····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

Im Interview wird das musikalische Dreiländereck Tri State Corner erforscht

Info

Gesprächspartner: Ioannis Maniatopoulos

Zeit: 03.10.2014

Ort: Steinheim

Interview: Face 2 Face

Stil: Hardrock

Internet:
http://www.tristatecorner.com

Mit ihrem dritten Longplayer Home haben Tri State Corner ihr ausgewogenstes und bestes Album vorgelegt. Gitarrist und Bouzouki-Virtuose Ioannis Maniatopoulos gewährte Michael Schübeler vor dem Konzert im Vorprogramm von Rage einen lockeren Einblick in die Welt des multikulturellen Quintetts. Zum Auftakt des Gespräches konfrontierte er Maniatopoulos mit seiner Einschätzung der Bandentwicklung.

MAS: Ihr entwickelt euch sehr behutsam weiter und macht wirklich einen Schritt nach dem anderen. Man hat bei jedem Album den Eindruck, das ist so gut, wie es zu dem Zeitpunkt möglich war. Ich hasse dieses Gefühl, die Band hat nicht alles aus sich herausgeholt; die Songs sind ganz gut, könnten aber noch besser sein. Als Hörer macht mich das wahnsinnig! Bei euch hat alles Hand und Fuß. Ihr spielt keinen überflüssigen Kram. Auch die Dynamik: Da kann man nur den Hut vor ziehen!

Ioannis Maniatopoulos: Wir geben uns sehr viel Mühe, wenn wir ins Studio gehen. Wir machen jedes Mal eine ausgiebige Vorproduktion. Wir lassen uns Zeit. Wir machen uns im Vorfeld viele Gedanken. Wir hören uns das an, tage- und wochenlang, gucken uns an, was wir daran verändern können und was so bleiben kann. Was stört uns nach mehrmaligem Hören nicht? Was stört uns besonders?
Unser Ziel ist natürlich auch: Wenn wir es schaffen, mit jedem Album, das wir machen, das neue Album lieber zu hören als das davor, dann haben wir zumindest für uns das Gefühl: „Das hat das alte getoppt!“

MAS: Kommt es bei diesem Prozess auch vor, dass von der Grundidee kaum noch was übrigbleibt, aber das Ergebnis trotzdem super ist?

Ioannis Maniatopoulos: Meinst du vom Songwriting her? Nee. Unsere Songs entstehen ja so: In den meisten Fällen, ich sage mal zu 95%, kommen die Texte von Lucky (Vassilios Maniatopoulos). Er hat da eine besondere Gabe, denke ich. Was die Musik angeht, da sind wir alle involviert. Jemand kommt mit der Idee. Die wird passend zu dem ganzen Instrumentarium ausgearbeitet, was wir zur Verfügung haben. Wir sagen dazu immer, wir TSC-alisieren das, so dass am Ende ein Gesamtergebnis da ist, was uns allen gefällt, wo wir alle glücklich sind, wo keiner sagt: „Na ja, hier hätte ich mir lieber das gewünscht!“ oder so. Manchmal macht man einen Schritt zurück für das Gesamte, aber das Gesamtpaket, das muss einfach stimmen.


Es ist auch schon vorgekommen, dass Songs, nachdem wir sie auseinandergenommen haben, nichts mehr mit der ursprünglichen Idee zu tun hatten. Das waren ein oder zwei Lieder, wo das ganz extrem war; wo wir gestartet sind, und irgendwann kam ein Punkt, da kamen wir einfach nicht mehr weiter. Das war... Das ging nicht! Irgendwas passte da nicht. Dann haben wir das Thema genommen, haben es noch mal neu aufgelegt und haben daraus... ja, eigentlich einen komplett anderen Song gemacht.

MAS: Schränkt das Thema, gerade bei einem Konzeptalbum, nicht auch musikalisch ein?

Ioannis Maniatopoulos: Nein, eigentlich nicht. Wichtig ist, dass es für unsere Ohren passt. Wir spielen das natürlich anderen vor und gucken: Wie ist das Feedback? Was halten Freunde, Verwandte davon? Ich denke, von denen bekommt man eher eine ehrliche Meinung als von einem Fremden.

MAS: Die Bouzouki setzt Du auf Home viel mehr, aber auch besser ein. Hast Du das bewusst so gemacht?

Das Tri State Corner-Debüt Ela Na This

Ioannis Maniatopoulos: Ja, wir haben das bewusst so gemacht. Auf der ersten Scheibe Ela Na This hatten wir drei oder vier Songs, wo wir die Bouzouki eingebaut haben. Das war mehr oder weniger ein Test, um mal zu sehen: Wird das überhaupt angenommen? Also, wir finden´s gut!

MAS: Ihr meintet von Anfang an, dass das zu eurer Musik passt, oder?

Ioannis Maniatopoulos: Als wir gestartet sind, hatten wir keine Bouzouki in unserer Combo. Irgendwann ist die Idee entstanden, weil ich in der Vergangenheit sehr in der griechischen Musikszene aktiv war und da sehr viel gespielt habe. Mein Bruder Lucky ist sozusagen seit Geburt Rockmusiker. (lacht) Der hat auch in der griechischen Combo mitgespielt. Daraus ist das entstanden. Wir haben gesagt: „Lass uns doch die Dinge verbinden!“ Weil, ich mag die Rockmusik auch, aber irgendwie war da immer so ein Gegensatz: Rockmusik und das griechische Volksinstrument, die Bouzouki.
Dann haben wir den Test gestartet: Wir haben einige Lieder mit einer Bouzouki ausgestattet, haben die auch so arrangiert, dass die Bouzouki da reinpasst. Alles andere ist fatal. Der Versuch, die da irgendwo reinzupressen, wo sie nicht reingehört, das kann wirklich nach hinten losgehen. Jetzt ist das Instrument fester Bestandteil unserer Musik.

