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Zeit: 03.10.2017
Ort: Nürnberg - Hirsch
Y & T sind seit etlichen Jahren erfreulicherweise regelmäßig in Deutschland live unterwegs. Auch in diesem Jahr machen sie wie meistens im Oktober wieder in Bayern bzw. im Nürnberger Hirsch Station. Trotz des Feiertags ist nicht gerade viel los. Ich schätze mal, dass vielleicht 300 Fans den Weg nach Nürnberg gefunden haben, was für den Club nicht besonders viel ist. Im vergangenen Jahr war an gleicher Stelle geschätzt die doppelte Anzahl an Zuschauer da. Eine Vorband gibt es an diesem Abend nicht, Y & T können gleich von Beginn an starten.
Zur Prime-Time um 20.15 Uhr kommen Dave Meniketti und seine Truppe auf die Bühne. Der „schwarze Tiger“ wird energetisch von der Leine gelassen und bildet einen optimalen Auftakt für einen interessanten Konzertabend. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr ist Meniketti diesmal nicht erkältet und gesanglich in Top-Form. Der Mischer hat leider während der ersten paar Songs den Hall auf seiner Stimme viel zu stark eingestellt, was sich teilweise etwas seltsam anhört. Leider ist mit seinem Gitarrensound nicht immer alles bestens, was ein paar Zwangspausen nach sich zieht. Menikettis Laune trübt dies jedoch nicht im Geringsten. Er lässt immer wieder ein paar witzige Stories vom Stapel und macht sich über die Situation lustig. Auch Mike Vanderhule sorgt für etliche Lacher, als er wie im Zirkus einen Trommelwirbel beisteuert, wenn der Techniker ein neues Kabel einstöpselt. Das Quartett aus Amerika sprüht wie immer vor Spielfreude und nimmt den Applaus des wunderbaren Nürnberger Publikums wie immer dankend an.
Generell ist der Sound an dem Abend nicht der beste und wird auch nicht mehr viel besser. Am meisten ärgert mich, dass ich die markanten Gitarrenharmonien nur spärlich mitbekomme. Der Bass und vor allem Mike Vanderhules Schlagzeug sind für meine Verhältnisse viel zu laut eingestellt und überdecken die Gitarrenparts häufig. Auch gestaltet die Band mittlerweile ihren Live-Sound erheblich aggressiver als auf Platte. Das passt leider nicht immer und vor allem Songs wie „Eyes Of A Stranger“ oder „I Believe In You“ verlieren dadurch erheblich an Durchschlagskraft. Klar bilden Vanderhule und der coole Bassist Aaron Leigh ein starkes Rhythmus-Duo, aber manchmal wäre ein bisschen weniger Geknüppel nicht schlecht.
Ein Highlight ist für mich immer das lässige „Dirty Girl“, bei dem Meniketti und John Nyman tolle Gitarrensolos abliefern. Meniketti bringt auch heute zwei Stücke seiner Soloscheiben, die jedoch im Gesamtkontext nicht so gut reinpassen und Stimmung herausnehmen. „Winds Of Change“ nutzt Meniketti für eine kurze Gitarrenauszeit, um im Hauptteil wieder einzusteigen. Er holt hier alles aus seinen Stimmbändern heraus und verleiht dem Song eine unnachahmliche Dramatik. „Masters And Slaves“ bildet die große Überraschungsperle, die laut Meniketti schon seit Jahren nicht mehr live im Programm war.
Vanderhule darf auch heute wieder sein Können im Rahmen eines eindrucksvollen Drum-Solos unter Beweis stellen. An sich keine schlechte Sache, nur bin ich mittlerweile bei solchen Sachen nicht mehr so leicht zu begeistern. Trotzdem: Der Typ kann was! „Squeeze“ wird von Gitarrist John Nyman respektabel und mit einer gehörigen Portion Ironie vorgetragen. Diese Nummer, die früher immer von Bass-Legende Phil Kennemore vorgetragen wurde, verfehlt ihre Wirkung nicht. Mir gefällt das etwas rumpelige Stück. Es ist eben nicht perfekt und gerade das finde ich daran sehr sympathisch.
Nach geschlagenen zwei Stunden gehen die Musiker von der Bühne. Das Nürnberger Publikum gibt den Amis jedoch keine Verschnaufpause und möchte unbedingt noch einige Zugaben. Auf Zuruf spielen Y & T dann eine meiner Lieblingsnummern – das unsterbliche „Midnight In Tokyo“. Was für ein Koloss. Für mich immer wieder ein Musterbeispiel einer perfekten Hardrockhymne mit Tiefgang und einer bombastischen Melodie. Als dann noch die Anfangstöne von „Rescue Me“ ertönen, kann man den Konzertabend durchaus als gelungen bezeichnen. Hier geben die Musiker noch einmal alles und versetzen das Publikum restlos in Verzückung. „Forever“ bildet den Schlusspunkt des Y & T-Konzerts und lässt die Fans noch einmal vollends ausflippen. Auch die Band lässt sich von dieser tollen Partystimmung mitreißen und spielt, was das Zeug hält. Danach ist Schluss, das Licht geht an und die Band verabschiedet sich nach zwei Stunden und 15 Minuten Spielzeit von einem zufriedenen Nürnberger Publikum.
Ich fand das Konzert hervorragend, allerdings hat mir die Band vor einem Jahr deutlich besser gefallen. Die Songauswahl war dort etwas ausgewogener und vor allem der Sound war wesentlich besser. Trotzdem sind Y & T immer noch einer klasse Live-Band, die musikalisch nach wie vor auf allerhöchstem Niveau agiert.
Setlist:
Black Tiger
Lipstick and Leather
Straight Thru the Heart
Dirty Girl
Eyes of a Stranger
Summertime Girls
Mean Streak
Lay Me Down
Storm
Winds of Change
Masters and Slaves
Hang 'em High
I Believe in You
Contagious
Drumsolo
Rock & Roll's Gonna Save the World
Barroom Boogie
Squeeze
I'm Coming Home
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Midnight in Tokyo
Rescue Me
Forever
Stefan Graßl
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