Artikel
Info
Zeit: 04.06.2004
Ort: Berlin
Stil: Punk / Rock'n' Roll
Wenn der Opener eines Albums schon einmal "Big Attack" heißt, dann kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen. Und es ist definitiv Punk, was auf Smack Smash, dem neuen Album der Beatsteaks, zu hören ist. Wobei, und das weiß man spätestens in diesem Zusammenhang, Punk nicht gleich Punk ist. Denn so wie The Clash, mit denen man vielleicht am ehesten in Einklang zu bringen ist (man höre dabei nur Songs von Kaliber "Hello Joe", "Hand In Hand" oder "I Don’t Care...") nie so richtig Punk waren, so sind auch die Beatsteaks schon eher Rock’n Roll. Und die Beatsteaks haben obendrein mit Smack Smash das Album gemacht, welches die Clash nie gemacht haben. Ob das wirklich so ist, wird uns Beatsteaks-Gitarrist Bernd Kurtzke am besten erzählen können.
MAS:
Einerseits seid ihr immer noch auf Epitaph, andererseits veröffentlicht ihr mit WEA aber nun auf einem Major.
Bernd Kurtzke:
Eigentlich war das kein richtiger Wechsel, sondern das Album ist eine Zusammenarbeit zwischen Epitaph und der WEA. Und es ist ja auch so, daß jede Band ihre Platten verkaufen will und nicht möchte, daß bei dem Release dann zu wenig Platten in den Läden stehen. Dann geht man eben auf die Suche und schaut, wer mehr für eine Band wie uns tun kann. Das war eben die WEA, obwohl wir weltweit weiterhin mit Epitaph zusammenarbeiten. Eigentlich war das eine reine Zweckentscheidung.
MAS:
Eigentlich ist ja Smack Smash, meiner Meinung nach, eher Rock’n Roll als Punk.
Bernd Kurtzke:
Erst einmal waren wir nie eine reine Punkband, aber die Einflüsse, die wir besitzen, kommen schon eindeutig aus dieser Richtung. Das bedeutet, daß Punk in unserer Musik eigentlich nur am Rand passiert. Das ist dann eher eine Art Einstellung. Jeder kann oder sollte machen, was er will und man soll sich selbst treu bleiben. Das ist unser Motto und deswegen sind wir wahrscheinlich auch mehr Punk als andere Bands.
MAS:
Ihr bezieht ja diesbezüglich auch mit euren Texten klar Stellung.
Bernd Kurtzke:
Ja, absolut. Da, wo wir Stellung beziehen wollen, machen wir das dann auch. Auf unserer Platte sind dieses Mal zwar auch ein Haufen Liebeslieder enthalten, aber es sind dann auch Songs mit drauf, auf denen wir unsere Klappe aufmachen und sagen, was wir denken. Beispielsweise ist die Einleitung und der Opener Big Attack ein klares politisches Statement.
MAS:
Wie kommt man als Quasi-Punkband dann eigentlich an einen Produzenten wie Moses Schneider?
Bernd Kurtzke:
Das ist eine gute Frage. Er hat seine Finger eigentlich überall mit drin und der Kontakt zu ihn kam eigentlich eher zufällig zustande. Damals wollten wir für das Berliner Wohnzimmerkonzert in der Columbiahalle eine EP machen, welche die Leute dann umsonst mit dazubekommen sollten und wir wollten dann auch für so eine kleine Produktion nicht irgendwohin fahren, so daß wir uns in Berlin umgeschaut haben. Und da trafen wir auf Moses Schneider, den wie damals eigentlich nicht so richtig kannten, weswegen wir die Gelegenheit nutzten, ihn dann kennenzulernen. Er hat dann nicht nur zugesagt, sondern uns gleich mit der Idee infiziert, daß wie die Songs live aufnehmen sollten. Und eben dieses Prinzip, daß alle Instrumente in einem Raum aufgenommen werden und nur der Gesang später dazukommt, das haben wir dann auch auf das neue Album herübergerettet, da es für uns absolut zugeschnitten ist.
MAS:
Ihr habt ja auch einige Links zu den Hosen und den Ärzten. Kamt ihr dann nicht auch einmal auf die Idee, eine deutschsprachige Platte einzuspielen?
Bernd Kurtzke:
Auf unseren alten Platten waren schon einige deutschsprachige Songs enthalten. Aber das war dann schon eine Ausnahme. Bei unseren letzten Platten war das einfach nicht angesagt. Wenn man eine gute Idee für einen deutschen Song hätte, dann würden wie den auch machen. Aber Englisch ist einfach die Sprache, in welcher wir uns einfach am besten ausdrücken können. Auch schon deswegen, weil Deutsch für uns einfach nicht so lyrisch ist wie Englisch.
MAS:
Das Musikbiz stößt uns jetzt mit DSDS, Popstars, Starsearch etc. rigoros in die Richtung, die für die Industrie noch etwas lukrativ zu sein scheint....
Bernd Kurtzke:
Aber der Trend geht in die Richtung, und das gibt mir wieder ein ruhiges Gewissen, daß eine Band nicht nur über Plattenverkäufe existieren kann sondern eigentlich zum Großteil über ihr Liveengagement. Und hier wird sich irgendwann einmal die Spreu vom Weizen trennen. Denn hierüber wird sich in Zukunft eine Band definieren müssen sich auch der Markt wieder erholen.
MAS:
Songs wie "Hello Joe", "Hand In Hand" oder "I Don’t Care..." besitzen dann aber auch so viel Hitappeal, daß ihr bei genügend Airplay sogar damit charten könntet. Immerhin haben es Alternative-Dumpfbacken wie Oomph! auch geschafft, Platz Eins in den Singlecharts zu werden.
Bernd Kurtzke:
Da bin ich auch ganz ehrlich, dass diese Musik voll an mir vorbeigeht. Wenn ich diese Musik höre, dann bekomme ich absolut nichts gesagt. Aber das ist auch in Ordnung.
Carsten Agthe
Zurück zur Artikelübersicht |