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Dass in diesem Monat Grobschnitt die Ehre in dieser Kolumne bekommt, liegt auch an der Alternativlosigkeit. Im Oktober vor 25 Jahren habe ich außer dieser Live-CD nur noch einen relativ belanglosen Metal-Sampler erstanden. Aber das passt schon. Zum einen war der Kauf der CD ein kleines Jubiläum. Im 55ten Monat als CD-Player-Besitzer habe ich mit Solar Music - live die 400ste CD ins Regal gestellt.
Zum anderen gehören Grobschnitt auf jeden Fall in den Kreis der Bands, die ich gerne in dieser Kolumne vorstelle. Und „Solar Music“ ist nun einmal ohne jede Frage das wichtigste Stück der Hagener Band, das für viele geradezu als Synonym für die Band, ja fast für das ganze Krautrock-Genre steht – in einer Linie mit „Gamma Ray“ von Birth Control, Kraftwerks „Autobahn“ oder dem „Elektrolurch“ von Guru Guru.
Veröffentlicht wurde „Solar Music“ 1978 auf dem Album Ballermann in einer 30-Minuten-Version. Schon dort eher von freien Improvisationen geprägt, wurde das Stück bald zum Herzstück eines jeden Konzertes, das leicht einmal die doppelte Länge des bereits im Original überlangen Stücks erreichen konnte. Mittlerweile zum absoluten Kultobjekt avanciert wurde eine ganze CD-Reihe veröffentlicht, die nur aus unterschiedlichen Versionen dieses einen Stücks besteht.
Ich frage mich gelegentlich, ob es sich dabei nicht in mancher Hinsicht, um ein Stück vor allem für Musiker handelt. Denn auch wenn ich „Solar Music“ mit Genuss hören kann, verschließt sich mir die Dimension der überschäumenden Begeisterung, mit der viele Fans und Kritiker aus dem Kraut- und Proglager auf den Longtrack reagieren. Meine Liebe zu Grobschnitt speist sich eher durch die bunten humorvollen Stücke mit ihren oft skurrilen Texten, die die Band in der Art einer Rocktheater Truppe auf die Bühne brachte – Stücke wie „Vater Schmidt’s Wandertag“, „Illegal“ oder auch das symphonische Material des Debüts.
Hätte ich mir ganz frei ein Grobschnitt-Album ausgesucht, wäre Solar Music bestenfalls vierte oder fünfte Wahl gewesen. Ganz oben hätte Jumbo gestanden, am besten die deutsche Version, gefolgt von Illegal oder dem Debüt. So hat der „Zufall“ dazu geführt, dass der eigentliche Klassiker in die Kolumne geraten ist. Solar Music - live war auch die erste Grobschnitt-CD, die ich mir gekauft habe. Es könnte in der Zukunft noch einmal die Chance geben, in diesem Kontext ein weiteres Grobschnitt-Album vorzustellen. Allerdings liegt der Kauf meiner nächsten CD der Band erst 2019 25 Jahre zurück. Wem die Geduld so lange zu warten fehlt, sollte einmal in unser Archiv schauen. Dort sind Reviews einiger Re-Releases aus dem Jahre 2008 zu finden. Für die dauert es bis zur Aufnahme in diese Kolumne bis zum Jahre 2033. Die schreibe ich dann bereits als Rentner.
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