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Artikel

EIVIND AARSET - Schwarz und Schwarz macht Weiß

Info

Gesprächspartner: Eivind Aarset

Interview: E-Mail

Stil: Fusion Jazz

Wahrlich scheinen gerade aus Norwegen, den Jazz betreffend, neue Innovationen zu kommen, die diesem in die Jahre gekommenen und fast schon elitäre Züge aufweisenden Stil gar nicht einmal mehr so moderner Musik aus der sich selbst zuschreibenden Stagnation helfen könnten. Bugge Wesseltoft, Nils Petter Molvaer und eben Eivind Aarset sind wohl die spektakulärsten Vertreter dieses neuen Jazz, wobei auch hier Fusion das Zauberwort ist. So erschafft man Kreationen aus Jazz, Electronica, Dance, Weltmusik und Rock, die mit dem ursprünglichen Charakter des Jazz eigentlich nur noch wenig gemein haben. So nennt sich die Band von Eivind Aarset die Entwicklung betreffend fast schon symptomatisch Électronique Noire, eine Bezeichnung, die so auch auf Connected (Jazzland / Universal), dem neuen Album des norwegischen Gitarristen, den wir an dieser Stelle sprechen konnten, zutrifft.

MAS:
“Connected”, dein neues Album, ist schon etwas eingängiger, abwechslungsreicher und auch ethnischer als deine vorherigen Platten. Wo sind die Gründe für diese schon hörbare Entwicklung hauptsächlich auszumachen?

EA:
Dieses Mal waren einfach meine Mitmusiker am kreativen Prozess, also dem Songwriting, mit beteiligt. Vorher war ich für jede Entscheidung allein zuständig. Für mich selbst war das ein überaus angenehmer Prozess, da ich hieraus eine Menge lernen konnte.

MAS:
Siehst du dich dann noch als Jazzmusiker? Denn eigentlich bist du meilenweit von der doch elitären Grundeinstellung des Jazz an sich entfernt.

EA:
Ehrlich gesagt sehe ich mich selbst wirklich nicht als Jazzmusiker, eher schon als ein vom Jazz beeinflusster Musiker.

MAS:
Was sind die Gründe, dass mit beispielsweise Bugge Wesseltoft, Nils Petter Molvaer und dir selbst die interessantesten Acts dieses neuen Stils aus Norwegen kommen?

EA:
Für mich selbst besitzt Terje Ryptal (ein norwegischer ECM- Gitarrist) einen überaus großen Einfluss. Er ist eher ein Rocker, spielt aber zusammen mit Jazzmusikern, kreierte sogar seine eigene Sprache und bewies damit, dass man, auch wenn man aus einem relativ kleinen Land kommt, sein eigenes Vokabular entwickeln kann. Und ich denke, dass Terjes Generation mit Musikern wie Jan Garbarek, Jon Christensen und Arild Andersen auch für Bugge und Nils Petter überaus wichtig waren.

MAS:
Wie entwickelst du deine Musik, gibt es so etwas wie die typischen nordischen Stimmungen und wo liegen deine Einflüsse?

EA:
Ich versuche mich gleichzeitig auf Chords, Rhythmen und Melodien zu konzentrieren, womit in Verbindung mit visuellen und emotionalen Ideen die Richtung eines Stückes vorbestimmt wird. Hier können dann schon einige norwegische Stimmungen auftauchen, aber darüber mache ich mir dann ehrlich gesagt keine Gedanken. Und neben der o.g. norwegischen ECM-Generation besitze ich natürlich eine Menge weiterer Einflüsse. Zum Beispiel Hendrix, 70’s Miles Davis, armenische, türkische und arabische Musik, David Thorn, Eno, Pink Floyd, Jon Hassel, Björk, Tricky, Tortoise, Bill Laswell, Daniel Lanois, Erkan Ogur, Aphex Twin. Die Liste kann unaufhörlich so weitergehen, aber auch mit Musikern, mit denen ich schon zusammenspielte, wie Bugge Wesseltoft, Dhafer Youssef, Bendik Hofseth und Nils Petter Molvaer.

MAS:
Was passierte mit dir im Track “Self Defence” von “Light Extracts”, deinem vorletzten Album? Ist das deine Auffassung eines musikalischen Alptraums?

EA:
Der Titel hierfür entstand erst nach den Aufnahmen. Dieses Stück entstand damals absolut frei improvisiert, als wir wegen des unbefriedigenden Versuches, eine Ballade aufzunehmen, ziemlich frustriert waren. Ich denke, der Titel ‘Selbstverteidigung’ ist hierfür auch gut gewählt, weil die Grundstimmung dieses Tunes eine kindliche Emotion wie ‘was würde ich, wenn ich nur gekonnt hätte, mit diesen großen Jungen tun, der mich schikanierte, als ich ein Kind war’ widerspiegelt.

MAS:
Das hätten wir nun. Aber sind deine Tunes nun Kompositionen oder doch mehr Improvisationen und Gefühle?

EA:
Es ist fast immer ein Mix aus beiden. Aber manchmal passiert es schon, dass die kompositorische Struktur eines Songs der schwierigste Teil ist, ein anderes mal ist es dann umgekehrt. Aber eben “Self Defence” und auch “Electronique Noire” vom gleichnamigen Album sind absolut freie Stücke.

Carsten Agthe


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