Halford
Winter songs
Hört was kommt von draußen rein ... das wird doch nicht der Halford sein?!
Was ist denn nur in unsere alternden Musiklegenden gefahren? Zuerst grummelt sich Bob Dylan durch abgeschmackte Weihnachtslieder, und jetzt auch noch der selbst ernannten Metal God Rob Halford persönlich. Wer hätte schon gedacht, dass der Nachfolger des 2002 veröffentlichten Crucible ausgerechnet eine Weichnachts-CD sein würde? So heißt das abermals von Roy Z. eingetütete Werk dementsprechend auch Winter songs. Alleine das Cover lässt einen schon schmunzeln: Rob Halford im üblichen Lederoutfit mit dunkler Sonnenbrille auf den Augen, sowie grimmigem Blick vor einer schneebedeckten Winterlandschaft. Man kann nur froh sein, dass er sich bei der Gelegenheit nicht in ein lächerliches Weihnachtsmannkostüm geworfen hat. Denn ansonsten hätte man Winter songs gleich in eine Reihe mit Twisted Sisters’ A twisted Christmas stellen können.
Aber hiervon unterscheidet sich die CD ziemlich. Während die verdrehten Schwestern alte weihnachtliche Gassenhauer in eine spaßige Rockrevue verpackt haben, geht Halford wesentlich ernsthafter vor. Schließlich erfüllt er sich laut eigener Aussage einen lange gehegten Traum. Und diesen möchte man ihm auch kaum verwehren. Aber trotzdem ist die Skepsis im Metalbereich (im dem Abweichungen von den Konventionen so überhaupt nicht gerne gesehen werden) von Anfang an vorprogrammiert. Dessen ist sich der Brite wohl auch bewusst und hat an den Beginn von Winter dreams gleich einen peitschenden Metalsong (inklusive Doublebass und hohen Vocals) gesetzt, der auf dem lauwarmen letzten Judas Priest-Album zu den guten Lieder gezählt hätte. Von Besinnlichkeit also noch keine große Spur. Die AOR- und Softwarekeule wird erst später ausgepackt.
Auch das folgende „We three kings“ und „Oh come o come Emanuel“ geben sich als solide arrangierte Melodic Metal-Songs, allerdings ziemlich emotionsfrei, dafür aber mit einem Stück unfreiwilliger Komik, wenn trotz donnerndem Schlagzeug eigentlich das Klavier die Führung übernimmt. Erstmals richtig festlich gestaltet sich die sensible Powerballade „Winter song“, das zweifelsfrei zu den Höhepunkten auf der CD gehört. Und von hier ab wird es auch immer balladesker und softrockiger, auch wenn sich zwischen die zahlreichen Neuinterpretationen neben dem Opener drei weitere Eigengewächse geschlichen haben. „Christmas for everyone“ (inkl. Glocken-Bimbam) und „I don’t care“ machen dabei noch einen auf rock ´n rollig. Das könnte auch wirklich sehr lässig klingen, wenn man den Stock aus Halfords Hintern ziehen würde. Denn eine solch steife Performance ist man von ihm (auf Platte) gar nicht gewohnt. Überraschenderweise geht er gerade bei den klassischen „Oh holy night“ und „Come all ye faithful“ richtig aus sich heraus, was eine durchaus angemessene, festliche Stimmung erzeugt, die dem restlichen Album sehr gut gestanden hätte.
Tja, da wären wir auch schon am Ende dieser jahresendzeitlichen Langspielplatte, die für so einigen Gesprächsstoff sorgen wird. Musikalisch kann man dagegen gar nicht viel sagen, auch wenn es manchmal wie ein metallischer Michael Bolton klingt. Arrangiert und eingespielt wurde es technisch einwandfrei von der bekannten Halford-Band. Allerdings klingt das Ganze auch ziemlich glatt und steril. Aber welche Weihnachts-CD tut das nicht? Leider wurde damit die Chance verpasst etwas ganz besonderes zu schaffen. Denn am Ende wird es wohl nur eine Randnotiz in der Musikgeschichte bleiben. Aber als weniger bombastische Version des Trans-Siberian Orchestra taugt Winter dreams allemal zum spaßigen, metallischen Plätzchenbacken. In diesem Sinne: Ho, ho, ho!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Get Into the Spirit | 5:26 |
2 |
We Three Kings | 4:06 |
3 |
Oh Come O Come Emanuel | 4:38 |
4 |
Winter Song | 5:38 |
5 |
What Child Is This | 4:27 |
6 |
Christmas For Everyone | 3:06 |
7 |
I Don't Care | 3:14 |
8 |
Light Of The World | 4:13 |
9 |
Oh Holy Night | 4:09 |
10 |
Come All Ye Faithful | 2:27 |
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Besetzung |
Rob Halford (Vocals)
Roy Z. (Guitars)
Metal Mike Chlasciak (Guitars)
Mike Davis (Bass)
Bobby Jarzombek (Drums)
Ed Roth (Keyboards)
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