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Rother Bluestage 2014, Teil 1: JJ Grey & Mofro

Info

Künstler: JJ Grey & Mofro

Zeit: 25.03.2015

Ort: Roth - Kulturfabrik

Internet:
http://www.jjgrey.com
http://www.bluestage.de

Die Rother Bluestage sind für mich jedes Jahr ein absolutes Muss. Die Bands passen, das Ambiente ist sehr gemütlich und überaus professionell und die Fans dort sind absolut gigantisch. Ein Festival für Fans - so könnte man es passender weise ausdrücken. Auch heuer ist es den Veranstaltern der Blues-Tage wieder gelungen, ein überaus abwechslungsreiches Programm auf die Bühne zu stellen. Meine persönlichen Highlights in diesem Jahr sind eben JJ Grey & Mofro und Hundred Seventy Split. Aber auch sämtliche anderen Künstler die dort auftreten sind musikalisch klasse und wären auch interessant. Wären da nicht jedes Mal die 70 km Anreise, die auch wieder retour gefahren werden wollen.

direkt zu Teil 2 unserer Berichterstattung aus Roth


Kurz vor Beginn von MARC BROUSSARD ist die Kulturfabrik schon gut gefüllt, die meisten Fans befinden sich schon in der Halle. Der Mann war mir bis heute überhaupt kein Begriff. Er gehört zu einer neuen Singer/Songwriter-Generation aus Amerika und stellt mit A Life Worth Living sein neues Album vor. Ganz alleine nur mit seiner akustischen Gitarre betritt er die Bühne und legt los - völlig unbeeindruckt von den vielen Leuten. Als er zu singen beginnt, sieht man viele offene Münder. Einen derart kraftvollen, ausdrucksstarken Gesang hört man sehr selten. Man könnte ihn vielleicht noch mit Joe Cocker vergleichen. Und hier gibt es tatsächlich Vergleiche: Den Cocker-Song „Hard Knocks“ hat Broussard geschrieben. Er präsentiert ihn auf seine Weise und wird dabei von Anthony Farrell, dem Keyboarder von JJ Grey, unterstützt. Eine Version die entwaffnet und überzeugt. Textlich singt er sehr positive Songs, denen man gut folgen kann. Dabei gelingt es ihm spielend, das Publikum zu fesseln. Kein Wunder mit dieser Stimme! Beim letzten Song wird er von der kompletten Band Mofro und JJ Grey himself am Gesang unterstützt. Auch das zeigt, dass sich die Musiker gut verstehen und keinerlei aufgesetzte Star-Allüren an den Tag legen. Mit viel Applaus wird Broussard vom Rother Publikum bedacht und ist sichtlich gerührt von dem positiven Publikumszuspruch.




JJ GREY & MOFRO sind insgesamt zu siebt und betreten als Einheit zusammen die Bühne. Zu Beginn lassen sie schön altmodisch erst einmal alle Instrumente röhren und schauen, wo noch nachjustiert werden muss. Das sieht nicht nur cool aus, sowas bekommt man auch fast gar nicht mehr zu sehen. Von Beginn an hat JJ Grey das Publikum im Blick und seine Mitmusiker, die sich untereinander blind verstehen, scheinen die Vorgaben ihres Chefs zu kennen: Absolute musikalische Hingabe von der ersten bis zur letzten Note! „Hide & Seek“ stimmt das Publikum auf einen fast zweistündigen musikalischen Trip durch den sumpfigen Süden der USA ein. Die Bläserfraktion um Saxofonist Art Edmaiston und Trompeter Dennis Marion steht auf der rechten Bühnenseite und verleiht der Musik den New-Orleans bzw. Soul-Touch, für den die Songs so bekannt sind. JJ Grey wird vom Rother Publikum mit offenen Armen empfangen. Man merkt ihm an, dass er sich auf der Bühne sauwohl fühlt. Aber nicht nur er: seine Band Mofro spielt sich in einen wahren Rausch und präsentiert sich als verschworene Einheit, die man vermutlich nachts um 4 Uhr wecken und auf die Bühne stellen könnte - und auch das würde funktionieren.

