Artikel
Bloco Explosao Plus Friends And Band
Bloco Explosao Plus Friends And Band
twonineteen records/ www.blocoexplosao.de
39:43 min
Sambareggae
Nachdem man sich in den 1990ern an Sambareggae-Gruppen wie Olodum mehr als satt hören konnte, hatte man den Eindruck, dass danach die neuen Impulse fehlten. Neue Wellen wie Electrobossa verdrängten die Musik aus Bahia. Dass sich im Sambareggae inzwischen viele andere stilistische Einflüsse geltend machen, zeigt der Berliner „Afro-Samba“- Bloco Explosao. Die Formation mischt auf Bloco Explosao Plus Friends And Band bekannte Weltmusik-Klassiker auf, trimmt manche Titel mit entsprechender Verstärkung von Bläsern und Gitarristen auf James Brown-Funk, Jazz oder Rock und hat sogar deutsche Texte dabei. Imponierend ist dabei, dass insbesondere bei den Klassikern sehr stark ein eigenes Arrangement gesucht und nicht einfach nachgespielt wurde.
Alfredo Rodriguez
The Invasion Parade
Mack Avenue/Codaex
49:14 min
Cuban Jazz
Alfredo Rodriguez zeigt hier, dass er zu den beachtenswertesten kubanischen Pianisten der jüngsten Zeit gehört. Kraftvoll-perkussiv ist sein Spiel. Oftmals werden die Stücke von der Kommunikation zwischen Piano und Schlagzeug beherrscht. Manchmal schaltet sich auch eine Unisono-Stimme dazu, für die Esperanza Spalding verantwortlich ist. Geschickt verbindet er Melodik, Dynamik und freie Improvisation und verarbeitet dabei intelligent etliche Klassiker der Latin Music.
Peter Fessler
Intro Da Vida
Minor Music/ in-akustik
42:30 min
Bossa Nova Jazz
Eigentlich gehört Peter Fessler gleich in zwei Kategorien zu den Weltstars: als Jazzsänger und als Bossa Nova-Musiker. Was er auf Intro Da Vida an melodischer und atmosphärischer Ausdruckskraft erzeugt, das erinnert an die virtuosen Höhenflüge eines Joao Bosco und genauso kann er für Momente purer Andacht sorgen, mit ergreifendem Gesang und zärtlichem Gitarrenspiel. Beispiellos, wie er Marcos Valles „Summer Samba“ scattend aufschüttelt, dass alle Knochen tanzen. Brasilianischen Zuhörern müsste hier eigentlich vor Staunen die Kinnlade runterklappen.
Mayito Rivera & The Sons Of Cuba
Inventate Una Historia
Connector Records/ in-akustik
56:56 min
Kuba
Mayito Rivera gehört zu den bekanntesten und produktivsten Sängern Kubas. Auf Inventate Una Historia zeigt der ehemalige Frontman von Los Van Van dass er sozusagen das Bindeglied zwischen der alten und der jungen Garde ist. Derart dynamisch und abwechslungsreich wie hier hat man ihn bislang selten erlebt. Empfehlung.
Bruno Böhmer Camacho Trio
The Colombian Project
Sony Classical/ Sony
60:31 min
Kolumbien/ Jazz
Das Bruno Böhmer Camacho Trio erinnert auf The Colombian Project an die Ohrwurmqualitäten eines Monty Alexander, wenngleich mit einem gehörigen Schub Jazz. Den deutsch-kolumbianischen Pianisten kennt man noch von den Klazz Brothers. Hier setzt er ganz auf die Folklore Kolumbiens und die ist stilistisch vielfältig und voller ergreifender Melodien. Camacho würzt dazu das Ganze mit betörendem eigenem Gesang, Anleihen beim Pop und Gästen. Folkjazz, der gut ins Ohr geht.
