Artikel
Info
Die legendären Dire Straits liegen bekanntlich seit 1995 auf Eis. Einzelne Bandmitglieder sind jedoch nach wie vor aktiv. So waren in diesem Jahr bereits Bassist John Illsley und Mastermind Mark Knopfler auf Tour in Deuschland zu sehen. Nun folgt mit David Knopfler Marks kleiner Bruder, der bei den Dire Straits nach den ersten beiden Alben Dire Straits und Communique aus der Band ausstieg. Er fühlte sich musikalisch nicht genug eingebunden und durfte kaum Songideen beisteuern. Seit 1983 veröffentlicht er in regelmäßigen Abständen Soloalben und geht damit auf Tour. Begleitet wird er seit fast zwanzig Jahren von seinem Gitarrenpartner Harry Bogdanovs, der ihn auch bei der aktuellen „The Grace“-Tour unterstützt.
Heute sind deutlich weniger Zuschauer als am Vortag bei Uli Jon Roth im Spectrum. Woran das liegt weiß ich nicht, vielleicht wurde das Konzert zu wenig beworben (oder Herr Knopfler ist schlicht und ergreifend einfach nicht interessant genug - Anm.d.Red.). Trotzdem dürften es vielleicht 200 Gäste sein. David Knopfler und Harry Bogdanovs betreten um 20 Uhr die Bühne. Ich vermute, dass etliche Besucher diese beiden schön des Öfteren live gesehen haben. Die Stücke der Alben Grace und Acoustic bilden den Hauptanteil des heutigen Konzerts.
Die Atmosphäre ist dabei äußerst entspannt. Die Bühne wurde in ein violettes Licht gehüllt und es befinden sich darauf mit David Knopfler und Harry Bogdanovs lediglich zwei Musiker. Bogdanovs spielt während des kompletten Gigs eine hervorragende Akustikgitarre. David Knopfler beweist große Vielseitigkeit. Er spielt Klavier, Akustik-Gitarre und eine feine Blues-Harp. Knopfler versprüht weniger die Aura eines Stars, sondern eher die eines Musiklehrers, der seine Schüler zum Mitsingen animieren möchte. Er trägt eine ziemlich starke Brille, die in Kombination mit dem Bühnenlicht noch stärker erscheint. Dies schränkt jedoch den Hörgenuss in keiner Weise ein - ganz im Gegenteil. Aufgrund der Tatsache, dass es im Prinzip keine Show gibt, wird das Konzert ganz auf die Musik beschränkt. Und die ist wirklich klasse! Mal ruhig und besinnlich, mal bluesig und mal in bester Bob Dylan-Manier gibt es für fast jeden Geschmack etwas.
Die Ansagen von David Knopfler könnte man sich getrost sparen, da er genau wie sein Bruder sehr stark nuschelt und zumindest ich kaum etwas von dem verstehe, was er ins Mikro spricht. Harry Bogdanovs ist ein Phänomen. Er bewegt sich keinen Millimeter und steht, wenn Knopfler irgendwelche Ansagen macht, meist völlig regungslos da. Auf seine Dire-Straits-Vergangenheit greift Knopfler konsequenterweise nicht zurück. Einmal erwähnt er in einer Ansage kurz seinen „großen Bruder“, ansonsten erzählt er kaum Persönliches oder irgendwelche Anekdoten. Nach 45 Minuten gibt es eine kurze Pause, das zweite Set dauert ebenfalls 45 Minuten.
David Knopflers Stimme hat große Ähnlichkeiten zu der seines Bruders Mark. Ich finde die präsentierten Songs sehr gut. Sie erzählen eine kleine Geschichte und haben allesamt eine tolle Melodie. Zum Antesten kann ich hier nur das Album Acoustic empfehlen, das sehr gut geraten ist und bei seinen Konzerten erhältlich ist.
Als Zugaben werden die beiden Songs „Cinnamon Girls“ und eine tolle Coverversion des Songs „Games People Play“ geboten, bei dem der sonst eher sehr reservierte Knopfler das Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen auffordert. Witzigerweise gelingt dies sogar. Nachdem das restliche Konzert eher zum stillen Genießen eingeladen hat, habe ich damit nicht gerechnet. Mir hat der Auftritt sehr gut gefallen. Die Songs sind ruhig, aber sehr abwechslungsreich und musikalisch sehr gut gemacht. Das Gitarrenspiel der beiden ist super und die Stimme von David Knopfler hat einen gewissen Charme.
Nach dem Auftritt geben Knopfler und Bogdanovs eine Autogrammstunde. Man merkt vor allem Knopfler jedoch an, dass ihm dieser Rummel um seine Person sehr zuwider ist und er dies lieber komplett vermeiden würde. Aber Geschäft ist Geschäft und so lässt er sich zu dieser Art von „Fanbetreuung“ hinreißen. Meines Erachtens sollte er das jedoch lieber bleiben lassen, denn man merkt ihm dies durchaus an.
Fazit: Tolles Konzert, aber die Autogrammstunde sollte er aufgrund chronischer Unlust lieber ausfallen lassen.
Setliste:
Nickels and Dimes
Jericho
So Was I
Hard Times (In Idaho)
Somebody Kind
Underland
The last Goodbyes
Easy Street
---
The Great Nowhere
Dawn Patrol
The Final Miles
Tears Fall
Grace In The Gutter
True North
Me and Billy Crowe
America
---
Cinnamon Girls
Games People Play
Stefan Graßl
Zurück zur Artikelübersicht |