WHILE HEAVEN WEPT - The best is yet to come!
Der Heavy Metal (als ursprünglicher Oberbegriff) und seine zahlreichen Untergenres beansprucht für sich beständig eine Musikrichtung zu sein, die besonders leidenschaftlich, ehrlich ist und vor Herzblut nur so trieft. Doch wenn einmal wieder eine Band kommt, für welche dies wirklich zutrifft, fällt einem auf, dass auch im Metalbereich von sehr vielen nur Wert auf ein entsprechendes Image gelegt wird und dass vor lauter „höher, schneller, weiter“ ganz vergessen wird wirklich gute Songs zu schreiben. Kein Wunder, dass es heutzutage nur so von Mittelmaß wimmelt und die gewollte technische Perfektion einen konturlosen Gleichklang schafft. Gut dass es nach wie vor Bands wie WHILE HEAVEN WEPT gibt, für es noch um Songs als Übermittler von Emotionen geht und nicht darum „cool“ zu sein. Aus dem Doom Metal kommend hat man seinen Stil von Album zu Album verfeinert und präsentiert mit dem kürzlich veröffentlichtem Vast Oceans Lachrymose seinen vorläufigen Höhepunkt. Musikalisch steht man mittlerweile über eng gesteckten Stilschubladen irgendwo im Spannungsfeld aus Doom, Progressive und Power Metal und nimmt dabei sämtliche Fans dieser Subgenres im Vorbeigehen mit. Das lange Warten auf dieses Album (der Vorgänger Of Empires Forlorn liegt immerhin sechs Jahre zurück) hat sich definitiv gelohnt. Warum so eine lange Pause zwischen beiden CDs lag und was ein Musiker alles in Kauf nimmt, um so etwas aufzunehmen, erläutert uns um folgenden (langen) Gespräch Gitarrist, Mastermind und Songschreiber Tom Phillips, der den Beweis liefert, dass es sie doch noch gibt: ehrliche und leidenschaftliche Metalbands, die für ihre eigene Kunst ihr sprichwörtlich letztes Hemd geben würden.
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Tom, was ist Deine Band While Heaven Wept für Dich, lediglich ein Hobby um Dich auszudrücken, oder ist ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellbar?
Nachdem ich bereits mein halbes Leben mit While Heaven Wept verbracht habe, kann ich sicherlich sagen, dass es mehr als nur ein einfaches Hobby ist. Auch wenn meine Eltern das nach zwanzig Jahren immer noch behaupten! (lacht) Ziemlich früh habe ich erkannt, dass While Heaven Wept meine Therapie, Katharsis und mein Weg ist, Dinge zu sagen für die ich sonst keine Worte habe. Mein Ausdruck und meine Identität. Die Musik bin ich und ich bin sie. Ich bin ziemlich sicher, dass ich While Heaven Wept weiterführe bis ich sterbe.
Trotz dieser Leidenschaft, gab es nicht auch dunkle Phasen in denen Du mit der Band oder auch der Musik komplett aufhören wolltest?
Sicherlich, es gab immer wieder Phasen in denen ich mich entmutigt und uninspiriert fühlte oder glaubte, dass ich While Heaven Wept einfach nicht mehr brauche. In diesen Zeiten fühlte ich mich von der Musik entfremdet. Das erklärt auch die gelegentlichen Unterbrechungen in denen ich mich mit anderen Dingen beschäftige. Aber wie erst dieses Jahr, stellte es sich heraus, dass es das einzige ist was mich vor mir selbst und meinen selbstzerstörerischem Drängen beschützt. Es gibt immer etwas im Leben das mich zur Musik zurücktreibt. Der Grund dass While Heaven Wept immer dazu tendiert so starke Emotionen zu enthalten, ist dass wir es nur machen, wenn die genannten Gefühle und die Verbindung zur Musik sehr präsent sind.
Was ist es genau, was Dich antreibt mit der Musik weiter zu machen?
