|
|
Thekengeplauder statt Basis-Information
|
Ob die „Rock Hard“ die 300 besten Hard Rock-/ Metal-Scheiben aller Zeiten zusammenstellt, oder die „Eclipsed“ die 50 besten Live-Alben präsentiert, eins ist sicher: Für die kommenden Ausgaben kann man die Leserbriefe fest einplanen, die auf Alben hinweisen, die unbedingt hätten dabei sein müssen. Uwe Schütte hat eine noch größere Aufgabe angepackt. Mit 100 Platten will er eine „Basis-Diskothek“ füllen, die den kaum noch abgrenzbaren Bereich der kompletten Rock- und Pop-Musik abdeckt. Dass dem Leser beim Durchsehen des Inhaltsverzeichnisses im Sekundentakt Klassiker einfallen, die nicht enthalten sind, liegt in der Natur der Sache und soll daher nicht weiter kommentiert werden.
Bei radikalster Reduzierung ist es vielleicht wirklich möglich, den gesamten Prog-Bereich auf Pink Floyd zu reduzieren – und dementsprechend Genesis, Yes, ELP, Greatful Dead, King Crimson und tausend weitere Klassiker zu ignorieren; „neuere“ Größen wie Marillion, IQ, Porcupine Tree mal von vorne herein außen vor gelassen. Fragwürdiger, aber vielleicht auch noch möglich, könnte es sein, den kompletten Metal-Bereich mit Metallica und AC/DC abzudecken. Obwohl: Kann man tatsächlich nicht nur Iron Maiden, sondern die komplette New Wave of british Heavy Metal einfach übersehen?
Endgültig inakzeptabel werden diese – und andere - gravierende Auslassungen aber erst, wenn man reihenweise „Klassiker“(?) von Bands wie Black Box Recorder, Dream City Film Club, Flaming Lips oder Magnetic Fields entdeckt. Sicher, es gibt immer wieder einmal Scheiben, die in Musikerkreisen mit großem Einfluss wahrgenommen werden, während sie der allgemeinen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt bleiben. Sollte das bei den genannten Scheiben der Fall sein, gelingt es dem Autor zumindest nicht, das in den entsprechenden Artikeln transparent zu machen. Welche gravierenden musikalischen(!) Impulse beispielsweise von der (von mir geliebten) Rocky Horror Picture Show ausgegangen sein sollen, bleibt mir auch nach der Lektüre des Artikels schleierhaft.
Schütte plaudert über die Platten, formuliert seine Begeisterung, beschreibt einzelne Titel und weiß gelegentlich auch etwas über die Entstehungsgeschichte der Scheiben. Es bleibt aber der Eindruck, dass hier ein musikbegeisterter Mensch sozusagen an der Theke steht und schlicht in den Erinnerungen an seine Lieblingsscheiben schwelgt. Das ist manchmal interessant, manchmal weniger interessant. Wem das genügt, der möge zugreifen. Objektiv gesehen, ist das für eine Publikation mit dem Anspruch einer Basis-Diskothek aber entschieden zu wenig – in einen derart renommierten Verlag wie Reclam allzumal.
Uwe Schütte Basis-Diskothek Rock und Pop Stuttgart, 2004 Reclam Verlag ISBN 3-15-018342-1 5,00 €
Norbert von Fransecky
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|