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25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 44: Al Jarreau - Breakin’ away

Wer mit Blick auf den November 2014 25 Jahre zurückschaut, kommt an DEM Ereignis nicht vorbei. Ähnlich wie der Mauerbau, die erste Landung auf dem Mond oder 9/11 ist die Öffnung der Mauer an diesem 9. November 1989 bereits im Moment des Geschehens ein dermaßen einschneidendes Ereignis gewesen, das fast jeder (zumindest jeder Deutsche ab einem gewissen Alter) genau sagen kann, wo er an diesem Tag gewesen ist und was er damals getan hat, als er davon erfuhr.

Bei mir selber war es der 10. November, an dem ich davon erfuhr. Am Abend und in der Nacht zuvor habe ich bis in die frühen Morgenstunden an einer Seminararbeit gesessen. Es dürfte die erste gewesen sein, die ich mit dem Computer geschrieben habe – damals bei Geisteswissenschaftlern noch alles andere, als ein selbstverständliches Arbeitsmittel. Fernsehen gab es bei mir damals(!) nur selten. Ich besaß lediglich einen uralten tragbaren Schwarz-weiß Fernseher aus der Erbmasse eines Onkels – nix digital. Der arbeitete noch mit echten Dreh-Potis, mit denen man das Bild richtig schön scharf und den Ton rauschfrei klar einstellen konnte – bei dem altersschwachen Gerät aber nicht gleichzeitig. War das Bild gestochen scharf, hörte man nur Knacken und Pfeifen, und bei klarem Ton, war das Bild völlig verschwunden. Möglich war der Kompromiss eines extrem griesligen Bildes bei einem Ton voller Störgeräusche. Mal kurz Nachrichten nebenbei laufen lassen, ging da nicht. Das ertrug man nur kurz bei voller Konzentration.

So war ich völlig ahnungslos, als am 10. November am frühen Mittag das Telefon klingelte und mein Bruder am Hörer war – ein extrem seltenes Ereignis. Nach wenigen Sätzen Smalltalk kam die nächste Überraschung in Form der Frage, ob ich denn gar nicht „drüben“ sei. Merkwürdig! Natürlich war ich als jemand, der sowohl über einen West-Berliner Personalausweis (ermöglichte spontane Besuche im Ostteil der Stadt) als auch einen bundesdeutschen Reisepass (ermöglichte vorgeplante Tagestouren in die gesamte DDR) verfügte, gelegentlich auf der anderen Seite der Mauer. Aber ich hatte für diesen Tag keinen entsprechenden Ausflug geplant und wenn ich es getan hätte, woher hätte mein Bruder davon wissen sollen?

Die Auflösung lies natürlich nicht lange auf sich warten und führte dazu, dass sofort nach dem Telefonat das altersschwache Fernsehgerät in Dauerbetrieb genommen wurde. Eine CD habe ich an diesem historischen Donnerstag leider nicht gekauft. Es waren im ganzen November 1989 überhaupt nur zwei Stück. Da ich beide bei einem gemeinsam Einkauf in Siegfrieds kleinem CD-Laden in der Steglitzer Rheinstraße, den ich in dieser Kolumne schon gelegentlich erwähnt habe, gekauft habe, dürfen beide als die ersten CDs gelten, die ich nach der Öffnung der Mauer gekauft habe. Beides keine Neuheiten. Da war zum einen Joe Jacksons I’m the Man, die es gut und gern auch verdient hätte, ausgewählt zu werden. Aber für die „erste CD nach dem Fall der Mauer“ hat Al Jarreaus Breakin‘ away einfach den passenderen Titel.

Norbert von Fransecky


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