Artikel
Info
Zeit: 25.05.2014
Stil: Heavy Rock/Metal
Internet:
http://www.facebook.com/highenergyrock
http://highspiritsmetal.bandcamp.com
Der in Chicago beheimatete Chris Black muss ein Mensch sein, dem es ziemlich schnell langweilig wird. Wie ist es sonst zu erklären, dass er nicht nur diverse Instrumente spielt und singt, sondern diese auch in die Dienste zahlreicher Projekte wie Dawnbringer, Superchrist, Aktor oder Pharaoh stellt. Eines seiner zahlreichen Babys hört auf den Namen High Spirits und hat mit seinem Debüt Another Night vor drei Jahren einiges an Staub in der Hard’n’Heavy-Szene aufgewühlt. Stilistisch zwar nicht außergewöhnlich, bot das Ganze mit viel Elan und Frische eingespielten, altmodischen Heavy Rock, an der Schnittstelle zwischen den großen Alten der 70er, der New Wave of British Heavy Metal und eingängigem Stadionrock der 80er. Nach einigen kleineren Veröffentlichungen brachten High Spirits vor kurzem ihr zweites Studioalbum You Are Here heraus. Dieses wirkte nicht mehr ganz so frisch wie sein Vorgänger, war aber nach wie vor eine ziemlich spaßige Angelegenheit. MAS nutzte nur zu gerne die Gelegenheit und stellte dem Mann, der im Studio komplett alles alleine einspielte und einsang, ein paar Fragen zu seinem neuesten Werk. Nach dem Interview zum nach wie vor aktuellen Pharaoh-Album Bury the Light war dies bereits das zweite Aufeinandertreffen.
Chris, wo liegen die Wurzeln zu High Spirits? Wolltest Du etwas positiver klingende Musik zu Deiner Liste an Bands hinzufügen?
Das war keine bewusste Entscheidung. Es war so, dass ich etwas schrieb das mir sehr gefiel, es aber zu fröhlich für den angedachten Rahmen klang. Es spornte mich an, meine Hemmungen etwas fallen zu lassen und ein neues Gebiet zu erforschen.
Das Artwork des Debüts Another Night ist voller Bilder Deiner Heimatstadt Chicago und das Cover von You are here sieht wie ein U-Bahn-Plan aus. Hältst Du High Spirits für „urbane Musik“? Hier bei uns findet gitarrengetriebener, traditioneller Rock und Metal überwiegend in ländlichen Gegenden statt, als in Großstädten wie Berlin.
(lacht) Ja, ich sehe das Paradoxe. Hier in den USA ist es ziemlich ähnlich. Die Großstadt-Bildersprache ist so passiert. Es bot sich einfach an. Wenn man so möchte ist das auch eine Art Fantasy-Reich.
You are here klingt etwas wärmer und altmodischer als sein Vorgänger, der eine recht glattpolierte 80er-mäßige Produktion hatte. Es orientiert sich fast an den Demos, die Du letztes Jahr auf Vinyl heraus gebracht hast. Wolltest Du dem Ganzen einen neuen Touch geben oder warst Du mit dem Ergebnis von Another Night nicht zufrieden?
Rückblickend bin ich mit Another Night sogar sehr zufrieden. Aber mit dieser Platte wollte ich etwas Aggressiveres machen. Etwas mit mehr rauen Kanten, anstatt alles glatt zu bügeln. Es schien, als würde sich das neue Material besser für diese Herangehensweise anbieten.
Anders als bei der Livesituation hast Du im Studio wieder alles alleine gemacht. Hast Du nie darüber nachgedacht, die Liveband auch mal ins Studio einzuladen? Auf dem Keep-it-true Festival im letzten Jahr kamt ihr jedenfalls ziemlich kantig rüber, was sich auf Platte sicherlich auch gut machen würde.
