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Zeit: 10.11.2017
Ort: Roth - Kulturfabrik
Fotograf: Micha Brenner
Klaus Lage ist für mich untrennbar mit meiner Kindheit verbunden. Songs wie „Monopoli“, „1000 und eine Nacht“ oder der Schimanski-Song „Faust auf Faust“ wurden in den 80ern rauf und runter gespielt. Klaus Lage war damals sehr häufig im TV in der Hitparade oder ähnlichen Musiksendungen zu sehen. Seit 1984 veröffentlicht Lage in regelmäßigen Abständen Solo-Platten, sein jüngstes Werk aus dem Jahr 2016 heißt Blaue Stunde. Mit diesem Album und einer kleinen Besetzung begibt er sich heuer auf Akustik-Tour.
Die Kulturfabrik Roth ist für mich schon aufgrund der legendären „Rother Bluestage“ immer eine Reise wert. Die Organisation stimmt, der Sound ist klasse und die Personen vor Ort sind immer freundlich und geben einem stets das Gefühl, willkommen zu sein. So auch an diesem Abend, als wir freundlicherweise wieder zwei Gästelistenplätze zur Verfügung gestellt bekommen. Danke dafür!
Das Konzert ist bestuhlt, was bei Akustikkonzerten meistens der Fall ist. Das Konzert ist gut besucht, jedoch nicht ganz ausverkauft. Etliche eher ältere Musikfans haben sich eingefunden, um den legendären Musiker live zu sehen. Klaus Lage beginnt ohne eine Vorband um 20 Uhr mit dem Klassiker „Wieder zuhaus“. Der Song ist bekannt und als erstes Lied optimal ausgewählt. Der Text ist ironisch und mit viel Lokalpatriotismus verbunden. Klaus Lage, der das letzte Mal 1989 in Roth zu Gast war, wird vom Publikum euphorisch empfangen. Darüber ist der mittlerweile 65-Jährige sichtlich erfreut und bedankt sich dafür.
Die vorzügliche Band bereitet den im Akustikgewand vorgetragenen Songs einen wunderbaren Klangteppich. Eine E-Gitarre vermisst man aus mehreren Gründen nicht: Keyboarder Bo Heart begleitet die Songs mit atmosphärischen Pianotupfern und legt hin und wieder auch ein paar Soloparts hin, dass einem Hören und Sehen vergeht. Der vielseitige Gitarrist Jürgen Scholz spielt Bass, Akustikgitarre und hin und wieder packt er eine Original Dobro-Gitarre aus. Diesem Instrument entlockt er die irrsten Töne und zeigt, dass man auch rockig und wuchtig spielen kann, wenn das Instrument nicht elektrisch verstärkt wird.
Lage hat an dem Abend eine variantenreiche Setlist. „Zug um Zug“ beweist eine sozialkritische Note, die vieles von dem beschreibt, was momentan auf dem Planeten Erde abläuft. Ihn selbst beschäftigen viele dieser Themen, wie er auch beim neuen „Affenzirkus“ beweist. Ob Politik oder Korruption: zu vielen Schwerpunkten hat er eine feste Meinung und kann diese auch gut begründen. Dazwischen kommt wieder ein Klassiker wie „Komm halt mich fest“ – fertig ist die perfekte Mischung für ein kurzweiliges Konzert. Bei einigen Songs spielt Klaus Lage selbst Akustikgitarre, bei anderen fungiert er als klassischer Sänger am Bühnenrand mit seinem Mikrofon. Dazu gehört natürlich „Faust auf Faust“, dass 1985 als Titelsong zu dem Kinofilm „Zahn um Zahn“ um den legendären Tatort-Kommissar Horst Schimanski geschrieben wurde. Diese ideale Kombination katapultierte Klaus Lage damals mitten in die Hitparaden.
Nach einer kurzen Pause führt das schöne neue Stück „Ich bin viele“ zu dem großen Klassiker „Monopoli“, das mir als Kind der 80er besonders hängen geblieben ist. Der Text ist nach wie vor zeitlos und hat leider auch heute noch nichts an Aktualität eingebüßt. Lage weiß, dass seine phantastische Band ihn blendend in Szene setzt. Sympathisch wie er ist, bittet er das Publikum hin und wieder um Applaus für die ihn begleitenden Musiker. Beeindruckend ist das Percussion-Solo das Stephan Emig hinlegt. Er spielt dabei mit seinen Händen und mit seinem ganzen Körper – sein Bauch und seine Arme werden genauso wie seine Beine berücksichtigt. So etwas Abgefahrenes habe ich schon länger nicht mehr gesehen. Tommy Aldridge hat mich damals bei Whitesnake auch schwer beeindruckt – aber ich bin mir sicher, dass Emigs Solo Mr. Aldridge genauso zum Staunen gebracht hätte.
„1000 und eine Nacht“ ist der nächste Kracher meiner Kindheit, den ich vom Sinn her erst wesentlich später gecheckt habe. Trotzdem knallt das Stück heute emotional genauso rein wie früher und befördert nicht nur mich, sondern den Großteil des Publikums ziemlich zackig zurück in die 80er Jahre. Hier hält es niemand mehr auf den Stühlen, Lage selbst steht auch schon lange vorne am Bühnenrand. Das lässige Stück „Mit meinen Augen“ und „Neujahr“, dessen Text sicher jeder im Publikum schon mal erlebt hat, beendet den regulären Teil. Klaus Lage und seine famos aufspielende Band kommen für drei Stücke noch einmal zurück auf die Bühne.
„Affenzirkus“ beendet nach zwei Stunden Spielzeit das äußerst kurzweilige Konzert. Für mich hätte der Auftritt noch viel länger dauern können, ich bin restlos begeistert. Dass ich mit meiner Meinung nicht allein dastehe, beweist der Applaus des fabelhaften Rother Publikums. Klaus Lage lässt es sich nicht nehmen, ein paar Minuten nach dem Auftritt zusammen mit seinen Bandkollegen mit den Fans im Vorraum zu sprechen und für Autogramme und Fotos zur Verfügung zu stehen.
Für mich war der Abend eine willkommene Abwechslung zu den ansonsten eher rockigeren Konzerten, die ich normalerweise besuche. Ein großes Lob an die Damen und Herren der Kulturfabrik Roth, die wie immer wieder alles toll organisiert haben. Man sieht sich bei den Bluestagen!
Setlist:
Wieder zuhaus
Zug um Zug
Traumschiff
Komm, halt mich fest
Land der Liebe
Vorbei
Faust auf Faust
Schweißperlen
Volle Kraft voraus
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Ich bin viele
Monopoli
Ich bin stark
Krempel
So geküsst
1000 und 1 Nacht
Mit meinen Augen
Neujahr
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Auf dich
Zurück zu dir
Affenzirkus
Stefan Graßl
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