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Artikel

Arkells: Was eine Band besser macht, ist Leidenschaft!

Info

Gesprächspartner: Arkells

Zeit: 13.02.2013

Stil: Rock

Internet:
http://arkells.ca
http://www.facebook.com/Arkells

Manchmal dauert es eben etwas länger... Im Falle der Arkells sogar geschlagene vier Jahre. Während die kanadische Band in ihrer Heimat bereits mit Preisen überhäuft wurde, wusste man in Europa nichts von ihrer Existenz. Dank dem einheimischen Kleinlabels The Organisation ist das seit letztem Jahr anders. Im Sommer 2012 erschien das Debüt Jackson Square endlich auch bei uns. Jetzt auch das zweite Album Michigan left. Wer auf hochmelodische Rockmusik steht, sollte deswegen unbedingt seine Ohren spitzen. Beide Alben bieten jede Menge schmeichelnde Momente und sorgen für genügend Hörspaß im Spannungsfeld zwischen Indie, Classic Rock und Pop - versetzt mit jeder Menge Seele. MAS sprach mit Schlagzeuger Tim Oxford über seine Band.




Wie würdest Du eure Band einem Außerirdischen beschreiben?

Ich würde ihm so viele Fragen stellen wollen, dass ich wahrscheinlich vergessen würde, die Band überhaupt zu erwähnen.

Ist es nicht ein wenig komisch Werbung für ein Album zu machen, das bereits fünf (Jackson Square) bzw. zwei Jahre alt ist (Michigan left)?

Wir stehen immer noch mit ganzem Herzen hinter den Platten, so dass es sich nicht wirklich so seltsam anfühlt. Wenn Du vor Publikum stehst, bekommen die Songs sowieso jedes Mal neues Leben eingehaucht.

Deine Band ist nach einer Straße benannt, das erste Album trägt den Namen einer Shopping Mall und das aktuelle Werk hat den Namen des Nachbarstaats von Ontario im Titel. Es scheint, als üben Orte und Plätze einen großen inspirierenden Einfluss auf euch aus.

Die Orte in denen wir leben und Zeit verbringen waren schon immer ein großes Thema in der Musik, die uns beeinflusst hat. Bruce Springsteen, Joel Plaskett und die Weakerthans - nur um ein paar zu erwähnen - schreiben alle Musik die zu einem großen Teil von ihrer Umgebung inspiriert wurden. Leute die in dieser Umgebung leben und Ereignisse und Beziehungen die dort geschehen, bilden den anderen großen Teil, der Texte und Musik beeinflusst.

Wie wichtig ist die Heimatstadt Hamilton für die Arkells - abgesehen davon, dass ihr dort lebt?

Hamilton ist mir persönlich sehr wichtig, genauso wie für die Band. Es ist zwar kein Bandmitglied dort aufgewachsen, aber die Gruppe wurde dort gegründet. Unsere ersten Konzerte waren in dieser Gegend und seitdem sind auch ein paar von uns hergezogen.

Hast Du nicht Angst ein bisschen die Verbindung nach dort zu verlieren, nachdem ihr nun so viel unterwegs seid und jede Menge neuer Erfahrungen aufsaugt?

Neue Erfahrungen sind ein wichtiger Teil der persönlichen und musikalischen Entwicklung. Ich finde daran absolut nichts Schlechtes.

Michigan left klingt etwas anders als sein Vorgänger. Meiner Meinung nach ist es eher seelenvoller Pop als Rock. War das eine bewusste Entscheidung oder haben sich die Songs unbewusst in diese Richtung entwickelt, als ihr sie geschrieben und aufgenommen habt?

Wir wollten einfach sicher gehen, dass wir nicht einfach dasselbe noch einmal versuchen, wenn wir eine zweite Platte aufnehmen. Das Schlimmste ist dem Hörer etwas schlicht Erwartbares vorzusetzen. Wenn „Michigan left“ zu sehr „Jackson Square“ ähnelte, würde man eine gewisse Erwartungshaltung aufbauen, wie wir allgemein klingen und das wäre ziemlich limitierend. Ich denke, dass der Unterschied von verschiedenen Einflüssen herrührt. Wir hören uns immer neue und verschiedene Platten an, was sich sicher mit fünf verschiedenen Jungs mit fünf verschiedenen Köpfen heimlich in den kreativen Prozess einschleicht.

Meiner bescheidenen Meinung nach ist Fortschritt - egal ob stilistisch oder qualitativ - essentiell für eine Band. Du würdest mir sicher zustimmen. Was noch macht eine Band besser?

100-prozentige Zustimmung! Es ist essentiell. Was eine Band besser macht ist Leidenschaft. Wenn du selbst keinen Spaß daran hast und nicht inspiriert bist, wirst du auch nichts Gescheites erschaffen.

Gelegentlich spielt ihr spontane Konzerte mit alten Motown-Covern. Ist das eine Art musikalischer Heimat oder fühlst Du Dich mehr dem Rock'n'Roll verbunden?

