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Info
Zeit: 04.12.2014
Ort: Stuttgart - Schleyerhalle
Internet:
http://www.bryanadams.com
https://www.facebook.com/bryanadamsofficial
Bryan Adams hat eine tolle Karriere als Musiker hingelegt und Millionen von Alben verkauft. Was liegt näher, als eines seiner erfolgreichsten Alben aus der Schublade zu kramen und live zu spielen? Dies macht umso mehr Sinn wenn man weiß, dass die Scheibe Reckless vor genau 30 Jahren veröffentlicht wurde und noch dazu einige seiner großen Hits enthält.
Es gibt an diesem Abend keine Vorband, Bryan Adams legt anscheinend pünktlich um 20 Uhr los. Er wartet jedoch noch ein bisschen und gibt so etlichen Fans die Gelegenheit, den Anfang mit zu bekommen. Ich war auch schon reichlich knapp dran, etwas zu schnell unterwegs und werde wohl in Kürze ein unvergessliches Erinnerungsfoto von der Hinfahrt durch die baden-württembergische Polizei zugeschickt bekommen. Die Bühne ist relativ spartanisch gehalten. Im Hintergrund hängt ein riesiges Backdrop, auf dem das Cover der Reckless-Scheibe abgebildet ist. Kurz vor Konzertbeginn bewegen sich die Augen von Bryan Adams auf der Leinwand, das Licht geht aus und man sieht durch Backstage-Kameras, wie die Band von der Garderobe zur Bühne schlurft. Ein lässiger Bryan Adams winkt dem Publikum zu und die Spannung steigt.
Mit dem Song „Reckless“ beginnt dann folglich auch der Konzertabend. Der Sound ist glasklar und astrein, für meine Begriffe allerdings ein kleines bisschen zu leise. Ohrenstöpsel braucht man auf der anderen Seite heute definitiv nicht, was auch mal schön ist. Die Kamera fängt die Musiker gut ein, gibt jedoch die Bilder nur in schwarz-weiß wieder. Dies trübt während der Reckless-Songs das Konzert, da man die Gesichter der Musiker schlecht erkennen kann.
Bryan Adams und seine Band sind voll auf der Höhe und sprühen vor Spielfreude. Adams singt, als wäre er kein Jahr gealtert. Man merkt ihm seine gesunde Lebensweise an - er ist fit wie ein Turnschuh und singt mit reichlich Power in den Backen. Von wegen Popstar: Bryan Adams rockt gewaltig und reißt dabei seine Mitmusiker ordentlich mit. Wahnsinnsgitarrist Keith Scott nutzt die gesamte Breite der Bühne und spielt einige Solos sogar im Liegen wie Angus Young. Das gefällt dem Publikum und das Konzert nimmt Fahrt auf. Etwas schade ist, dass etwa die Hälfte des hinteren Stehplatzbereiches nicht ausverkauft wurde. Die Sitzplätze sind dagegen rappelvoll, was für mich zu Beginn etwas befremdlich wirkt.
„The Boys Night Out“ wird an dem Abend auch gespielt. Der Song hat es damals aus technischer Sicht - eine LP hat eben nur nur begrenzt Spielzeit - nicht auf den Longplayer geschafft und ist nun auf der Wiederveröffentlichung enthalten. Nicht schlecht, aber auch kein Über-Hit. Überhaupt finde ich, dass etliche Leute die Songs des Albums gar nicht so gut kennen. So richtig Stimmung kommt eigentlich erst auf, als er Reckless fast hinter sich lässt und mit „Summer Of 69“ loslegt. Parallel dazu werden die Kameraeinblendungen farbig. Die Kommunikation zwischen Band und Publikum beginnt in meinen Augen erst jetzt. Adams und Keith Scott liefern sich etliche coole Gitarren-Duelle. Die restliche Band spielt sehr mannschaftsdienlich und unspektakulär, wobei sie den perfekten musikalischen Klangteppich für die Songs ausbreiten.
Das Konzert wechselt ausgewogen zwischen seinen erfolgreichen Balladen und rockigen Stücken. Die Balladen werden knorriger präsentiert als auf der CD. Es sind auch keine weiteren Musiker auf der Bühne, die dem ganzen noch ein wenig mehr Feinschliff verleihen könnten und das ist gut so! Ganz großes Kino wird geboten, wenn sich Adams alleine mit seiner Akustikgitarre bewaffnet an den Bühnenrand stellt und seine Songs spielt. Songs wie „When You’re Gone“ bekommen so ein ganz eigenes Flair. Der Abend geht in Windeseile vorbei. Auf einmal geht die Band von der Bühne und es sind schon fast zwei Stunden vorbei! Nach der knackigen Eddie-Cochran-Nummer „C’mon Everybody“ und großartigem Beifall des hervorragenden Stuttgarter Publikums betritt Adams alleine die Bühne, um zum Abschluss noch ein paar Stücke „unplugged“ zu präsentieren. Gesanglich und stimmlich auf allerhöchstem Niveau ist auch dies eine wahre Ohrenweide.
Nach fast zweieinhalb Stunden bedankt sich ein sichtlich gerührter Bryan Adams beim seinem begeisterten Publikum und verlässt anschließend die Bühne. Ich bin ebenfalls sehr positiv überrascht. Derart rockig und teilweise rotzig hatte ich mir das nicht vorgestellt. Es gab keine Background-Sängerinnen, keine Streicher oder ähnliches - einfach nur fünf Musiker, die mit viel Spaß abgerockt haben.
Fazit: Ein sehr sehenswerter Abend, mit dem ich so nicht gerechnet hätte!
Setliste:
Reckless
One Night Love Affair
She's Only Happy When She's Dancin'
Run to You
The Boys Night Out
Heaven
Kids Wanna Rock
It's Only Love
Long Gone
Somebody
Ain't Gonna Cry
Summer of '69
Let Me Down Easy
(Everything I Do) I Do It for You
If Ya Wanna Be Bad Ya Gotta Be Good
Cuts Like a Knife
Can't Stop This Thing We Started
Please Forgive Me
When You're Gone
18 til I Die
Cloud #9
The Only Thing That Looks Good on Me Is You
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You've Been a Friend to Me
C'mon Everybody
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She Knows Me
Straight from the Heart
All for Love
Stefan Graßl
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