Es ist eine Fülle von Dingen. Primär das Bedürfnis mit Gefühlen und Situationen umgehen zu können, die ich sonst nicht aushalten könnte. While Heave Wept ist die Möglichkeit negative Gedanken und Gefühle in einer konstruktiven und befreienden Weise loszuwerden. Zusätzlich gibt es da immer diese Melodien, Rhythmen und Worte, die sich mir willkürlich von selbst offenbaren, bis ich sie „zum Leben erwecke“. Eine weite Motivation ist, dass ich weiß, dass die Musik von While Heaven Wept bisher so viele Leute tief berührt hat. Während das für mich persönlich eher sekundär ist, bedeutet es doch sehr viel zu wissen, dass unsere Musik das Leben anderer Leute positiv verändert. Es gibt nichts erfreulicheres, als wenn sich auch nur eine Person mit uns verbunden oder nicht mehr länger alleine auf dieser Welt fühlt.
Was waren für Dich das Aufregendste und was das Schlimmste, das Dir je mit While Heaven Wept widerfahren ist?
Die größten Momente sind fast immer die, wenn wir das was wir in unseren Köpfen hören und in unseren Herzen fühlen erfolgreich auf Vinyl oder CD bannen können. Wenn der Ausdruck genau das wiedergibt und die Emotionen und Intentionen klar erkennbar sind, gibt es keinen größeren Erfolg. Der schlimmste Teil an While Heaven Wept ist die große Anzahl an Opfern und Verlusten welche von einem gefordert werden. So gingen viele Freundschaften, Romanzen, Gelegenheiten verloren und sogar meine Gesundheit wurde durch die Musik in Mitleidenschaft gezogen. Aber auf der anderen Seite wäre ich gar nicht mehr am Leben, wenn ich While Heaven Wept nicht als Trost und Ausdruck hätte.
Das Presseecho für euer neues Album Vast Oceans Lachrymose ist einfach grandios gut. Warst Du selbst sehr überrascht darüber und bestätigt Dich das umso mehr in dem was Du tust?
Ehrlich gesagt sind wir sogar unglaublich überrascht über die positiven Resonanzen dafür. In Wahrheit waren wir sogar ziemlich besorgt, ob wir uns nicht zu sehr von unserem Publikum entfremdeten oder wir von den Medien zerschmettert werden. Es war ein Risiko das wir eingehen mussten, auch wenn wir immer wussten, dass mehr in While Heaven Wept steckt als der Rest der Welt in uns sieht. Die Leute hatten bisher immer ein sehr genaues Bild von der Band. Davon ließen wir uns aber nicht beeinflussen. Es war viel wichtiger, dass wir uns lediglich selbst treu bleiben und nicht einem vor gefassten Image oder Sound. Deswegen fühlen wir und auch so geschmeichelt und sind sehr dankbar über die lieben Worte zu Vast Oceans Lachrymose. Es ist wirklich herzerwärmend und ich werde ganze demütig bei soviel großzügigem Lob zu bekommen. Aber wahrer Erfolg bleibt trotzdem, wenn man es schafft Emotionen exakt in Musik umzuwandeln.
Euer letztes Album Of Empires Forlorn liegt sechs Jahre zurück. Was waren die Gründe für diese lange Pause?
Nach der Europatour 2004, während der sich die Band bereits zersplitterte, war es ziemlich klar, dass Besetzungswechsel notwendig waren. Das wirft die Dinge immer ein paar Schritte zurück. Nachdem sich das gelegt hatte, begannen wir unmittelbar damit das Material zu bearbeiten, was Vast Oceans Lachrymose hätten werden können und das übrigens zum großen Teil komponiert war, bevor Of Empires Forlorn aufgenommen wurde. Wir verbrachten einen großen Teil von 2005 und 2006 im Studio. Und da wir gezwungen sind, solche Dinge immer aus unseren eigenen Taschen zu finanzieren, dauert das eben ein bisschen länger als bei anderen Bands. Irgendwann kam ich auf die Idee, dass wir alles in unser Traum-Equipment investieren sollten, anstatt das Album fertig zu machen. Diese „Tonsuche“ kostete uns eine Menge Zeit, Energie und Geld und endete im Design Custom-Ausrüstung. Gegen Ende 2007 war ich davon komplett ausgebrannt und unsere finanziellen Ressourcen waren aufgebraucht. Das war einen „eine dieser Zeiten“ als sich die Musik die wir aufgenommen haben, total fremd für mich angefühlt hat. Neues Material hat sich mir allerdings bereits offenbart. Ein weiterer wichtiger Grund, der immer wieder Verzögerungen hervorruft, ist die Tatsache, dass alle anderen Mitglieder von While Heaven Wept weitere Bands mit Live- und Studioverpflichtungen haben (z.B. Twisted Tower Dire und Brave - Anm.d.Verf.).