MAS: Warum sind eure Songs so kurz?

Ioannis Maniatopoulos: Wir bewegen uns immer irgendwo zwischen drei und vier Minuten. 2:93 gibt’s auch! Das hat sich so ergeben. Also, wir machen den Song nicht bewusst länger, damit er länger ist. Es soll knackig sein, und es soll das rauskommen, was wir glauben. Wir halten uns auch nicht an irgendeine Vorgabe oder einen Maßstab. So was gibt’s bei uns nicht.

Diskografie

2007 - Changes (EP)
2008 - Ela Na This
2011 - Historia
2014 - Home
MAS: Bemerkenswert sind die Linernotes zu jedem Song. Das macht ja kaum einer!

Ioannis Maniatopoulos: Das war uns sehr wichtig, um den Zusammenhang der Texte untereinander zu verstehen. Wenn du die Songtexte und die Texte dazwischen liest, dann ergibt das schon einen Sinn, eine Geschichte. Wenn man nur die Liedertexte hat, dann ist das okay, nett, für sich gesehen, aber der Zusammenhang fehlt.

MAS: Auf Home sind mehrere Songs drauf, die euch meiner Meinung nach auf dem vorherigen Album noch nicht möglich gewesen wären.

Ioannis Maniatopoulos: Das ist okay. Mit jedem Album macht man ja eine Weiterentwicklung durch. Man hinterfragt manches, sieht Dinge anders, die man vorher gemacht hat. Wir versuchen natürlich auch, noch ein Sahnehäubchen draufzusetzen. Der Song „Bigger Than You“ z.B. hat eine ganz klare Message. Und den Aufbau so zu machen, mit der Akustikgitarre am Anfang, danach das Brett zu fahren und am Ende wieder mit der Akustikgitarre aufzuhören, das ist auch was Besonderes. Wir entwickeln die Songs auch weiter. Nicht nur was, sondern auch die Art, wie wir schreiben.

Was das nächste Album betrifft, sind wir momentan in der Findungsphase. Also, wir haben Melodien, wir haben einige Themen, Texte sind teilweise geschrieben. Wenn diese Tour mit Rage vorbei ist und wir wieder einen klaren Kopf haben, geht es damit weiter.

MAS: Ihr spielt verdammt viel live!

Ioannis Maniatopoulos: Ja, wann immer es geht. Ich glaube, die Platte kann noch so gut sein - live is live! Da stehen wir drauf. Wir müssen uns auch nicht verstecken. Das brauchen wir auch nicht. Wir gehen auf die Bühne und spielen unser Ding. Wir haben keine abgesprochenen Moves. Alles, was wir machen, ist authentisch - komplett!

MAS: Euer Name Tri State Corner bezieht sich auf die drei Länder, aus denen ihr kommt, richtig? Aus drei Ecken sozusagen.

Ioannis Maniatopoulos: Ja, das sind unsere Wurzeln. Wir sind drei Griechen, ein Pole und ein Deutscher. Unser Schlagzeuger Christos ist mit 5 oder 6 Jahren nach Deutschland gekommen. Sein Vater ist ein Migrant, genauso wie unser Vater, wenn man so will. Mein Bruder und ich sind hier in Deutschland geboren und auch hier zur Schule gegangen. Wir waren zwischendurch mal für einen kurzen Zeitraum in Griechenland, aber letztendlich sind wir hier in Deutschland aufgewachsen. Hier ist unsere Heimat. Christoph (Gitarre) ist auch sehr jung nach Deutschland gekommen. Mit Markuz (Bass) haben wir uns überlegt, wie wir das verbinden können. Ein paar Länder, die zwischen Griechenland und Deutschland liegen, haben wir einfach bei Seite geschoben und unser eigenes Dreiländereck geschaffen. Wir gehen sehr familiär miteinander um. Wir sind nicht nur eine Band, wir sind Freunde. Brüder!

MAS: Bei eurer Politik der kleinen Schritte würde mich interessieren, ob du schon weißt, was das nächste Album bringen wird.

Ioannis Maniatopoulos: Wahrscheinlich kommt ein Cello drauf. Ganz wichtig!

MAS: Warum liegt dir da so viel dran? Weil dir der Klang gefällt oder weil es passt?


Ioannis Maniatopoulos: Weil mir der Klang gefällt. Und wenn es nicht passt, werden wir es passend machen. Aber mir gefällt der Klang.

MAS: Woher kommt gerade jetzt das Interesse?

Ioannis Maniatopoulos: Also, ich persönlich stehe sehr auf Geigen, Violinen und Celli. Ich habe mir schon immer überlegt, dass man das irgendwie einbauen sollte. Aber jetzt müssen wir den nächsten Schritt und die Weiterentwicklung machen. Und jetzt ist der Zeitpunkt, jetzt wollen wir´s haben! Wir überlegen auch, noch weitere Instrumente einzusetzen. Guck mal: Historia war die Vergangenheit. Home ist die Gegenwart. Und das nächste Album – den Titel verrate ich noch nicht – wird über die Zukunft sprechen. Oder zumindest die Zukunft, so wie wir sie uns vorstellen. Und das, was uns alle wirklich bewegt, ist im Prinzip der Zusammenhalt. Was wir nicht befürworten, und ich glaube niemand Normales, sind militärische Kriege, politische Kriege, was auch immer. Was wir uns für die Zukunft wünschen, ist, dass Menschen miteinander verbunden sind. Ich glaube, eines dieser Werkzeuge ist die Musik. Weil: Die Musik kennt keine Grenzen.

(Ein passendes Schluswort; Red.)

Michael Schübeler


Zurück zur Artikelübersicht