Die Musiker sind nicht nur Meister ihres Fachs, sondern auch überaus schrullig. Der Gitarrist Andrew Trube etwa ist optisch absolut unauffällig, spielt aber eine Wahnsinns-Gitarre und lächelt dabei so schüchtern, wie wenn er das heute zum ersten Mal durchzieht. Keyboarder Anthony Farrell ist der Herr der Tasten und verleiht der Musik mit seinem Hammond- und Piano-Teppich eine einzigartige Atmosphäre. Bei einem meiner Lieblingssongs, „99 Shades Of Crazy“, kommt dies besonders gut zur Geltung. Schlagzeuger Anthony Cole ist das beste Beispiel darin, dass man mit einem sehr kleinen Schlagzeug trotzdem tolle Effekte erzielen kann. Zusammen mit dem dauergrinsenden Bassisten Todd Smallie bildet er ein sicheres Rhythmusgespann. Die beiden spielen traumwandlerisch sicher zusammen und haben dabei offensichtlich sehr viel Spaß. Über all dem thront förmlich die Stimme von JJ Grey. Mit wahnsinnig viel Volumen singt er seine Songs. Dabei versteht man ihn ausgezeichnet und kann andächtig den kleinen Geschichten lauschen, die er erzählt. Wenn er z. B. bei „Everything Is A Song“ darüber singt, wie seine Tochter das erste Mal bewusst ein Lied singt und er als stolzer Papa ihr dabei zugehört hat, ist dies sehr lebensnah. Für einen Musiker kann es wahrscheinlich kein schöneres Geschenk geben. Auch bei Songs wie „The Island“ oder „Lochloosa“, bei denen er die Zuhörer auf eine musikalische Reise nach Florida mitnimmt spürt man schnell die Begeisterung für seine Heimat.

Bei manchen Songs erzählt Grey ein paar persönliche Anekdoten, was bei den Fans sehr gut ankommt. Etliche können die Songs auswendig mitsingen, was mich sehr beeindruckt. Soundmäßig stimmt absolut alles. Die Crew der Rother Bluestage hat alles im Griff und sorgt dafür, dass sich die dort auftretenden Künstler optimal entfalten können. Es werden verhältnismäßig viele Songs - insgesamt sechs - vom neuen Album Ol’ Glory gespielt, was aber angesichts der frischen Veröffentlichung vollauf in Ordnung geht. Die neuen Songs passen gut ins Konzept und haben erstaunlich viele Soul-Anteile. Alle Bandmitglieder bekommen kurze Solo-Spots, die jedoch immer so kurz sind, dass sie nicht nerven. Hier könnte sich so manche Band ein Beispiel nehmen. Neben einer tollen Stimme spielt Grey noch hervorragend Gitarre und Blues-Harp.

Der Abend vergeht wie im Flug. Nach 80 Minuten verlassen der sympathische JJ Grey und seine Band die Bühne, um für zwei begeisternde Zugaben wieder zurück zu kommen. Den Abschluss bildet der Titelsong des neuen Albums. Marc Broussard unterstützt die Band hier noch einmal gesanglich. Nach ziemlich exakt 105 Minuten ist dann Schluss. Roth applaudiert was das Zeug hält. JJ Grey & Mofro bedanken sich auf ihre Weise und applaudieren dem Publikum zu. Man merkt sämtlichen Musikern an, dass es ihnen hier gefallen hat und sie von den Reaktionen überwältigt sind. Ich bin begeistert. Der sprichwörtliche musikalische Funke zwischen Band und Publikum war hier förmlich greifbar und genau das möchte man doch live sehen. Grey und seine Musiker sind sympathisch und machen Spaß. Bleibt zu hoffen, dass Grey sich zukünftig öfters nach Süddeutschland begibt!


Setlist JJ Grey & Mofro:
Hide & Seek
Sweetest Thing
Every Minute
99 Shades Of Crazy
Everything Is A Song
Brighter Days
Hold On Tight
Light A Candle
Lochloosa
Orange Blossoms
Slow Hot Sweaty
Everything Good
Night To Remember
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The Hurricane
Ol’ Glory



Stefan Graßl


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