Im Januar 2008 fing ich eine neue Romanze an, die ich für wichtig genug hielt um sie als Priorität über alles zu stellen. Ich habe die Band also zurück gestellt, um mich das erste Mal in meinem Leben komplett einer Beziehung zu widmen. Eine ganze Weile war dies die erfüllendste Erfahrung die ich seit langem hatte und ich dachte darüber nach, dass ich mich ganz von While Heaven Wept trennen könnte. Aber ich hätte nicht falscher liegen können. Was passierte war, dass ich wieder einmal von jemandem den ich sehr liebte verlassen wurde, nachdem ich alles gegeben hatte. Anfang 2009 stand ich auf einem gefrorenen Fluss in Skandinavien. Allein, enttäuscht, krank, selbstmordgefährdet. Ein Platz so dunkel und hoffnungslos. Wäre mein wahrer Freund Peter Vicar von Reverend Bizarre nicht gewesen, wäre ich vielleicht nie wieder nach Hause gekommen. Als ich in die USA zurückgekehrt bin, war ich emotional, spirituell und mental zerstört. Habe den Schmerz hinunter getrunken. Habe mich schlechter als schlecht gefühlt, unsicher ob ich je wieder einen Weg aus dieser Hölle hinaus finde. Um es noch schlimmer zu machen, wurde bei meiner Mutter und bei meinem Bruder Krebs diagnostiziert. Glücklicherweise befinden sie sich mittlerweile auf dem Weg der Besserung!
Irgendwann dämmerte es mir, dass das einzige was mich retten kann While Heaven Wept sind. Es war der richtige Zeitpunkt gekommen, mich wieder mit der Musik zu beschäftigen. Was mit der Aufnahme eines brandneuen Songs und den Gesangsdemos mit Rain als kleine Flamme der Hoffnung begann, wurde ziemlich schnell ein rasenden Inferno der Inspiration. Ich stürzte mich voll in die Arbeiten für dieses Album. Die Arbeit war ziemlich hart, verlangte gesundheitlich einiges von mir ab und beinhaltete einiges an Insichgehen. Stellenweise schlief ich nur zwei Stunden pro Tag. Vast Oceans Lachrymose ist ein voller Erfolg. Es hat mich nicht nur gerettet, sondern auch von der Vergangenheit befreit. Ich werde nie mehr den Wert und die Notwendigkeit von While Heaven Wept unterschätzen!
Die Musik von Vast Oceans Lachrymose geht weit über das hinaus was die meisten in Doom Metal sehen. Aber meiner Meinung passt das Gefühl, welches das Album verbreitet, zu dieser Bezeichnung. Was bedeutet das Kennzeichen Doom Metal für Dich und siehst Du While Heaven Wept als Doom-Band?
Erlaube mir den zweiten Teil der Frage zuerst zu beantworten: While Heaven Wept ist für mich KEINE Doom Metal-Band. Ebenso wenig eine Progressive oder Power Metal-Band. While Heaven Wept ist eine Ansammlung all dieser Dinge und noch viel mehr. Über die letzten 20 Jahre haben wir einen recht eigenen Sound entwickelt, der nur als While Heaven Wept-Musik beschrieben werden kann, was im Endeffekt mehr eine Art „Universal Metal“ ist, das darin viele verschiedene Elemente enthalten sind. Es gibt darin für jeden etwas.
