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Titel: Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir
Verlag: Riva
ISBN: 978-3-86883-755-1
Preis: € 19,90
224 Seiten
Chartstürmer Xatar, dem es mit seinem dritten Album gelang, die Pole Position der deutschen Verkaufscharts einzunehmen, legt mit diesem Buch Rechenschaft über seine Karriere im Musikgeschäft, auf der Straße und als Gangster ab. Musiker, bzw. Rapper ist dabei weder seine erste, noch seine einträglichste Karriere.
Darf man ihm alles glauben, was er erzählt? Über weite Strecken liest sich die Biographie wie ein aufgemotzter Brutalo-Krimi. Aufgewachsen in einem Bonner Migrantenviertel, von den "besseren Leuten" abgelehnt, beginnt er früh eine Karriere als Kleinkrimineller am Rande des Drogenmilieus. Das "Klein" streicht er bald. Er wird der King in seinem Kiez, schließt sich einer Mafia-Familie an und knüpft internationale Kontakte. In diesem Bereich erzählt er Geschichten, deren Wahrheitsgehalt man schnell im Bereich des Jägerlateins vermutet. Da ist zum Beispiel die Geschichte in der der Pate seiner Familie einen ganzen Trupp mit Macheten bewaffneter Kinder in ein Lokal schickt, dessen Betreiber Xatar übers Ohr gehauen hatte. Angeblich sollen diese Kinder in einem wahren Blutrausch die gesamten Besucher des Lokals nieder gemetzelt haben. Das klingt dann doch eher nach From Dusk till Dawn als nach einer wahren Begebenheit.
Ein groß angelegter Goldraub bringt ihn dann für mehrere Jahre ins Gefängnis, nachdem er zuvor versucht hat ins Ausland zu flüchten. (Xatar wurde 1981 als Giwar Hajabi in einem Dorf nahe der iranisch-irakischen Grenze geboren.)
Zu diesem Zeitpunkt hat Xatar schon lange entdeckt, dass ein außerordentlicher Künstler in ihm steckt. Er trennt sich vom Drogenmilieu und baut seine eigene Plattenfirma auf. Aber als die nicht so lief, wie gewünscht, und er zusätzliches Geld braucht, aktiviert Xatar mal eben seine alten Kontakte und holt sich das nötige Kapital mit Drogengeschäften rein. Das gilt im Buch als entschuldbarer, weil sachlich begründeter Rückfall. Er brauchte das Geld schliesslich.
Die Trennung vom Milieu war für ihn offenbar nie moralisches Gebot, sondern schlicht eine pragmatische Entscheidung, die Probleme reduzieren sollte. In dem Augenblick, wo es ihm sinnvoll oder hilfreich erscheint, kann der Drogenhandel also schnell wieder aufgenommen werden. Auch das gewalttätige Vorgehen gegen andere ist kein Tabu, sondern eine Option, die er skrupellos nutzt, wenn es ihm Vorteile bringt.
Xatar erscheint in seinem Buch so nicht nur als unsympathisch arroganter Angeber und von sich grenzenlos eingebildeteter Großzkotz. Wenn man das, was er hier berichtet, tatsächlich für bare Münze nimmt, ist Alles oder nix ein erschreckendes Buch, das eine ethisch moralische Parallelkultur zeigt, in der die Werte einer demokratischen Gesellschaft nicht das Geringste gelten. Freiheit, Gerechtigkeit und die Würde des Menschen werden in den Dreck getreten. Diejenigen, die sich daran halten, werden hohnlachend als Schwächlinge und Looser diskreditiert, die sich Menschen wie Xatar zu beugen haben. Gesetzesbrüche und Gewalt erscheinen als wertfreie Handlungsoptionen, die, wenn es den eigenen Interessen dient, ohne Rücksicht auf Verluste genutzt werden.
Wenn man das, was Xatar hier berichtet, der Wahrheit entspricht, stellt sich die Frage, warum der Mann nicht weiter hinter schwedischen Gardinen sitzt.
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