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Titel: Die Luther-Bibel (Klaus Meine Edition)
Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft
ISBN: 978-3-438-03326-0
Preis: € 39
1536 Seiten
Internet:
http://www.dbg.de
Eine Rezension der Lutherbibel im Jahre 2017 bei musikansich.de? Das wirft Fragen auf. Warum muss im 21. Jahrhundert die Bibelübersetzung eines Mannes besprochen werden, der vor fast 500 Jahren gestorben ist? Warum geschieht das in einem Musikmagazin?
Die Antwort auf die letztere Frage ist schnell gegeben. Die Lutherbibel 2017 ist u.a. in einer Klaus Meine Edition erschienen. Was das bedeutet, steht am Ende der Rezension. Beginnen wollen wir mit einer längeren, zweiteiligen Antwort auf die erste Frage.
Eine Neuausgabe der Bibel scheint auf ersten Blick nur die Wiederholung eines bereits bestehenden Textes sein zu können, der wenig oder sogar nichts Neues zu bieten hat. Denn wir haben es hier ja mit einem Text zu tun zu haben, der vor 2000 Jahren geschrieben und vor 500 Jahren ins Deutsche übersetzt worden ist. Wo kommt da das Neue her? Fangen wir mit dem Urtext an.
Der Urtext
Das Neue Testament wurde von Paulus, Matthäus, Lukas, Johannes und einigen anderen verfasst. Genauer gesagt: Das Neue Testament ist eine Sammlung von Schriften diverser Autoren. Von keiner einzigen dieser Schriften ist das Original erhalten. Im Neuen Testament stehen Abschriften von Abschriften von Abschriften. Und vor diesen Abschriften stehen bei vielen Texten mündliche Überlieferungen und die Verschriftungen einzelner Geschichten.
Es ist nicht nötig Vermutungen anzustellen, ob es in diesem Überlieferungsprozess nicht eventuell zu Veränderungen gekommen sein kann. In den Museen, Archiven und Bibliotheken der Welt liegen diverse sehr alte Handschriften, die in Details oder größeren Teilen voneinander abweichen.
Seit weit über 100 Jahren gibt es daher Forschungen, die versuchen eine möglichst exakte Version der ursprünglichen Texte wiederherzustellen. Das hat zur Folge, dass sich der griechische (im Alten Testament hebräische) Text, der den wissenschaftlichen Übersetzungen zu Grunde liegt, in den vergangen Jahrzehnten immer wieder verändert hat.
Für die Lutherbibel bedeutete das, dass der große Reformator zum Teil Texte für seine Übersetzung benutzt hat, die nach heutiger Erkenntnis nicht dem ursprünglichen Text entsprochen haben.
Logische Folge: Man muss Luthers Übersetzung auf der Basis des aktuell gesicherten Originaltextes überarbeiten. Sollten zukünftige Forschungen diese Basis eventuell in Details noch einmal verändern, könnte es sinnvoll erscheinen, den Text in 50 Jahren erneut zu überarbeiten.
Der Luthertext
Aber auch wenn die komplette Bibel in zweifelsfrei mit der ersten Niederschrift identischen Texten vorläge, wäre es nötig, die Lutherbibel in bestimmten Abständen zu überarbeiten. Denn Luther hat ja nicht nur aus einer Sprache übersetzt. Er hat auch in eine Sprache übersetzt – und zwar in das Ostmitteldeutsche des 16. Jahrhunderts, eine Sprache, die heute nur noch schwer verständlich ist, weil sie mit grammatischen Konstruktionen, mit Begriffen und Schreibweisen arbeitet, die schon lange nicht mehr gebräuchlich sind.
Und eines der zentralen Anliegen Luthers war es, die Bibel in die Sprache des gemeinen Volkes zu übersetzen. Dazu hat er, was damals skandalös war, beim Schreiben dem Volk auf’s Maul geschaut. Eine Lutherbibel des 16. Jahrhunderts, die damals unerhört volkstümlich war, ist heute etwas völlig anderes, ein Buch, das nur Spezialisten zugängig ist und kein Buch mehr in der Sprache eines Durchschnittsbürgers.