Was Doom Metal in seiner reinsten Form betrifft, das ist eine Definition die ich mit der Vergangenheit verbinde. Purer Doom Metal bestimmt sich durch langsame, schwere Riffs, wahrnehmbare Melodien mit einer dunklen, unheilvollen Atmosphäre, mit offensichtlichen Einflüssen von z.B. Black Sabbath, Trouble, Saint Vitus, Candlemass, Solitude Aeturnus, Witchfinder General und so weiter. Klarer Gesang ist ein wichtiger Bestandteil, da es Musik ist, die fest mit Gefühlen verwurzelt ist. Aggressiverer Gesang verschleiert oft die wahren Gefühle und die Aussage der Musik. Das soll nicht bedeuten, dass es keinen Platz für langsamen, melodischen Death Metal gibt, und dass man diese ganze Musik in das Heavy Metal-Fach stecken sollte. Aber ich finde, und das gilt auch für diesen ganzen Nu Metal, Metalcore und Rap durchdrungenen Rock, folgt dies nicht mehr der reinen Lehre des ursprünglichen Genres. Dasselbe gibt für Bands die „Doom Metal Einflüsse“ haben.
Die Sache ist die, als While Heaven Wept begannen, gehörten wir zu den wenigen die nach dieser Definition als Doom Metal bezeichnet werden konnten. Es gab nicht mehr als zwanzig da draußen. Sind While Heaven Wept jetzt eine Doom Band? Nach meiner Definition klar nein. Auch wenn wir in der Zweit zwischen 1991 und 1999 ziemlich danach klangen. Wir verleugnen mit Sicherheit nicht unsere Vergangenheit. Aber wir haben uns als Menschen weiter entwickelt und die Musik reflektiert das. Wir haben uns nie einem bestimmten Genre verpflichtet gefühlt oder „Doom um des Dooms Willen“ gespielt. Wir müssen uns selbst und genau unserem Publikum gegenüber ehrlich sein. Was wirklich zählt, ist dass die Musik von While Heaven Wept alleine vom Herzen und der Seele kommt.
Der Albumtitel passt perfekt zum Gefühl der Musik, welche wie eine tragische Reise über die raue See klingt, mit einem kleinen Anflug von Sonnenschein hier und dort. Und die Reise endet friedlich in den sicheren Armen der Liebsten des Hauptdarstellers. Ist dieses Bildreiche etwas das Du von Anfang erschaffen wolltest?
Alle While Heaven Wept-Alben sind irgendwie thematisch oder bildreich, wenn auch nicht notwendigerweise konzeptuell. Jede Note, jedes Wort, jede Melodie und jede Komposition welche auf der LP auftaucht ist so gewollt. Und die Musik selbst entscheidet über den logischen Fluss. Wir als Band ermöglichen diesen nur. Die Songs von Vast Oceans Lachrymose sind stellenweise über einen Zeitraum von 16 Jahren entstanden. Es war also nicht möglich das Endresultat vorauszusehen. Tatsächlich hatte ich eine zeitlang nicht mal ein klares Bild davon. Man kann auch sagen, dass Vast Oceans Lachrymose wie ein Tarantino-Film ist, das die Anordnung der Lieder nicht chronologisch ist. Es gibt Vorschauen, genauso wie Rückblicke. Ich möchte die Erfahrung und die Sichtweise des Einzelnen nicht beeinträchtigen, aber ich kann Dir sagen, wenn man die Songs in einer bestimmten Reihenfolge zusammensetzt, entwickelt sich eine klare Geschichte. Am Ende ist es ein weiteres Kapitel meiner Lebensgeschichte.
Warum gerade diese Wassermetapher, symbolisiert diese das Auf und Ab des Lebens?
Der Ozean ist in der Tat ein Synonym für die menschliche Erfahrung. Er besitzt ruhige Zeiten mit einer frischen Brise, er kann aber auch ein zerstörerischer Mahlstrom sein. Der Ozean, und die Natur im Allgemeinen, ist die ideale Metapher für das Leben. Es erinnert mich daran wie klein wir eigentlich sind und ruft allein dadurch starke Gefühle hervor - einen Zwang zum Entdecken, sich selbst herauszufordern, dem Unbekannten gegenüber zu treten oder einfach nur die Schönheit zu genießen. Ehrlich gesagt ist es schwierig, mich genau daran zu erinnern was meine definitive Inspiration war, als ich an Vast Oceans Lachrymose gedacht habe, da dieses Album bereits seit 1995 in Entwicklung ist.
