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25 Years after - Mein Leben mit der CD; Folge 14: Scorpions - Tokyo Tapes
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Sommer 1978: Badeurlaub auf dem Zeltplatz an der Ostsee – wie immer. (Ich weiß, dass das länger als 25 Jahre her ist – lest einfach weiter.) Für mich, wenn ich mich recht erinnere, der letzte gemeinsame Sommerurlaub mit der Familie. Aber, um nicht falsch verstanden zu werden: Für uns Kinder war das eine tolle Sache. Extrem frei. Wir konnten so ziemlich machen, was wir wollten. Keine engen Benimmregeln, wie in einem Hotel. Wenn man laut werden wollte, tobte man am Strand lang oder durch die Dünen. War Klasse, zu seiner Zeit. Ein Dank an meine Eltern, dass sie ihre Urlaubsplanungen jahrelang so konsequent auf die Bedürfnisse von mir und meinem Bruder abgestimmt haben.
Und dann gab es so einmal die Woche Einkaufsausflüge in Weltstädte, wie Oldenburg in Holstein, Neustadt in Holstein oder sogar nach Heiligenhafen. Und bei einer dieser Fahrten habe ich die kulturelle Sensation erfahren.
In irgendeinem Gemischtwarenladen - TV-Radio-Toaster-Bartschneider-etc – gab es auch ein Regal mit Schallplatten, 1978 natürlich LPs! (CDs gab’s ja noch lange nicht. Das war pure Science Fiction!) Und mitten unter diesen Platten: Die Sensation! Eine Live-Doppel-LP!
Natürlich wusste ich, dass große Rock-Bands Live-Doppel-LPs veröffentlichen. Man denke an Deep Purples Made in Japan, Rainbows On Stage oder die geniale Live-LP von Status Quo. Ja, auch Live-Alben deutscher Bands waren mir bekannt – Birth Controls Album mit der Live-Version von „Gamma Ray" z.B. und nicht zuletzt Janes Live at Home, das bescheiden und lokalpatriotisch in der Hannoverschen Niedersachsenhalle eingespielt worden war.
Aber jetzt das: Die Scorpions(!) live – eine Doppel-LP(!!) – aus Japan(!!!) – groß wie Deep Purple(!!!!). Der 15-jährige Gymnasiast, der ich damals war, ist vor Ehrfurcht fast im Boden versunken.
Gekauft habe ich das Doppel-Vinyl dann wohl erst wieder zuhause in Hannover. Das lag am (nicht) verfügbaren Budget, aber auch an der Tatsache, dass ich im sandigen Zelt alles andere hatte, als einen tragfähigen Plattenspieler. Blamabel ist, dass die Tokyo Tapes (Vinyl) zu einer der wenigen(!) Platten gehört, die ich nicht mehr besitze. Im frühen CD-Wahn habe ich exakt zwei(!) Mal durch CD ersetzte Vinyl-Scheiben verkauft; zum einen einen Satz Marillion-Alben; zum anderen drei oder vier Scorpions-Scheiben, darunter die Tokyo Tapes. Heute könnte ich mich, ....
Und damit sind wir endlich beim Thema dieser Kolumne 25 Years after - Mein Leben mit der CD. (Herzlichen Dank für Eure Geduld!) Denn auch bei diesem Thema spielen die Tokyo Tapes eine besondere Rolle. Mit ihrem Ankauf habe ich eine neue Tradition begonnen. Es gibt kaum eine Stadt, die ich seitdem besucht habe, ohne aus ihr eine CD mitgenommen zu haben.
Im September 1986 – aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen das – hatte ich die Uni Münster in Richtung Berlin verlassen. Ein enger Freund hatte selbiges in Richtung Tübingen getan. Ende Mai 1987 habe ich ihn dortselbst besucht. In Tübingen gab es damals (vielleicht noch heute?) einen Plattenladen namens Rimpo. Dort standen für den (damals recht günstigen) Preis von 49,90 DM - Ihr ratet richtig! – die Tokyo Tapes im Regal.
It’s strange. Aber so wurde das Live-Album der Hannoveraner Scorpions für mich Hannoveraner zum ersten CD-Touristik-Buy! Alle vorherigen CDs sind entweder in meiner Heimatstadt Hannover oder an den Studienorten Münster und Berlin erworben worden.
Norbert von Fransecky
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