Daher hat es immer wieder neue Übersetzungen gegeben, die der Sprache einer bestimmten Zeit Rechnung gegeben haben. Häufig sind das völlige Neuübersetzungen – manchmal mit bestimmten übergeordneten Interessen. Die Gute Nachricht aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bemühte sich um eine möglichst jugendgerechte Sprache. Die in der gleichen Zeit entstandene Einheitsübersetzung war der langfristig gescheiterte Versuch eine Bibelübersetzung zu schaffen, die sowohl in der evangelischen, wie der katholischen Kirche zum liturgischen Gebrauch zugelassen werden kann. Die Volxbibel entstand in den 90er Jahren im Umfeld der Jesus Freaks, einer christlichen Bewegung, die ihren Ursprung in der Hamburger Punk-Szene hatte. Hier wurde der Versuch gemacht, die Bibel so wieder zu erzählen, wie sie geschrieben worden wäre, wenn Jesus in dieser Szene erschienen wäre. Die Bibel in gerechter Sprache (Beginn des 21. Jahrhunderts) arbeitet mit einer geschlechtsneutralen Sprache und versucht alle rassistischen, sexistischen und antisemitischen Formulierungen zu eliminieren.
Bereits zu Luthers Zeiten gab es Konkurrenzwerke. Während Luther großen Wert auf den Klang des Textes in der deutschen Sprache legt, versucht die so genannte Züricher Bibel möglichst dicht am Originaltext zu bleiben, auch wenn das im Deutschen manchmal etwas sperrig und ungewohnt klingt.
In der Breite durchgesetzt hat sich bis heute die Lutherbibel mit ihrer großartigen Sprachkraft. Voraussetzung dafür waren aber immer wieder neue Revisionen, die versucht haben einen guten Kompromiss zwischen dem Erhalt der lutherischen Sprachgestalt und der gerade aktuellen deutschen Sprache zu finden. Vor Erscheinen der 2017er Edition der Lutherbibel war eine Bibel im Gebrauch, in der das Alte Testament in einer 1964 abgeschlossenen Revision enthalten war; die Apokryphen (Texte aus der Zwischenzeit zwischen Altem und Neuem Testament) in einer 1970 und das Neue Testament in einer 1984 abgeschlossenen Revision.
Zum 500. Reformationsjubiläum im Jahre 2017 ist nun eine neue Revision erschienen. Die Arbeiten daran haben in den Jahren 2000 bis 2015 stattgefunden.
Die Klaus Meine Edition
Ich weiß gar nicht recht, was ich von einer Klaus Meine Edition der Bibel eigentlich erwartet habe, zumal mir – obwohl ich in Hannover aufgewachsener Fan der Scorpions bin – nie auch nur die geringste Erwähnung irgendeiner christlichen Positionierung des kleinen Sängers untergekommen ist. Aber mit irgendwelchen einleitenden Worten hatte ich schon gerechnet; vielleicht mit einem kurzen Text, warum ihm die Bibel etwas bedeutet; einer Erinnerung, wann ihm biblische Texte wichtig geworden sind, oder auch einem Hinweis darauf, ob und wie er die Bibel liest.
Von all dem ist Nichts zu finden. Das Besondere der Klaus Meine Edition besteht schlicht und einfach darin, dass eine ganz normale neue Bibelausgabe in einem von Klaus Meine gestaltetem Schuber steckt.
Der von Meine gestaltete Schuber erscheint in schlichter Eleganz. Auf einem dunkelviolett-metallic Hintergrund erscheinen auf der Vor- und Rückseite silbrig aufgefächerte stilisierte Engelsflügel. Auf dem Buchrücken stehen im Zentrum die Worte „Send me an Angel“, von denen die Flügel ausgehen.
Auf dem Boden des Schubers ist der Name Klaus Meine und Vers 20 aus dem 23. Kapitel des zweiten Mosebuches abgedruckt: „Siehe, ich sende einen Engel vor Dir her, der Dich behüte auf dem Wege…“
Das war es. Im Endeffekt also ein reiner Marketing-Gag, der sich auch nicht auf die Person von Klaus Meine beschränkt. Insgesamt gibt es zehn Promi-Editionen, die als „limitierte Sammlereditionen“ „nur für kurze Zeit“ erhältlich sind. Neben Klaus Meine sind unter anderem Editionen von Janosch, Uschi Glas, Margot Kässmann und Jürgen Klopp zu haben. Über die genaue Auflage und die zeitliche Länge der Limitierung macht die Webseite der Deutschen Bibelgesellschaft (www.dbg.de) allerdings keine Angaben.
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