Die Texte sind genauso wie die Musik ziemlich melancholisch. Sie lesen sich als wenn jemand der Liebe und einem verlorenen Teil seines Lebens nachtrauert. Liege ich da in etwa richtig?
Nun, wie ich vorhin schon erwähnt habe, erzählen die Texte von meinem Leben. Und Du bist vom Grunde her nicht zu weit weg davon mit Deiner Einschätzung. Aber es ist wichtig zu wissen, dass alle Texte seit Of Empires Forlorn zwei oder auch drei Bedeutungen beinhalten. Sie sind auf ihre Art metaphorisch und sie können auf mehrere Arten interpretiert werden. Nur als Beispiel, in Deiner Beurteilung hatte die Geschichte ein gutes Ende. Das kann in der Realität stimmen oder auch nicht. Für einen anderen Hörer kann sich ein anderes Ergebnis ergeben. Während das Material der ersten Dekade unserer Bandgeschichte von genau einer Sache handelte, bezieht sich alles danach auf viele verschiedene Dinge. Ich ziehe es also vor nicht über die wahre Bedeutung zu sprechen, damit der Hörer die Texte so auslegen kann, wie er sie selbst wahrnimmt.
Vast Oceans Lachrymose hat ein starkes Cover das sehr stimmig zum Album passt. Wo hast Du es gefunden?
Ich habe diese John Martin-Zeichnung zufällig in einem BBC-Artikel entdeckt und ich wurde sofort davon angezogen. Fast unmittelbar dachte ich „Vast … Oceans … Lachrymose“, obwohl ich für viele Jahre eine andere Vorstellung vom Cover hatte. Ursprünglich war ein Foto der stürmischen See geplant. Ola von Griftegard hat mir erzählt, dass er sich selbst auf dem Schiff im tosenden Meer vorstellen kann, während er das Album anhört. Also kann ich Dir nur zustimmen, dass es ein ziemlich starkes und angemessenes Bild ist!
Das Lied To wander the void klingt fast wie ein Überbleibsel der John Arch-Ära von Fates Warning. Die Presseinfo beschreibt eure CD auch als ein Album auf das alte Fates Warning-Fans seit vielen Jahren warten. Ist die Platte generell und der Song im Speziellen eine Art Tribut an diese großartige Band?
Die frühen Fates Warning waren von Anfang an einer meiner Haupteinflüsse - früher wie heute. Irgendwie ist das auf allen Alben auch ersichtlich, aber am offensichtlichsten bei Vast Oceans Lachrymose. Ich würde aber nicht soweit gehen das Album als eine Hommage an die Fates Warning zu sehen. Auch „To wander the void“ sollte keine solche sein. Aber als sich der Text und die Melodie immer mehr entfalteten, entwickelte es sich zu einem innigen Tribut an sie, da es ein persönlicher Ausdruck meiner selbst ist. Irgendwann habe ich bemerkt, dass Teile des Lieds eine Art Verquickung von Melodien die von Night on bröcken stammen könnten, Texte die auch nicht bei Awaken the guardian Fehl am Platze wären, Riffs die an The spectre within erinnern und eine Heavyness ähnlich wie auf No exit, sowie ein paar komplexe Taktwechsel á la Perfect symmetry ist. Ich könnte mir keine bessere Möglichkeit vorstellen Fates Warning für die Jahrzehnte an Inspiration zu danken, als diesen Song, der auf seine Art und Weite ihre ersten fünf Alben als eine Einheit repräsentiert. Vielleicht hören sie ihn eines Tages und sehen es als eine Art aufrichtigen und herzlichen Tribut.
Was macht diese Band so speziell für Dich?
Fates Warning rufen bei mir bis heute tiefe Gefühle hervor. Sie waren unübertreffliche Musiker, die Songs schrieben bei denen keine Note grundlos vorhanden war. Besonders Awaken the guardian strahlt diese besondere Magie und Rätselhaftigkeit aus, die davor und danach keiner mehr erschaffen konnte. Darüber hinaus haben Fates Warning, anders als andere Progressive Metal-Bands, nie den Song aus den Augen verloren. Es wurde nie endlos komplex nur um gezwungen komplex zu sein. Ohne Frage werde ich ihre frühen Alben den Rest meines Lebens ganz nah an meinem Herzen halten.