Super Songs sind super Songs. Wir alle lieben diese alten Motown-Lieder und als wir angefangen haben gemeinsam zu spielen, war das ein gemeinsamer Nenner. Die Motown-Sets machen uns viel Spaß, frischen das Ganze einfach ein wenig auf und halten uns einfach auf Trab.

In eurer Heimat wurdet ihr bereits mit einigen Preisen überhäuft. Als ihr letztes Jahr eure ersten Konzerte hier gespielt habt, wart ihr absolute Nobodies. Hattet ihr trotzdem gewisse Erwartungen vor den Auftritten, fühltet ihr euch willkommen?

Die deutsche Gastfreundschaft ist wirklich unvergleichlich. Wir fühlten uns sehr willkommen. Wir waren ziemlich aufgeregt und fühlten uns geehrt hier her reisen zu können und an ein paar tollen Orten in eurem Land zu spielen. Wir können es kaum erwarten zurück zu kehren!

Kanada ist ein sehr großes Land, hat aber eine relativ geringe Einwohnerdichte. Die Musikszene scheint auch um einiges kleiner, verglichen mit dem großen Nachbarn USA. Täuscht dieser Eindruck? Gibt es dort eine lebendige Indie-Szene?

Wir sind definitiv keine Fremden, was lange Fahrten anbelangt, nachdem unsere große Städte über das ganze Land verstreut liegen. Ein Grund, dass wir so stolz sind aus Hamilton zu kommen ist, dass es da eine großartige Gemeinschaft von Indie-Bands gibt. Es gibt eine tolle Szene dort. Als wir anfingen, wollten wir Bands in anderen Städten kennen lernen, die uns gefallen, um mit ihnen gemeinsam zu spielen. Die Idee dahinter war, vor ihren Freunden in ihrer Stadt zu spielen, und anders herum.

Diskografie

Deadlines (EP, 2007/2008)
Jackson Square (2008, GER 2012)
Michigan left (2011, GER 2013)
Ihr seid vor bekannten Bands wie Pearl Jam und Billy Talent aufgetreten und habt bei den olympischen Winterspielen gespielt. Waren das besondere persönliche Highlights oder ist jeder neu geschriebene Song und jeder Auftritt Befriedigung genug?

Für mich ist es jedes Mal anders, wenn man vor Leuten auftritt. Es herrscht jedes Mal eine andere Energie. Vor einer großen Menge aufzutreten ist das, was jeder Musiker erreichen möchte. Aber manchmal ist in einem schwitzigen Club vor 200 Leute zu spielen das am meisten Befriedigende und Erfüllende.

Wenn wir vom Livespielen sprechen: Kannst Du Dir auch vorstellen auch nur Songs zu schreiben, ohne sie aufzuführen - oder ist Konzerte geben das Essentielle am Musikerdasein?

Interessante Frage. Das sind zwei komplett verschiedene Dinge, an die man gedanklich anders herangehen muss. Schreiben und Aufnahmen sind ziemlich befriedigend, aber live zu spielen ist das was die Band wirklich antreibt. Wir mögen es rauszugehen, um neue Orte zu sehen und Leute kennen zu lernen.

Was wolltest Du mit Deinem Leben anfangen, bevor Du Mitglied der Arkells wurdest und was würdest Du tun, wenn der Musikertraum - aus welchem Grund auch immer - plötzlich enden würde?

Musik ist schon ein großer Teil meines Lebens, seitdem ich zwölf war. Das ist eine ziemlich schwere Frage und etwas an das ich immer wieder denke. Gerade ist es einfach wichtig dankbar für die tollen Gelegenheiten zu sein, die sich uns derzeit bieten. Ich will einfach an nichts anderes denken, was ich sonst machen würde. Ich mag es zu glauben, dass ich eines Tages vielleicht beruflich kochen könnte. Aber ich habe es noch nicht geschafft ein Messer als Linkshänder richtig zu halten.

Welche sind die fünf wichtigsten Alben, die Dich zum dem Musiker gemacht haben, der Du jetzt bist?

Abbey Road von den Beatles, Rumours von Fleetwood Max, In utero von Nirvana, Songs for the deaf von den Queens of the Stone Age, Harvest von Neil Young. Die Liste würde niemals enden, aber das ist mal ein Anfang.

Die ursprüngliche Veröffentlichung von Michigan left liegt bald zwei Jahre zurück. Ihr habt doch bestimmt bereits ein paar neue Songs in der Pipeline?

Ja, wir jonglieren bereits mit ein paar frischen Melodien. Wir arbeiten ständig an Songs.

Zum Schluss, wo siehst Du die Arkells in zehn Jahren, immer noch am Spielen und Schreiben von coolen Liedern?

Das können wir nur hoffen! Eine Menge Dinge in diesem Geschäft sind außer Kontrolle. Aber wir planen nicht so schnell aufzuhören.

Mario Karl


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