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Titel: Das ist die ganze Wahrheit. Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden
Verlag: Riva Verlag
ISBN: 978-3-86883-676-9
Preis: € 16,99
224 unbebilderte Seiten
Marc Frohners die ärzte-Biographie erhebt im Titel den Anspruch: Das ist die ganze Wahrheit. Der Untertitel präzisiert Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden. Ein Untertitel wie Best of Internet würde dem Band eher gerecht. Denn außer der offiziellen Band-Biographie die ärzte. Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf von 2001 benutzt Frohner nicht eine einzige gedruckte Quelle. Und auch unter den sieben Seiten Links, die völlig ungeordnet im Anhang abgedruckt sind, finden sich nur wenige Angaben von professionellen Quellen, wie vereinzelt dem Tagesspielgel, der Berliner Zeitung, Spiegel, Zitty, Bravo oder Musikexpress. Dafür wimmelt es von youtube-Videos.
Mit anderen Worten: Wir haben es hier mit einer Fleißarbeit zu tun, die jeder, der über einen Arbeitsplatz mit Internetanschluss verfügt, von zu hause aus leisten kann. Auf eigene Recherchen über das Netz hinaus, in Zeitungen von „damals“, eventuell gar durch Interviews mit Protagonisten oder Zeitzeugen wurde konsequent verzichtet.
Im Ergebnis machen die frühen Jahre so einen sehr dichten, gut informierten Eindruck, während die Zeit nach 2000 sich zunehmend darauf konzentriert, die Alben vorzustellen, Touren zu erwähnen und Chartplatzierungen zu notieren. Mit einbezogen sind dabei die Soloarbeiten der drei Musiker. Es dürfte sich hier also im Wesentlichen um eine Zusammenfassung der offiziellen Biographie handeln, die um leicht zugängliche Informationen aus der Zeit nach „dem Meerschwein“ ergänzt wurde.
Für ärzte Fans dürfte sich der Band daher erübrigen. Aber die Band ist ja schon lange ein absoluter Mainstream Act geworden, der viele sehr junge Fans hat, für die die das gut 200seitige Werk eine leichter fassbare Alternative zu dem dickeren Wälzer sein könnte, der zudem die Zeit, in der sie die Band bereits selber erlebt haben, ausspart.
Ein Fragezeichen gehört noch hinter die Überschrift Das ist die ganze Wahrheit. Denn Marc Frohner berichtet tatsächlich sehr überzeugend darüber, Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden. Aber dabei lässt er sich nicht gern von unangenehmen Ereignissen stören. Die Auseinandersetzungen mit, bzw. um die Böhsen Onkelz, bei denen die ärtze zwar kein ganz so schlechtes Bild, wie die Hosen abgegeben haben, sich aber ebenfalls alles andere als mit Ruhm bekleckert haben, verkommt zur Randnotiz. (Selbst die Frei.Wild Episode bei der Echo-Verleihung wird breiter dargestellt.) Von einer Einsicht zur Selbstkritik, die der ja nun wahrlich nicht rechts-verdächtige Wolfgang Niedecken hatte, nachdem er sich intensiver mit den Frankfurtern beschäftigt hat, war bei den Berlinern, die sich hier als stramm ideologisch vermauert zeigten, nichts zu sehen.
Werten wir es positiv, dann beschränkt sich Frohner eben als unkritischer Fan einfach auf das Untertitelthema Wie Die Ärzte zur besten Band der Welt wurden. Und in seiner Darstellung wird tatsächlich deutlich WIE die Band zu dem wurden, was sie heute sind - und vor allem in den 90ern waren.
Denn bei den frühen Alben merkt man dem Autor tatsächlich eine Begeisterung für das an, was auf den Alben zu hören ist, später jubeln dann vor allem noch die Chartpositionierungen. Man fragt sich, ob das daran liegt, dass Fohrner die frühe Begeisterung aus der offiziellen Biographie hat übernehmen können, oder ob „die beste Band der Welt“ nicht doch auch eine von den Bands ist, die vor allem vom frühen Ruhm leben und sich als eingeführte Helden so gut verkaufen, weil auch das, was sie später gemacht haben, immerhin noch so gut ist, dass man es sich schnell (wenn auch vielleicht nur vorübergehend) schön hören kann.
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