Mit Rain Irving hast Du mittlerweile einen neuen und tollen Sänger, der deutlich seine Spuren auf dem Album hinterlassen hat. Warum bist Du vom Mikrofon zurück getreten und hast einen Sänger gesucht?
Die Wahrheit ist, dass ich bereits die letzten 14 Jahre nach einem engagierten Sänger gesucht habe, der keine Diva oder ein Psychopath ist. Als ich diese Band mitbegründet habe, war ich nur ein Gitarrist und Songwriter. Ich war weder der erste, noch der zweite Leadsänger. Deshalb kommen wir mit Vast Oceans Lachrymose wieder zum Ursprung von While Heaven Wept zurück. Es machte dieses Mal Sinn, jemanden wie Rain mit einzubeziehen. Ich habe früher nur gesungen, weil ich in all den Jahren nicht DEN Richtigen dafür gefunden habe. Natürlich habe ich als ich jünger war angestrebt ein Sänger zu werden, aber ich mochte meine Stimme nie wirklich. Ich hätte mich nie in eine Reihe mit meinen Lieblingssängern wie Steve Perry, John Arch, Geoff Tate, Dio oder Bruce Dickinson stellen können, egal wie sehr ich mich auch angestrengt hätte. Ich bin in erster Linie eben ein Gitarrist. Das einzige Gute was ich über meine Stimme sagen kann, ist dass ich die Emotionen einfach besser als jeder andere rüberbringen kann, da die Songs die Geschichte meines Lebens sind. Ich weiß, dass es viele gibt die anders darüber denken, und ich weiß das auch zu schätzen. Aber meine eigene Zufriedenheit geht vor. Daneben ist das das neue Material auch körperlich herausfordernder. Ich hätte Jahre gebraucht, um gleichzeitig so singen und spielen zu können. Ich habe bereits in der Vergangenheit damit gekämpft die Balance zwischen beidem während Liveauftritten zu finden. Ich wollte nie auf die Bühne gehen und weniger als 110 % geben, aber es war eher so, dass ich ausgemergelt und gestresst von der Bühne kam und nur 50 % geben konnte, was inakzeptabel für mich ist. Deswegen und da Rain tatsächlich der richtige Sänger ist, bin ich mit meiner Entscheidung sehr glücklich.
Er konnte Deine Texte also problemlos zum Leben erwecken, ganz wie Du es Dir gewünscht hast?
Absolut! Ich habe sehr eng mit Rain zusammen gearbeitet, ihm erklärt was ich mir vorstelle und meine gesangliche Herangehensweise erläutert, sowie die Harmonien mit ihm ausgearbeitet. Der Gesang hat sich so schnell und natürlich entwickelt. Er hat sich nie beschwert oder hat gezögert. Nicht mal während der Aufnahmen, die in drei Mammutsessions gemacht wurden, in denen er über zehn Stunden durchgesungen hat! Und er hat es auch trotz der Integrierung meines Stils geschafft seine eigene Identität beizubehalten. Interessant ist, dass Vast Oceans Lachrymose ihn richtig angetrieben hat Dinge zu versuchen, die er sonst nie ausprobiert hätte. Ein paar Sachen die ich mir vorgestellt habe, liegen sogar außerhalb seiner „Komfortzone“ als Sänger. Aber er hat die Gelegenheit am Schopf gepackt und hat auf dem Album eine Weltklasseperformance hingelegt. In Zukunft werden wir bestimmt mehr Gebrauch von seiner erhebenden und melodischen Herangehensweise machen. Das Beste kommt also mit Sicherheit noch!
Du schreibst die Musik und die Texte für While Heaven Wept komplett alleine. Haben außer beim Gesang, wie gerade erläutert, Deine Mitmusiker eigentlich Einfluss auf das Endergebnis?