Darüber haben wir bis jetzt nie wirklich gesprochen. Die Liveband und die Studioaufnahmen waren schon immer zwei Paar Stiefel, aber sie waren schon immer dieselben verschiedenen Paar Stiefel, falls es Sinn für Dich macht (ähm, darüber muss man wohl nochmals nachdenken… - Anm.d.Red.). Beide Besetzungen haben sich nicht verändert, um es so auszudrücken. Und damit fühlen wir uns gut. Keine Frage, viele Aspekte der Aufnahmen wären so viel effizienter, andere Aspekte dafür um einiges weniger effizient.
Wenn wir schon beim Keep-it-true waren: Wie war es für Dich dort neben Pharaoh auch mal mit Deinem eigenen Baby aufzutreten? Es war sicher toll, da der Auftritt von High Spirits stimmungstechnisch ein großes Highlight des Tages war.
Ich danke Dir. Wir hatten eine tolle Zeit. Wir haben ein paar kleinere Konzerte in der Woche vor dem Festival gespielt und alles lief ziemlich entspannt und wir haben einige coole Dinge während dieser kurzen Zeit erlebt. Wir nahmen also einiges an Schwung mit. An diesem Tag wachten wir gegen sieben Uhr morgens in einem Hostel bei Arnheim, Niederlande auf. Schnelles Frühstück und dann ab in den Van. Wir hielten in Dortmund an, um unsere ausgeliehene Backline zurück zu bringen. Schließlich kamen wir in der Halle in Königshofen an. Ich schaute zur Bühne hoch und sah wie unsere Freunde von Borrowed Time den Gig ihres Lebens spielten. Anschließend hatten wir etwas Zeit runter zu kommen, sich aufzuwärmen und dann war es Zeit aufzutreten. Ich denke wir haben gut gespielt, denn die Reaktionen waren riesig. Absolut unvergesslich. Danach konnten wir uns wirklich entspannen und den Rest des Wochenendes genießen. Insgesamt war es wirklich ein absolutes Highlight!
Letztes Jahr brachte Dein Label High Roller die feine Demo-EP 2013 heraus. Ist geplant in der Zukunft neben „When the lights go down“ noch weitere dieser guten Songs auf ein Studioalbum zu bringen?
Es gibt keine wirklichen Pläne. Wie eröffnen unsere Konzerte immer mit „When the lights go down“, wie auch auf dem KIT geschehen. Es bot sich also an, den Song als Albumeröffnung zu verwenden. Wir haben auch „Midnight Sun“ schon oft gespielt und es funktioniert erstaunlich gut.
Diskografie
Let's Rock / Running Home (7"-Single, 2010)
Another Night (2011)
2013 (EP, 2013)
High Spirits (7"-Single, 2014)
You Are Here (2014)
Das kommt auf die Band an. Es ist oft so wenn ich schreibe, dass ich die Gesangsmelodie etwas verändere, was nach einer kleinen Veränderung des Riffs verlangt und das wiederum eine Änderung des Gesangs und so weiter. Das wichtigste ist für mich, dass alles gut zusammenpasst.
Du spielst nicht nur eines, sondern gleich mehrere Instrumente. Welches hast Du als erstes in die Hand genommen?
Ich nahm elf Jahre lang Klavierstunden als ich vier Jahre alt war. Zwischenzeitlich begann ich mit Schlagzeugunterricht, was mich so sechs Jahre lang beschäftigte. Was Bass und Gitarre betraf, nahm ich keine Stunden. Allerdings machten der Klavier- und Schlagzeugunterricht es leichter, alles zu lernen. Deshalb spiele ich den Bass wie ein Perkussionsinstrument und die Gitarre spiele ich wie einen Bass. (lacht)
Und was spielst Du am liebsten?
Gitarre macht mir am wenigsten Spaß, weil ich darin am wenigsten Übung habe. Aber ich habe gelernt vernünftige Ergebnisse zu erzielen, wenn ich geduldig genug bin. Wenn ich mich ans Schlagzeug setze und übe, würde ich wohl sagen, dass das mein liebstes Instrument ist. Bei den ersten paar Proben klingt und fühlt es sich war ziemlich schlecht an. Aber das Gefühl wenn plötzlich alles wieder läuft ist großartig!
