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Artikel

NDR Bigband feat. Pee Wee Ellis, Live im Pumpwerk Wilhelmshaven, 7.11.2015

Info

Künstler: NDR Bigband feat. Pee Wee Ellis

Zeit: 07.11.2015

Ort: Pumpwerk Wilhelmshaven

Besucher: ca. 350

Veranstalter: Pumpwerk Wilhelmshaven

Fotograf: Wolfgang Giese

Internet:
http://www.pumpwerk.de/

Eine Begegnung der interessanten Art.
Der am 21. April 1941 geborene Saxofonist Pee Wee Ellis (Alfred "Pee Wee" Ellis) und die NDR Bigband trafen anlässlich eines von drei Livekonzerten in Norddeutschland aufeinander. Nachdem man zusammen im Jahre 1997 das Album "What You Like" aufgenommen hat, kreuzen sich nun die Wege wieder.
Erfahrene Welten treffen aufeinander. Ellis lernte die Grundlagen des Jazz in den Fünfzigern, unter anderem durch Zusammenarbeiten mit Ron Carter oder Sonny Rollins. Bekannter wurde er jedoch in den Sechzigern in einem anderen Genre.

So spielte er zwischen 1965 und 1969 mit der “James Brown Revue“. Dort war er als Arrangeur und Mitautor für solche Klassiker wie „Cold Sweat“ oder „Say It Loud - I'm Black and I'm Proud“ mitverantwortlich. Nachfolgend kam es zu etlichen weiteren musikalischen Begegnungen, unter anderem mit solchen Künstlern wie George Benson, Esther Phillips, Dave Liebman und vor allem mit Van Morrison, für den er auch als Arrangeur tätig war. Als Mitglied der mittlerweile auch legendären JB Horns spielte er mit alten Mitstreitern aus der Zeit mit James Brown, unter anderen waren das Fred Wesley und Maceo Parker.

Die NDR Bigband entstand aus dem Radio-Tanzorchester Hamburg, gegründet im Mai 1945. Nicht nur Jazz, sondern eigentlich überwiegend Tanzmusik wurde in den Anfangstagen gespielt. Erst ab 1963 und spätestens ab den frühen siebziger Jahren stand vermehrt Jazz im Vordergrund. Im Laufe der Zeit verfügte das Ensemble über viele bekannte Musiker und auch aktuell ist eine hochkarätige Besetzung an Bord. Viele verschiedene Projekte zählen mittlerweile zu den Programmpunkten der Band, diese Zusammenarbeit mit Ellis zählt dazu. Seit 2008 leitet Jörg Achim Keller die Formation verantwortlich.

So steuerte er auch an diesem Konzertabend seine Band sicher durch die zwei Sets von etwa zweistündiger Spieldauer. Die Arrangements saßen perfekt, das Orchester hob an zu kraftvollen Höhen, und fuhr im nächsten Moment spielerisch wieder herunter. Hierbei offenbarte sich so manche Nuance, die einiges an Abwechslung offenbarte.


Üblicherweise gibt es im Rahmen von Bigband-Konzerten stets den einen oder anderen Solisten, der sich darstellen kann. Dieses Mal oblag es zwei Posaunisten und zwei Trompetern aus der Bläserabteilung, die sich solistisch präsentieren konnten. Das waren im Einzelnen Dan Gottshall und Klaus Heidenreich sowie Claus Stötter und Reiner Winterschladen, der mich am meisten beeindruckte mit seinem kraftvollen und ideenreichen Spiel. Aber auch von Gitarre (Denny Ilett) und Keyboard gab es kurze Solodarbietungen, der Mann am Fender Rhodes, Vladyslaw Sendecki, zeigte sich dabei als echtes Highlight mit seinen einfühlsamen solistischen Einwürfen.

Doch – Hauptaugenmerk war natürlich auf den Star des Abends gerichtet - Pee Wee Ellis, um diesen Mann zu erleben, waren letztlich doch ein wenig mehr als bei Jazzkonzerten üblicherweise erwartete Zuschauer gekommen. Dabei zeigte sich Ellis gar nicht einmal als typischer Vertreter des Jazzsaxofons, denn es gab einiges Blues-Betontes, wie er selbst es nannte, „Blues with a different twist“.
Der Star des Abends - Pee Wee Ellis

Hierbei konnte der Musiker sein Verständnis für den Blues und die Emotionen dieser Musik sehr sensibel und kraftvoll gleichzeitig vorführen. Eines davon war „Blues Mission“, ein Song über einen Distrikt in San Francisco. Darüber hinaus war es natürlich die Prägung seiner Zeit mit James Brown, die in seinem Spiel vorwiegend durchschien, da war mehr vom Sound solcher Kollegen wie King Curtis zu hören als von Zeitgenossen des Jazz wie Sonny Rollins, Coleman Hawkins oder Lester Young, die damaligen Vorbilder der Fünfziger. Wohl nicht mehr durchgehend ganz so intonationssicher wie in jüngeren Jahren, vermochte Ellis es dennoch, das ganze Spektrum von ganz hohen Tönen bis hinab in den tiefen Keller überzeugend abzubilden, und dabei stets geprägt von hoher Qualität und Emotion.

Mitunter jedoch stand dieses erdige „Urgefühl“ den perfekten und dadurch im Gegensatz relativ mitunter eher kühl wirkenden Arrangements der Bigband entgegen und nicht immer konnte sich daraus eine perfekte Melange entwickeln. Am überzeugendsten waren für mich die beiden Balladen des Abends, unter anderem „A Nightingale Sang In Berkeley Square“, und als Zugabe und zum ruhigen Abschied die zweite Ballade, sowie ein im Reggae-Rhythmus vorgetragenes Stück. Eines der Signature-Tunes des Saxofonisten durfte natürlich auch nicht fehlen, das war das enorm funkende „The Chicken“ aus dem Jahre 1967. So war der Abend letztlich erfüllt von unterhaltender Musik auf hohem Niveau.

Wolfgang Giese


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