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Artikel

Blues mit viel Seele vom Feinsten: Robert Cray Band live in München

Info

Künstler: Robert Gray Band

Zeit: 16.04.2015

Ort: München - Muffathalle

Internet:
http://robertcray.com
https://www.facebook.com/robertcraymusic

Der mittlerweile 61-jährige Robert Cray gehört zu den Veteranen des modernen Blues und hat mit seinen Scheiben Strong Persuader oder Don’t Be Afraid Of The Dark einige heiße Eisen im Feuer, die auch heute noch sehr gut klingen. Er wird regelmäßig von Eric Clapton zu seinem Festival eingeladen - das sagt schon einiges aus! Von daher war ich sehr gespannt auf das Konzert des Gitarristen und Ausnahmesängers. Die Muffathalle liegt mitten in der Münchner Innenstadt, direkt an der Isar. An dem Abend scheint die Sonne, die Leute liegen am Isarufer und trinken Bier, und es ist schön warm. Ideale äußere Bedingungen, die durchaus auch für ein „Indoor“-Konzert passend sind. An der Muffathalle ist direkt ein Biergarten angegliedert, in dem etliche traditionelle Münchner und bayrische Spezialitäten auf den Tisch kommen.

Bis jetzt war ich noch nie in der Muffathalle. Die Halle ist schon etwas älter, hat aber durchaus ihren Reiz und in München einen Kult-Status. Am Vorabend hat hier Melissa Etheridge gespielt, diverse andere internationale Größen folgen in diesem Jahr noch. Ich finde die Halle vom Aufbau her genial. Die Bühne ist hoch, aber nicht zu hoch. Jeder im Publikum deshalb einen optimalen Blick auf der Bühne. Überraschend für mich ist der hohe Frauenanteil im Publikum. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Merchandising gibt es fast gar nicht, nur ein paar Shirts von der letzten Tour und handsignierte LPs.

Fast pünktlich beginnen Robert Cray und seine Band. Der Jubel zu Beginn ist eher verhalten, was jedoch sicher mit der Hitze und der stickigen Luft in der Halle zusammenhängt. Der Sound ist vom Start weg hervorragend. Robert Crays Gitarre hört man optimal, aber auch die restlichen Instrumente fügen sich zu einem glasklaren, transparenten Gesamtsound zusammen. So macht Live-Musik Spaß!

Robert Cray ist hervorragend gut bei Stimme. Er spielt richtig damit und begeistert sich, seine Band und das Publikum mit jedem Song. Die Musiker in seiner Band sind Vollblutmusiker wie sie im Buche stehen. Sein langjähriger Bassist Richard Cousins groovt direkt neben ihm relaxt, wie man auf der Bühne nur sein kann. Dabei strahlt er so viel Spaß und Spielfreude aus, dass es locker für zwei Musiker gereicht hätte. Er ist der Spaßvogel in der Band. Irgendwie haben er und Cray an diesem Abend einen Running-Gag über Tom Jones, den Cray immer wieder aus der Schublade hervorkramt. Dabei macht der schlaksige Bassist Bewegungen nach, die an den „Tiger“ erinnern und nebenbei sehr witzig ausschauen. Kurz: Die Band nimmt sich keinesfalls bierernst, spielt jedoch wie aus einem Guss. Keyboarder Dover Weinberg feiert sich selbst an den Tasten und spielt sich in einen förmlichen Rausch. Er macht einen fast entrückten Eindruck und kommt aus dem Dauergrinsen fast nicht mehr raus. Dabei haut er einen Hammond-Sound raus, der mir eine wahre Gänsehaut beschert. Für den nötigen Drive sorgt Schlagzeuger Les Falconer, der sehr mannschaftsdienlich spielt und nur ganz kurz einen Solo-Part anspielt.

Die Ansagen von Robert Cray sind nicht besonders originell und wiederholen sich fast ständig. Ab und zu reißt er Witze, die einige im Publikum zum Lachen bringen. Ich muss leider sagen, dass ich sie aufgrund der schnellen Aussprache nicht verstanden habe. Aber das ist auch nicht sein Ding - er lässt lieber die Musik sprechen. Und die hat es wirklich in sich. Bewegende Blues-Balladen, hin und wieder schnellere Songs und wuchtigere Lieder wechseln sich ab. Dabei ist immer eine gehörige Portion Soul dabei. Eine sehr interessante Mischung. Die Songs des letztjährigen Albums In My Soul fallen keinesfalls ab und bekommen vom immer besser werdenden Publikum den gleichen Applaus wie die Klassiker. Songs wie In My Soul oder das witzige Hip Tight Onions wissen durchaus zu gefallen und zeigen, dass ihm auch nach etlichen Jahren noch gute Songideen einfallen.

Der Gesang von Cray bleibt während des kompletten Konzerts auf konstant hohem Niveau. Dabei hat er sichtlich mit der schwülen Luft in der Halle zu kämpfen. Gitarrentechnisch hervorragend ist es eine wahre Freude, ihn auf der Bühne zu beobachten. Laute Töne, leise Töne - er beherrscht beides meisterhaft. Jeder Song erzählt eine Geschichte und bei dem tollen Sound kann man sich sogar die einzelnen Handlungen gut vorstellen. Mir gefällt am besten der Song „Right Next Door (Because Of Me)“. Der Song ist von der Story her packend und wird musikalisch entsprechend umgesetzt. Klasse!

Die Zeit vergeht an dem Abend sehr schnell. Bis ich schaue ist schon eine Stunde vorbei. Als Zugaben werden „Hip Tight Onions“ und „Chicken In The Kitchen“ vom Stapel gelassen. Beide Songs werden vom Münchner Publikum regelrecht abgefeiert, etliche tanzen vor der Bühne. Nach ziemlich genau 90 Minuten ist dann jedoch Schluss. Robert Cray und seine sympatischen Mitmusiker verlassen die Bühne. Einige Fans pfeifen, da unmittelbar danach das Licht angeht. Man kann darüber streiten, ob er noch mehr Songs hätte spielen sollen. Ich denke die Spielzeit geht durchaus in Ordnung. Sämtliche Lieder waren mit sehr viel Leidenschaft und hervorragendem Gesang vorgetragen. Mangelnden Einsatz kann man der Band wirklich nicht vorwerfen. Ich fand den Gig große Klasse. Tolle Musik, tolle Musiker und einen Robert Cray, dem man sein Alter zu keiner Sekunde anmerkt!!


Setlist:
Side Dish
Poor Johnny
I’ll Always Remember You
Sadder Days
Move A Mountain
I Guess I’ll Never Know
The Road Down
Don’t You Even Care
Your Good Thing Is About To End
You Move Me
I Shiver
Right Next Door (Because Of Me)
What Would You Say
Deep In My Soul
---
Hip Tight Onions
Chicken In The Kitchen

Stefan Graßl


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