Sicherlich. Wenn wir neues Material proben, entscheiden wir zusammen über die Anzahl der Wiederholungen die sich richtig anfühlen, legen die wirkungsvollsten Betonungen fest, experimentieren mit verschiedenen rhythmischen und harmonischen Ideen und so weiter. Ich habe für Vast Oceans Lachrymose zwar die grundlegenden Schlagzeugparts geschrieben, aber jeder Musiker interpretiert Dinge anders. Und kleine Änderungen können sich auf eine ganze Komposition auswirken. Ich habe den Rest der Band immer dazu ermutig Dinge rauszulassen. While Heaven Wept entwickeln sich ständig. Es macht keinen Sinn etwas zu wiederholen, das wir in der Vergangenheit gemacht haben. Es gab nie die eine „echte“ Gemeinschaftsarbeit seit wir 1989 die ersten Songs geschrieben haben. Momentan sieht es sogar so aus, dass das nächste Album einen Song enthalten wird, den Scott (Loose, Gitarre - Anm.d.Verf.) zum großen Teil geschrieben hat. Dazu gibt es einen Song, der sich aus einer Jam-Session zwischen mir und der griechischen Epic Metal-Band Battleroar entwickelt hat. Einer der tollsten Aspekte von While Heaven Wept ist, dass es auch nach 20 Jahren immer noch soviel unentdecktes Potenzial gibt. Jeder in der Band ist auf seine Art ein talentierter Songwriter und ich bin richtig aufgeregt, dass wir unser Archiv bald ausgeräumt haben. Der Weg für neues Material ist also frei.
In Europa habt ihr ein loyales Untergrundgefolge. Aber welchen Status habt ihr in Deinem Heimatland? Gibt es da eine kleine Szene mit Kultfestivals wie dem Doom Shall Rise oder dem Keep-It-True und dem Hammer of Doom, die Oliver Weinsheimer organisiert?
So wie ich weiß, sind While Heaven Wept in den USA so gut wie unbekannt. Wir spielen hier auch sehr selten live. Keines unserer Alben wurde hier offiziell veröffentlicht und was die Promotion betrifft, haben wir uns fast immer nur auf Europa konzentriert. Ich war schon immer der Meinung, dass der Wert von Kunst dort mehr anerkennt wird. Ich hasse die USA zwar nicht, aber ich bin erschüttert von dieser „Fast Food-Gesellschaft“, die hier vorherrscht, und noch mehr von der oberflächlichen trendorientierten Schafherdenmentalität. Seitdem das Internet zum festen Alltag gehört, scheint es als wird alles gefressen was einem vorgesetzt wird, gekauft was angeboten wird und es wird nichts mehr genauer hinterfragt. Trotzdem gab es schon immer ein starkes Underground-Kontingent hier und wir sind stolz ein Teil davon zu sein. Und ja, wir haben ein paar kleine Kultfestivals wie Born Too Late, Doom Or Be Doomed oder Templars Of Doom, um nur ein paar zu nennen. Die Überzeugungen ein paar weniger sind genauso stark wie anderswo, aber die große Masse ist sehr ignorant. Wir fühlen uns viel wohler dabei, über den Ozean zu fliegen und die Bühne mit unseren Freunden dort drüben zu teilen!
Im Februar spielt ihr in Würzburg auf dem Hammer of Doom-Festival. Gibt es vielleicht noch andere Möglichkeiten euch sehen zu können? Eure Fans warten bestimmt schon lange darauf.
Momentan ist das Hammer of Doom die einzige bestätigte Verpflichtung. Aber natürlich diskutieren wir gerade über weitere Show-Angebote später im Jahr. Wir haben allerdings einen Exklusivvertrag mit Oli vom Hammer of Doom, also werden wir keinesfalls während dieser Zeit irgendwo anders in der Nähe auftreten. Das wichtigste für uns ist es, die meiste Zeit zwischen 2010 und 2011 mit Vast Oceans Lachrymose live zu spielen. Es kommt allerdings auch auf die Angebote von Promotern und Booking-Agenturen an, da wir nach den Albumaufnahmen so tief in der Miese stecken, dass wir nur wieder rauskommen können, indem alle uns entstehenden Kosten durch die Gage abgedeckt werden. Also sehen wir, was auf uns zukommt.
Diskografie | Lovesongs of the Forsaken (EP, 1995)
Sorrow of the Angels (1998)
Chapeter One: 1989 - 1999 (Compilation, 2002)
Of Empires Forlorn (2003)
Vast Oceans Lachrymose (2009) |
| Eure ersten CDs kann man derzeit nicht mehr kaufen. Werdet ihr diese in absehbarer Zeit wieder neu veröffentlichen?