Als Fan von Pharaoh bin ich natürlich interessiert, was innerhalb dieser Band gerade passiert. Kannst Du mir dazu vielleicht etwas sagen? In diesem Rahmen ist es natürlich auch interessant, was sonst noch bei Dawnbringer und Superchrist abgeht. Und was ist überhaupt Deine neue finnisch-amerikansiche Gruppe Aktor?
Die Musik für das erste Aktor-Album ist schon fast fertig. Ich kann das Ganze gar nicht genau beschreiben, wir haben uns aber auf „erwachsener, zeitgemäßer Heavy Metal“ geeinigt. Dawnbringer nehmen im Juli ein neues Album auf und ich denke, dass es im Oktober veröffentlicht wird. Bei Pharaoh schreiben wir gerade an etwas neuem Zeug. Aber wir haben noch nicht genug für eine neue Platte. Es wir also noch einige Monate dauern, bevor wir mit den Aufnahmen anfangen können. Aber ich denke, dass das bis Ende des Jahres klappen könnte und das Ganze 2015 heraus kommt. Die Sachen sind ziemlich intensiv und dynamisch, würde ich sagen.
Hast Du einen klaren Favoriten unter all Deinen Projekten und Bands oder ist es gar nicht möglich gut zu sein, wenn man nicht 100 % gibt?
Es ist schwer zu sagen, da für mich alle ein Teil des Ganzen sind. Und die Hingabe reicht bei allen weit über die 100 % hinaus!
Planst Du im Voraus einen Song für ein bestimmtest Projekt zu schreiben oder schaust Du erst am Schluss, wo Dich das Ganze hingeführt hat?
Ich habe mehr oder weniger ständig Musik in meinem Kopf. Und an viel von dem Zeug arbeite ich dann auch. Aber um Deine Frage zu beantworten: Früher habe ich immer versucht, mich auf eine bestimmte Richtung einzuschießen. Die abgesteckten Grenzen halfen mir, das Ziel im Auge zu behalten. Seit einem Jahr ungefähr erlaube ich mir etwas freier herum zu streifen, auch wenn es meistens recht schnell klar wird, in welche Richtung ein Song münden wird.
Meiner Meinung nach könnte die Musik von High Spirits aufgrund ihrer Zugänglichkeit viele Leute ansprechen. Allerdings bewegst Du Dich sehr im Rahmen einer „Untergrund-Metalszene“, was nicht zuletzt am Liebhaber-Label High Roller Records liegt. Meinst Du die Firma kann Dir trotzdem ziemlich hilfreich sein zu wachsen?
Ich denke das haben sie schon. Sie haben mich bisher großartig unterstützt und komplett an High Spirits geglaubt. Meiner Meinung nach ist diese Beziehung auf lange Sicht sogar um einiges wertvoller, als ein schnelles Abkassieren. Ich möchte lieber eine Band mit hoher Priorität bei einem hart arbeitenden Indie-Label wie High Roller sein, als eine Band unter vielen bei einer großen Firma, die auf lange Sicht nichts zu bieten hat. Aber was am besten für mich ist, muss nicht unbedingt für andere gelten.
Was planst Du für High Spirit für die nahe Zukunft? Spielt ihr vielleicht noch weitere Konzerte außer den Auftritt beim Hell over Hammaburg im März 2014?
Ja! Das ist der Plan. Wir kommen nächstes Jahr zurück nach Europa und spielen beim britischen Brofest und das Wochenende darauf beim genannten Hell over Hammaburg. Wir werden auch zwischen den Festivals Konzerte spielen. Aber es ist noch nichts fest organisiert. Wir sind richtig aufgeregt, zurück zu kommen! Ich bin mir sicher, wir veröffentlichen auch etwas Musik, um das zu feiern.
Die High Spirits-Diksografie: das selbst betitelte Demoalbum, Another Night, die EP 2013, die aktuelle Platte You Are Here |
Mario Karl
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