Marcelo Mercadante
Justamente
Nuba Records/ galileo-mc
54:37 Min
Tango Nuevo
Mit einfachen Mitteln vermittelt der argentinische Bandoneonspieler Marcelo Mercadante auf Justamente, dass er eine eher düstere bis dramatische Wirkung bevorzugt. Der Einstieg erinnert an Neue Musik und viele Stellen wirken wie Stummfilmmusik. Die Musik fließt erzählerisch dahin und wechselt abrupt zu anderen Motiven. Stellenweise wirkt das etwas austauschbar.
Lariba
Walking Pa'lante
Jazzhaus Records/ in-akustik
57:13 min
Mestizo
Wenn eine Band Timba, Rap, Merengue, Reggae, Samba, Karibik, Flamenco und Pop in einen Topf wirft, in vielen Sprachen singt oder rappt, dann ist das eben der Zeitgeist der aktuellen Latin Music. Dieses Konzept des Mestizo-Sounds gab es in den letzten Jahren zuhauf, dass dabei die Bands ein unverwechselbares Profil entwickeln, mag selten oder zumindest schwer sein, da man ja doch einer stilistischen Eindeutigkeit entsagt. Die um den Schweizer Perkussionisten David Stauffacher gebildete Band Lariba unterscheidet sich vom Rest des Mestizo-Kosmos dadurch, dass sie mehr auf Melodik, ja beinah Pop-Kompatibilität, denn auf energetischen Durchmarsch setzt. Und das klingt manchmal wie die Gypsy Kings für Rapper.
Los De Abajo
Mariachi Beat
Flowfish Records/ Broken Silence
40:56 min
Tropical
Wenn Los De Abajo ihr Album Mariachi Beat nennen, verweist das mehr auf ihr mexikanische Herkunft, denn auf Mariachi-Klänge. Die Tropicalia-Band mischt zeitgeistgemäß Latin-Stile wie Salsa und Merengue sowie mexikanische und Anden-Klänge mit Hip Hop und Ska-Rhythmik. Manches streift durch die weiblichen Vocals die Musik von Lila Downs, hat aber nicht deren Charisma.
Sérgio Mendes
Magic
OKeh/ Sony Music
39:44 min
MPB
Superstar Sérgio Mendes hat schon immer ein Händchen dafür gehabt, die brasilianische MPB mit aktuellen Tendenzen der Popmusik zu versetzen und sie für den außerbrasilianischen Markt massenkompatibel zu machen. Auf Magic setzt er wieder auf bewährte Gäste der letzten Alben wie Will.I.Am oder aktuelle brasilianische Stars wie Maria Gadú. Doch fehlt ausgerechnet auf Magic die Magie des Meisters: zu belanglos die Kompositionen, zu mainstreamig die Arrangements, zu wenig brasilianisch sogar viele Titel. Einzig die Beiträge von Carlinhos Brown zeigen, wo es hätte lang gehen können.
Maria Gadú
Mais Uma Página
Vertigo/ Universal
54:31 min
Brasil-Pop
Die brasilianische Sängerin Maria Gadú schaffte es, mit Caetano Veloso auf Duo-Tournee zu gehen. Musikalisch bewegt sie sich auf Mais Uma Página zwischen sanfter, poplastiger MPB und englischen R&B-Balladen. Auch in Brasilien singt man dabei mit nach oben kippender Stimme. Gefühlsbetonter Brasilpop mal ohne Bossa Nova-Basis, der dort aber sehr erfolgreich ist.
Ray Lugo & The Boogaloo Destroyers
¡Que Chévere!
Freestyle
42 Min
Boogaloo
Das Cover von ¡Que Chévere! der Latin-Retro-Band Ray Lugo & The Boogaloo Destroyers täuscht zwar ein Sixties-Original-Album vor, aber vom Original Boogaloo dieser Zeit ist die Truppe jedoch weit entfernt. Etliche Einflüsse des Boogaloo (Twist, Soul) werden kaum aufgenommen, aber vor allem nervt, dass die Stücke lediglich ständige Wiederholungen einfacher Melodiephrasen bieten.
Hans-Jürgen Lenhart
Zurück zur Artikelübersicht |