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Titel: Systemstörung - Die Geschichte von Noise Records
Verlag: I.P. Verlag
ISBN: 978-3940822109
Preis: € 23,90
504 Seiten
Internet:
http://www.ip-verlag.de
Der Titel des Buchs lässt den Leser nicht gerade über dessen Inhalt im Unklaren. Erzählt es doch die Geschichte des geschichtsträchtigen deutschen Metallabels Noise Records, unter dessen Fittichen heute fast schön legendäre Truppen wie Kreator, Helloween, Running Wild, Grave Digger, Celtic Frost oder Tankard ihre ersten Schritte wagten.
Eng verknüpft mit der Historie der Plattenfirma ist natürlich das persönliche Schicksal deren Gründer Karl-Ulrich Walterbach. Und so ist es ganz klar, dass das von David E. Gehlke geschriebene Buch anfangs auf die Biografie des von seinen Schützlingen immer wieder in ein negatives Licht gerückten Geschäftsführers eingeht.
Walterbach war in den 70ern Teil der Hausbesetzerszene und wurde in Berlin heimisch. Dort kam er in Kontakt mit der lebendigen Punkszene und war auch an den Clubs KZ36 und SO36 beteiligt. Letztlich gründete der die Firma Aggressive Rockproduktionen (AGR), die unter anderem mit der Samplerreihe Soundtracks zum Untergang und Platten von Slime oder Toxoplasma Erfolge feiern konnte. Noch vor dem Abklingen dieser Punkwelle entstand Noise Records als neues Vehikel auf der Suche nach neuen extremen Sounds.
Das Buch ist allerdings keine reine Biografie von Walterbach, auch wenn seine Person natürlich großen Platz einnimmt. Vor allem wird die Geschichte des Labels anhand der Geschichte der dort unter Vertrag stehenden Bands nacherzählt. Gehlke führte Interviews mit den damals beteiligten Musikern, Walterbach und weiteren Weggefährten wie z.B. dem ehemaligen PR-Mann, Manager und Gründer von GUN Records, Bogdan „Boggi“ Kopec und bündelte diese in Kapitel, in denen die einzelnen Bands im Mittelpunkt stehen.
Dabei nehmen die befragten Personen kein Blatt vor den Mund und berichten freimütig über die damalige Zeit, fragwürdige Geschäftsabschlüsse, wundersame Stilwechsel, in den Sand gesetzte Touren, heitere Begebenheiten, Größenwahn und Selbstüberschätzung. Das liest sich nicht nur ziemlich interessant, sondern entpuppt sich als wahre Informationsfundgrube für Metalfans. Da die Begebenheiten von mehreren Seiten beleuchtet werden und Gehlke nicht Partei ergreift, ergibt sich ein aufschlussreiches Bild über Noise Records und seinen Gründer Walterbach.
Die rund 500 eng beschriebenen Seiten lesen sich jedenfalls wie im Vorbeigehen. Wer sich für das Label und seine Bands, die heute meist noch (erfolgreich) existieren und vielfach Musikgeschichte geschrieben haben interessiert, sollte Systemstörung - Die Geschichte von Noise Records als Pflichtlektüre erachten. Ein Blick hinter die Kulissen, der nicht nur reine Legendenbildung betreibt.
Mario Karl
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