Ich bin mir der Nachfrage von Re-Releases voll bewusst. Und ehrlich gesagt ist das auch schon eine ganze Weile so. Das erste Album Sorrow Of The Angels ist bereits seit 1999 ausverkauft, während Of Empires Forlorn mehr oder weniger mit der Pleite unseres Labels Rage Of Achilles vor ungefähr fünf Jahren verschwunden ist. Während ich natürlich sehr ehrgeizige Pläne für beide Platten habe, hat sich gerade von selbst eine Gelegenheit ergeben, die wir gar nicht abwarten können. Und da unser Publikum so hartnäckig ist, bieten wir diese CDs 2010 im Rahmen unseres 20. Jubiläums als limitierte Editionen wieder an. Aber denkt dran, es wird davon nur 1.000 Kopien davon gepresst werden, jede handnummeriert, so dass sich jeder die sie will beeilen sollte! Ich könnte mir vorstellen, dass wir noch vor der Veröffentlichung unseres neuen Albums Fears Of Infinity über eine richtige, unlimitierte Auflage nachdenken können.
Kannst Du mir vielleicht zum Ende noch einen kleinen Ausblick darauf geben, was wir von While Heaven Wept in Zukunft erwarten können? Ich hoffe mir müssen nicht noch einmal sechs Jahre auf etwas Neues warten!
Neben dem Organisieren von Touren und Festivalauftritten um Vast Oceans Lachrymose zu bewerben, ist unsere höchste Priorität so schnell wie möglich ins Studio zurückzukehren um das genannte Fear Of Infinity-Album aufzunehmen, welches bereits komplett komponiert wurde. Ursprünglich war Vast Oceans Lachrymose doppelt so lang. Aber als der Song „The Furthest Shore“ sich zu einem solch epischen Stück entwickelte, habe ich mich dazu entschlossen die anderen acht Lieder, die wir bereits geprobt haben, zurückzulegen, damit „The Furthest Shore“ diesen hervorstechenden Platz auf dem Album bekommt. Fear Of Infinity besteht aus diesen Songs, die zur Seite gelegt wurden, plus der extrem epischen Single, die ich bereits vorhin erwähnt habe. Das Album wird noch vielfältiger und anders als alles Bisherige von uns sein. Es ist sehr eigen, aber enthält doch alle Charakteristiken die While Heaven Wept in der Vergangenheit und heute ausgemacht haben. Insgesamt ist es dunkler, vielleicht etwas weniger progressiv, definitiv monumentaler und mindestens zur Hälfte aggressiv und deutlich mehr Doom als das andere.
Wir wollen auf keinen Fall noch einmal fünf oder sechs Jahre Pause zwischen zwei Alben, aber die Wahrheit ist, dass wir zuerst genug Kopien von Vast Oceans Lachrymose und eine ganze Anzahl an Merchandise verkaufen müssen, damit wir unsere Schulden für die letzten Aufnahmen abbezahlen können. Und das kann leider eine ganze zeitlang dauern. Und ich bin mir nicht wirklich sicher, ob wir uns es vorher leisten können, ein neues Album zu produzieren. Deshalb plädiere ich an alle Downloader da draußen: Wenn ihr das Album mögt, bitte kauft es im Original, oder zumindest ein T-Shirt. Wenn uns kein unerwarteter Geldsegen erreicht, liegt es an euch, ein weiteres Album möglich zu machen! Aber natürlich, aufgrund meines Schwurs, alles was ich angefangen habe fertig zu machen, wird es eines Tages vielleicht auch so passieren, auch wenn es ein Jahrzehnt oder länger dauert. Aber hoffen wir, dass es nicht mehr so lange dauert wie in der Vergangenheit. Die Songs sind fertig und die Band ist heiß darauf zu starten.
Am Ende möchte ich mich noch bei allen bedanken, die so geduldig auf Vast Oceans Lachrymose gewartet haben. Eure Unterstützung ist wirklich unbezahlbar!
Mario Karl
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