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Zeit: 03.04.2017
Ort: Augsburg - Kantine
Internet:
https://www.facebook.com/pavlovsdogband/
Pavlov’s Dog haben mit der Doppel-CD/DVD House Broken, die letztes Jahr veröffentlicht wurde, ein beeindruckendes Live-Dokument hinterlassen. Die Band strotzt darauf nur so vor Spielfreude. Ich war nach dem Genuss der Scheibe sehr beeindruckt und für mich war klar: Der Gig in Augsburg ist Pflicht!
Von der Vorband SUNNY VEGAS bekomme ich leider nur noch zwei Songs mit. Der Sänger hat eine beeindruckende Stimme und schafft es problemlos, das bereits zahlreiche Augsburger Publikum auf die Hauptband einzustimmen. Musikalisch auf hohem Niveau gibt die Band einen Überblick über ihr bisheriges Schaffen. Sehr gut - nur leider hab ich zu wenig mitbekommen. Etliche Anwesende die ich nach ihrer Meinung gefragt habe waren einer Meinung: Sunny Vegas waren klasse!
PAVLOV'S DOG betreten um 20.30 Uhr die Bühne. Als letzter kommt das einzig verbliebene Ur-Mitglied und Sänger mit der „Heliumstimme“ David Surkamp auf die Bretter. Der Sound ist phantastisch, nicht zu laut und glasklar. Nur die E-Gitarre von Amanda McCoy ist für meinen Geschmack etwas zu leise. Im Gegensatz zu der 2015 im Nürnberger Hirsch mitgeschnittenen DVD wurde das Live-Programm ordentlich durchgewechselt. Zu meiner Überraschung werden diesmal sogar Songs wie „Not By My Side“ und das überragende „Breaking Ice“ vom Album Lost In America gespielt. Die Stücke klingen total anders als auf der CD-Version. Trotzdem ist die Scheibe durchaus wert, entdeckt zu werden!
Die Klassiker sind und bleiben wahrscheinlich trotzdem für alle Zeit die Stücke der beiden Paradescheiben At The Sound Of The Bell und Pampered Menial. Das merkt man, als mit „Fast Gun“ ein sehr bekanntes Lied kommt - die Stimmung steigt augenblicklich. Bei „Angeline“ hat Davids Frau Sara erhebliche Erinnerungslücken. Sie versingt sich und schüttelt aus Ärger über sich selbst den Kopf. Ihrem Mann scheint das jedoch nichts aus zu machen.
Dreh- und Angelpunkt des Konzerts ist einmal mehr David Surkamp. Er hat einen äußerst guten Tag erwischt. Gesanglich bin ich diesmal sehr überrascht. Natürlich trifft er die hohen Töne nicht mehr so sicher, wie in den 70er Jahren. Aber er hat noch verdammt viel Power auf den Stimmbändern und lässt es ziemlich krachen. Viele Dinge regen ihn derzeit auf: das geht bei Donald Trump los und endet damit, dass etliche seiner besten Freunde vor kurzem verstorben sind und ihm das offensichtlich sehr nahe geht. Die Lieder werden von ihm gestenreich präsentiert, manchmal hat man fast das Gefühl, einen Zappelphilipp auf der Bühne zu sehen.
Die derzeitige Live-Besetzung von Pavlov’s Dog gehört mit zum Besten, was ich bisher von der Truppe gesehen habe. Amanda McCoy spielt eine Wahnsinns-Gitarre und ergänzt Surkamp bestens. Er geht spielerisch nicht mehr so brachial wie sonst zu Werke, sondern überlässt das Feld größtenteils seiner Kollegin. Bassist Rick Steiling sorgt zusammen mit Schlagzeuger Manfred Plötz für ein bärenstarkes Soundfundament. Für die Farbtupfer sorgt Keyboarder Nathan Jatcko, der im Hintergrund völlig unauffällig agiert, damit aber maximale Wirkung erzielt. Das unverwechselbare Markenzeichen der Band ist neben der unnachahmlichen Stimme von Surkamp jedoch die Geige. Ur-Mitglied Siegfried Carver hat mit seinem Sound die ersten beiden Alben maßgeblich geprägt. In seine Fußstapfen ist Abbie Steiling getreten. Sie sorgt für den Gänsehautfaktor und veredelt selbst die Songs, die auf der Studioaufnahme keine Geige enthalten. Gerade diese Stücke bekommen durch die zusätzliche Instrumentierung einen ganz eigenen Charakter. Ihren Paradeauftritt hat sie bei „Episode“ - wer hier keine Gänsehaut bekommt, muss taub sein. Ihre derzeitige Schwangerschaft beeinträchtigt sie nicht, sie hält das ganze Konzert über tapfer durch.
Surkamp lässt es sich nicht nehmen, Stücke aus seinem Soloalbum Dancing On The Edge Of A Tea Cup zu spielen. „One Of These Days“ und das mittlerweile häufig gespielte „Wrong“ haben mittlerweile einen festen Platz in einem Pavlov’s-Dog-Gig und kommen beim Publikum sehr gut an. Überhaupt muss man die Augsburger loben. Es wird mitgesungen, getanzt und ausgelassen gefeiert. Die Band lässt sich von der tollen Atmosphäre anstecken und liefert einen mitreißenden Auftritt ab. Als spezielles Schmankerl singt David Surkamp einige unveröffentlichte Songs solo nur mit der Akustikgitarre. Auch hier schimmert sein außergewöhnliches Songwriter-Talent durch.
Die Zeit vergeht wie im Flug und nach fast zwei Stunden geht die Band von der Bühne. Als Zugaben werden neben „Winter Blue“ die beiden Überklassiker „Song Dance“ und das umjubelte „Julia“ präsentiert. Vor allem bei „Song Dance“ fällt der Unterschied zur Studio-Version stark auf. Hier hat Surkamp einst schwindelerregende Höhen passiert, die er heute natürlich nicht mehr schafft. Er gleicht dies jedoch durch seine leidenschaftliche Live-Performance mühelos wieder aus. Nach ca. 135 Minuten muss dann trotzdem irgendwann Schluss sein. Die Band ist sichtlich begeistert von den überschwänglichen Publikumsreaktionen.
Nach 15 Minuten sind alle Musiker am Bühneneingang und unterschreiben alles, was von den Fans gewünscht wird. David Surkamp ist auch hier wie auf der Bühne ein absoluter Gentleman und erweist sich einmal mehr als sehr sympathisch.
Fazit: Den „Pavlov’schen Hund“ kann man sich auch heute noch ohne Probleme anschauen. Wem die Musik gefällt sollte dies schnellstens nachholen, er verpasst sonst definitiv was. Wer weiß, wie lange die Möglichkeit noch besteht…
Ungefähre Setlist:
1. Savage
2. Not by My Side
3. Fast Gun
4. Angeline
5. Late November
6. Wrong
7. Preludin
8. Of Once and Future Kings
9. Standing Here With You (Megan's Song)
10. Trafalgar
11. Breaking Ice
12. Did You See Him Cry
13. Unbekannt (unveröffentlichter Song)
14. Unbekannt (unveröffentlichter Song)
15. One of These Days
16. Heart of Mine
17. Hard Times
18. She Came Shining
19. Episode
20. Theme From Subway Sue
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21. Winter Blue
22. Song Dance
23. Julia
Stefan Graßl
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