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Titel: Der letzte Highway – Die unerzählte Geschichte von Bon Scott und AC/DC
Verlag: Hannibal Verlag
ISBN: 978-3-85445-632-2
Preis: € 24,99
575 Seiten
Internet:
http://www.hannibal-verlag.de
http://www.facebook.com/acdcbooks
Dass Jesse Fink nicht uneingeschränkt ein größer Freund der menschlichen Qualitäten der Brüder Young ist und die AC/DC-Ära vor Brian Johnson bevorzugt, hat er bereit in seinem Buch Die Brüder Young: Alles über die Gründer von AC/DC angedeutet, und hier knüpft er auch in seiner zweiten AC/DC-Biografie Der letzte Highway – Die unerzählte Geschichte von Bon Scott und AC/DC fast nahtlos an.
Dabei ist im Grunde genommen Die unerzählte Geschichte von Bon Scott zum einen keine komplette Biografie des legendären Sängers, sondern beschreibt akribisch seine letzten Jahre, beginnend mit dem ersten Konzert in Nordamerika im Juli 1977 bis zu seinem Tod am 19. Februar 1980. Und so ganz unerzählt war die Geschichte von Ronald Belfort Scott bislang wohl auch nicht... Recherchiert hat er aber jedenfalls recht gründlich: er sprach mit allerhand Bands, die damals mit AC/DC auf Tour waren, mit seinen Freundinnen jener Zeit, Bekanntschaften, die er in Amerika knüpfte, mit dem Sohn von Alistair Kinnear und mit zahlreichen „anonymen Quellen“. Er beschaffte sich die meterologischen Wetterdaten der Todesnacht und versuchte (erfolglos) an Krankenakten zu kommen. An Bandmitglieder selber kam er aber kaum heran (und wittert hier zum Teil etwas übertrieben Intrigen).
Das Buch liest sich gut, wer aber große Enthüllungen erwartet, wird wohl enttäuscht. Im Wesentlichen kommt Fink auf zwei Kernaussagen: 1. Bon Scott war noch maßgeblich am Album Back in Black beteiligt, was wohl eine berechtigte, aber keineswegs neue Überlegung ist und sich auch schon ausgiebig durch sein erstes Buch zieht. 2. Beim Tod von Bon Scott war neben Alkohol auch Heroin im Spiel, was aber wohl letztlich im Ergebnis keinen großen Unterschied mehr macht. Zu den genauen Umständen der Todesnacht stellt er aufgrund unterschiedlicher und sich widersprechender Aussagen der beteiligten Personen zwei Theorien auf, klären lassen wird sich dies aber nach über 35 Jahren wohl nicht mehr, zumal die Hauptperson Alistair Kinnear 2006 beim Segeln spurlos verschwand und mittlerweile für tot erklärt wurde.
Trotz intensiver Recherchen sind somit Erkenntnisgewinne rar. Vor allem die lange Zeitspanne und die Tatsache, dass zur Zeit von Bon Scotts Tod neben sehr viel Alkohol auch andere Drogen in seinem Umfeld allgegenwärtig waren, mögen zumindest einige widersprüchliche Aussagen erklären. Und somit sind die ungenauen und vagen Erinnerungen, die Fink aus eigenen oder vergangenen Interviews zieht, für den Leser zum Teil verwirrend, nicht belegbar und oft spekulativ. Und wenn aus einer falschen Adresse im Totenschein von Bon Scott die Überlegung gezogen wird, dass hier bewusst etwas falsches angegeben wurde, damit „unbekannte Individuen“ genügend Zeit hatten, vor der Polizei Bons Wohnung umzupflügen, ohne hier etwas Genaueres präsentieren zu können, begibt sich auf das recht dünne Eis von Verschwörungstheoretikern.
Trotzdem: Der letzte Highway ist eine spannende Reise mit vielen privaten Fotos durch die letzten 32 Monate des Lebens von Bon Scott und somit für Fans doch lohnend. Nur schade, dass der Platz für einen kurzen Abriss seiner ersten 31 Jahre nicht reichte.
Jürgen Weber
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