Reviews
The endless River (CD/DVD Deluxe Edition)
Info
Musikrichtung:
Art Rock / Prog
VÖ: 07.11.2014 (Parlophone / EMI) Gesamtspielzeit: 53:03 Internet: http://www.pinkfloyd.com |
Prolog
Der grundlegende Eindruck, den ich bei der Listening Session zu Pink Floyds neuem Album gewonnen hatte, hat sich auch nach nun mehrmaligem Hören bestätigt. The endless River ist ein würdiges, dem Werk Pink Floyds gerecht werdendes Album, das weder die Gefahr in sich trägt, den Mythos der Band zu beschädigen, noch die Highlights ihres Backkatalogs vom Thron zu stoßen.
Die CD
Die größte Schwäche des Albums besteht, wenn man einmal seinen fast vollständig instrumentalen Charakter akzeptiert hat, in der Skizzenhaftigkeit der einzelnen Stücke, die oft nicht wie ausgearbeitete Kompositionen wirken (schon gar nicht, wenn man sie mit den früheren Floyd-Alben vergleicht), sondern wie einmal notierte Ideen, die nun sorgfältig gespielt, arrangiert und produziert aneinander gehängt wurden – manchmal fast unverbunden, manchmal organisch ineinander übergehend, dass z.B. die erste „Seite“ wie ein einziges Stück wirkt.
Die ist dann auch gleich eins der Highlights des Albums, das im Wesentlichen aus dem zentralen „It’s what we do“ mit einem Outro und einem langen Synthie Intro besteht. Erinnerungen an „Shine on you crazy Diamond“ werden wach; allerdings fehlen die Höhepunkte, um es zu einem Klassiker zu machen.
Nach „Sum“, das eine Mixture von Berliner Schule mit recht harschen Gitarren ist, gibt es ein Drum-Solo, ein kleines Zwischenspiel und dann den erste liedhaften Song, der förmlich nach Gesang schreit und ihn in Form des Saxophons von Gilad Atzmon auch erhält.
Auf Seite 3 tritt das zerstückelte Skizzenhafte besonders deutlich zu Tage. Hier sind die meisten Chancen vertan. Die mit Ausnahme des blassen Schlussstückes mit Sprachsamples von Stephen Hawking samt und sonders unter zwei Minuten liegenden Stücke, hätten es verdient weiter ausgearbeitet zu werden. Das gilt insbesondere von „On Noodle Street“, das so sehr nach späten Dire Straits klingt, dass man Mark Knopflers Gitarre bereits ständig im vorauseilenden Gehorsam hört. Das in zwei Teilen gelieferte „Allons-Y“ wirkt dagegen wie ein Auftakt zu „Run like Hell“, das lediglich nie los läuft.
Interessant sind „The lost Art of Conversation“, das tut als wäre es mit der Harfe eingespielt, während Ríck Wright bei „Autumn ‘68“ tatsächlich mit der Orgel der Royal Albert Hall auftrumpfen kann.
Die vierte Seite wirkt – gleich der ersten – wie aus einem Stück, wenn man das finale „Louder than Words“ einmal ausklammert. „Calling“ ist ein Synthie-Soundscape, das weite Räume eröffnet und vielleicht das beste Analogon zum Artwork der CD ist. Am Ende steht dann Gilmours singende Gitarre, die „Surfacing“ zusammen mit dem Chorgesang erneut einen liedhaften Charakter gibt.
Das einzige Vocal-Stück „Louder than Words“ wirkt in diesem Kontext wie eine nicht ganz dazu gehörenden Bonus-Nummer. Im Katalog von Pink Floyd nimmt es mit seinem im Ohr bleibenden Refrain eine solide Stellung unter „ferner liefen“ ein.
Die Deluxe Edition
Der Deluxe Edition liegt zusätzlich zur CD noch eine DVD, bzw. BluRay bei. Die beiden Silberlinge stecken in stabilen Papp-Steck-Hüllen, die mit drei Postkarten und einem schick aufgemachten Büchlein in einer stabilen Papp-Schachtel verpackt sind. Das 24-seitige gebundene Büchlein ist deutlich mehr als ein Booklet. Es liefert die Besetzungslisten jedes einzelnen Songs, den Text von „Louder than Words“ und viele Fotos von den Sessions mit Rick Wright. Leider gibt es überhaupt keine Kommentare oder Liner Notes. Auch hier gilt wieder: schick gemacht, aber Chancen verpasst.
Die DVD/Blu-Ray enthält zum einen das komplette Album. Während des Abspielens erscheint etwas fantasielos lediglich der Name des gerade laufenden Titels auf dem ansonsten schwarzen Bildschirm.
Zusätzlich gibt es als Bonus sechs audiovisuelle und drei reine Audio Tracks (Darstellung, wie bei der CD), wobei sich einer der audiovisuellen Tracks mit einem Audio-Bonus und zwei Tracks mit CD-Titeln doppeln.
Die Video-Tracks sind im Wesentlichen mit schwarz-weiß Aufnahmen versehen, die mit einer Standkamera im Studio aufgenommen wurden. Lediglich „Nervana“ liefert die typischen „Im-Studio-Aufnahmen“, die auf DVDs seit langem Standard sind.
„Nervana“ ist auch musikalisch das interessanteste Stück der Boni. Während „Evrika“ eine recht ruhige Floyd Atmosphäre liefert, einmal im Wesentlichen solo von Gilmour mit zum Teil recht harschen Gitarren eingespielt, einmal von der ganzen Band präsentiert, rockt „Nervana“ zum Teil richtig los und ist somit wohl zu Recht nicht in das Album aufgenommen worden, da es seine eher ruhige Atmosphäre doch recht stark aufgemischt hatte.
Trackliste
Side 1
1 Things left unsaid (4:26)
2 It's what we do (6:18)
3 Ebb and Flow (1:55)
Side 2
4 Sum (4:48)
5 Skins (2:37)
6 Unsung (1:08)
7 Anisina (3:16)
Side 3
8 The lost Art of Conversation (1:43)
9 On Noodle Street (1:42)
10 Night Light (1:42)
11 Allons-Y (1) (1:58)
12 Autumn `68 (1:35)
13 Allons-Y (2) (1:32)
14 Talkin' Hawkin' (3:30)
Side 4
15 Calling (3:38)
16 Eyes to Pearls (1:51)
17 Surfacing (2:46)
18 Louder than Words (6:37)
II Audio-Visual (DVD-Bonus)
1 Anisina
2 Untitled
3 Evrika (a)
4 Nervana
5 Allons-Y
6 Evrika (b)
III Audio (DVD-Bonus)
1 TBS9
2 TBS14
3 Nervana
Besetzung
David Gilmour (Git, B <2>, Voc <18>, Piano <6,7>, Back Voc <7,14,17>)
Nick Mason (Dr)
Bob Ezrin (Ad. Keys <1>, B <11,13,18>)
Damon Iddins (Ad.Keys <4,12>)
Anthony Moore (Keys <15>)
Andy Jackson (B <5,16>)
Guy Pratt (B <9,14>)
Gilad Atzmon (Sax <7>, Klarinette <7>)
Jon Carin (Synth <9,11,13>)
Durga McBroom (Back Voc <14,17,18>)
Louise Marshall (Back Voc <18>)
Sarah Brown (Back Voc <18>)
Stephen Hawking (Voc Sample <14>)
Escala (Streicher <18>)
Helen Nash
Honor Watson
Victoria Lyon
Chantal Leverton
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |