehemaliger Dozent hatte das Konsistorium verlassen und lieber wieder eine Gemeindepfarrstelle übernommen. Sein Nachfolger wollte von den mündlichen Absprechen mit seinem Vorgänger nichts wissen – und etwas Schriftliches (s.o.) hatte ich nicht. Also für’s Erste(?): „Adieu Pfarrstelle in Berlin“ und weiter auf eine Vikarsstelle in Hannover warten.
Die CD dieses Monats hat mit all dem wenig zu tun. Wenn meine Erinnerungen mich nicht trügen, war sie ein Ersatz für eine bereits vorhandene Doppel-LP, ein Geburtstagsgeschenk. Allerdings kann ich diese LP in meiner LP-Liste nicht finden. Das ist ungewöhnlich. Es könnte daran liegen, dass Die Bibel keine normale Musik-LP ist, sondern ein Programm, in dem zentrale Stellen der heiligen Schrift vor allem der Juden (denn der Schwerpunkt lag auf dem Alten Testament) rezitiert werden. Wie auch immer, noch heute ist die CD ein regelmäßig im Unterricht eingesetztes Medium – insbesondere mit dem „Lied der Bäume“. Und gerade bei dem Stück macht die Bibel den Schülern richtig Spaß!
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