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Info
Zeit: 13.02.2015
Ort: Augsburg - Soho Stage
Internet:
https://www.facebook.com/MantarBand
http://www.sohostage.de
Alaaf und Helau - wer davon gehörig die Nase voll hatte, der war an diesem Freitag in der Soho Stage goldrichtig. Das massive Duo Mantar machte nämlich auf ihrer Tour in Augsburg Halt. Das passte zudem ganz gut. Erblickte an diesem Freitag, dem 13., genau 45 Jahre vorher, das erste Album von Black Sabbath das Licht der Welt und brachte elende Düsternis in dieselbe. Etwas von dem auch die Hauptband heute zehrt.
Die Soho Stage ist ein kleiner Kellerclub im Herzen der Fuggerstadt. Harte Klänge dieser Art stehen dort eher nicht auf dem Programm. Und Menschenmassen beherbergt man sonst auch nicht. So wurde es mit geschätzten 80 Leuten ziemlich voll in dem kleinen Raum mit der ebenso kleinen Bühne. Letzteres führt später zu einer recht intensiven Konzerterfahrung. Aber dazu nachher mehr.
Als Eröffnungsact stand erst einmal der Österreicher MICHAEL ZIMMEL auf der Bühne - oder eher vor der Bühne. Zu seinen Füßen lag eine Ladung Effektgeräte und anderes technisches Zeug, mit dem er seinen Sound erzeugte. Der Mann war nämlich ganz alleine. Zu gesampleten Drum-, Bass- und Gitarrenspuren spielte er große, dröhnende Riffs, von denen er sich selbst treiben ließ. Das hatte etwas von instrumentalen Godflesh. Wie man zünftigen Postrock/Postmetal-Sound erzeugt, weiß der gute Mann jedenfalls. Trotzdem wiederholten sich die Klänge im Laufe seiner drei Stücke ständig und es hätte auch gut und gerne ein einziges sein können. Nach rund einer Viertelstunde war das Ganze dann schon vorbei. Weder eine Verabschiedung, noch hat er sich vorgestellt - der schüchterne, introvertierte Junge war so schnell weg, wie er erschien. Ob er trotzdem Eindruck schinden konnte? Beim Rezensenten jedenfalls nicht wirklich.
Anders das Auftreten der Leipziger THROWERS. Bühnenpräsenz war vorhanden. Zumindest für eine Klitsche dieser Größenordnung. Lediglich das Drumkit stand auf der Bühne. Gitarrist Kay, Bassist Jonas und Sänger Alex standen im Publikumsraum. „Mittendrin statt nur dabei“ lautete somit das Motto für Band wie für Zuhörer. Der Vierer fackelte auch nicht lange und legte ein derbes Hardcore-Brett vor. Die Instrumente hüpften wild im Kreis, während der Gesang derbe gespuckt und voller Euphorie alles in Grund und Boden schrie. Das war nicht immer allzu leicht nachzuvollziehen und in Sachen Songwriting und Intensität machte man durchaus Gruppen wie Dillinger Escape Plan oder Converge Konkurrenz. Crust und Metal verbanden sich hier zu einem wilden, technisch anspruchsvollem Klangcocktail. Das Publikum war zuerst etwas verstört, fand dann aber doch seinen Gefallen daran, auch wenn man nicht so recht wusste, wie einem geschieht. Von einem Moshpit blieb man glücklicherweise erspart. Dafür war einfach zu wenig Platz. Nach 20 Minuten war der Zauber bereits vorüber. Schweißperlen standen einem danach jedenfalls auf der Stirn - ob man den Sound nun nervig fand oder nicht.
Danach wurde ein wenig umgebaut. Ein Schlagzeug kam weg. Dessen Platz nahm anschließend MANTAR-Sänger/Bassist Hanno Klänhardt ein. Auge in Auge, seitlich zum Publikum, rotze das norddeutsche Duo seine Musik hinaus. Wer vermisst schon einen Bass, wenn man einen solch massiven Verstärkerturm und eine ganze Ladung an Effektgeräten hat, wie Hanno? Dazu der harte Punch von Schlagzeuger Erinc und fertig ist der garstige Düstersound. Der Gesang klang an diesem Abend noch angepisster und kratziger als gewohnt. Hier hatte wohl jemand die Tage davor zuviel gefeiert. Passte aber dann doch wieder bestens zum Flair der Musik. Auf der Bühne machte sich mit zunehmender Spielzeit ein regelrechtes Rauschgefühl breit, das sicher nicht nur vom Alkohol her rührte. Hier wird der Sound auf jeden Fall gelebt und nicht nur einfach herunter gespielt. Wo das Songwriting vielleicht manchmal etwas simpel erscheint, macht man es auf der Bühne mit jeder Menge Leidenschaft wieder wett. Es reißt schon ganz schön mit, wenn man von Songs wie „Astral Kannibal“ oder „The Huntsmen“ überrollt wird. Allzu lange währte das Vergnügen allerdings nicht. Nach nicht mal ganz einer Stunde hatten Mantar alles gesagt, was sie zu sagen hatten - mehr Material außer seinem Debütalbum hat man einfach nicht in der Hinterhand. Mit „White Nights“ und jeder Menge Lärm beendete das Duo seinen Auftritt und ließ einen mit der Gewissheit zurück, im kleinen Rahmen den derzeit heißen Underground-Scheiß erlebt zu haben. Mantar-Shirt-Träger dürften einem in nächster Zeit jedenfalls öfter begegnen. Dafür sorgen alleine schon die an diesem Abend anwesenden Fans, die am Merchandising-Stand ordentlich zugriffen.
Coole (Haupt-)Band, coole Location und überraschend guter Sound. Was will man als Freund der harten Klänge noch mehr?!
Mario Karl
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