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Titel: David Byron - Born to perform
Verlag: Cenarius Verlag Hagen, 2. Auflage, 2014
ISBN: 978-3-940680-57-0
419 Seiten
Internet:
http://www.davidbyron.net
http://www.davidbyron.com
http://www.davidbyron.ru
http://www.uriah-heep.com
Born to perform wurde ursprünglich 2003 veröffentlicht, war vergriffen und wurde nun, gut 10 Jahre später, neu veröffentlicht. Autor Jeff Perkins hat sich dafür entschieden, das Buch bis auf einige Korrekturen nicht zu überarbeiten. Das kann man verstehen. Wenn man so eine Arbeit mal abgeschlossen hat, bindet man sie nicht so schnell noch einmal auf – zumal wenn man, wie Jeff Perkins, kein professioneller Journalist ist, sondern ein begeisterter Fan, der sich ebenso begeistert in eine Arbeit gestürzt hat, die dann Ausmaße angenommen hat, die vorher weder zu ahnen noch abzusehen waren.
Perkins erzählt in Zwischenkapiteln, die er mit Biography of a Biography überschreibt, ausführlich und lebendig davon, wie er Stück für Stück seine Informationen findet und das Buch langsam wächst. Anders als viele Profischreiber beschränkt er sich nicht darauf, die Informationen aufzuarbeiten, die in anderen Büchern in Zeitungsinterviews etc. zu finden sind. Er war in Standesämter und in den Stadtvierteln, in denen Dave Byron gelebt hat, hat in den Pubs recherchiert, die Byron möglicherweise besucht hat. Er hat Schuljahrbücher gewälzt und mit Dutzenden von Menschen aus dem näheren und weiteren Umfeld des legendären Sängers korrespondiert.
So sind hier eine Menge von Primärinformationen zusammengetragen worden, die noch nie vorher irgendwo publiziert worden sind. Das lässt uns die etwas krude Erklärung verstehen, mit der Perkins seinen Verzicht auf eine Überarbeitung seines Buches erklärt, obwohl in den letzten zehn Jahren noch Etliches mehr über das Leben des Ex-Uriah Heep Sängers bekannt geworden ist. Er habe sich nicht mit fremden Federn schmücken wollen, sagt der Autor sinngemäß im neuen Vorwort, und nicht das benutzen wollen, was andere herausgefunden haben. Eine sympathisch unprofessionelle Haltung, denn gerade historisch wissenschaftliches Arbeiten, besteht ja zu einem guten Teil daraus, bereits Bekanntes zusammenzuführen, um es in neuem Kontext vertieft bewerten und verstehen zu können.
Jeff Perkins ist Fan. Daran lässt er keinen Zweifel aufkommen. Das stellt er von Anfang an klar. Und so verzeiht man ihm das fortwährende Betonen, dass es sich bei David Byron um einen der besten Rock-Sänger aller Zeiten handelt, dem die ihm zustehende Anerkennung noch stärker verweigert wurde, als es bei seiner – von der Presse nahezu gehassten – Stammband Uriah Heep der Fall gewesen war. Perkins beseht auch darauf, dass Byron - wenn er nicht gerade zu betrunken war – ein äußerst sympathischer, den Menschen im Allgemeinen und den Fans im Besonderen zugewandter Mensch war. Einige Bemerkungen in und zwischen den Zeilen lassen aber erahnen, dass das Zeitgenossen möglicherweise etwas anders gesehen haben und gelegentlich unter einer launischen, arroganten und selbstbezogenen Diva gelitten haben.
Sehr deutlich wird, dass der Sänger ein Mensch war, der mit sich selbst nichts anfangen konnte. Wenn er nicht auf der Bühne, im Studio oder unter Freunden war, riss bei ihm Langeweile ein, die er nicht füllen konnte. Ob das von Perkins bewusst und beabsichtigt so dargestellt wurde oder nicht, nicht zuletzt hier scheint die Affinität Byrons zum Alkohol, der die Leere füllte, und zur Verschwendungssucht, mit der er sich ein mit ihm lebendes Umfeld verschaffte, ihre Wurzeln zu haben.
Der Schwerpunkt von Born to perform liegt – natürlich! – auf der Zeit als Sänger von Uriah Heep. Und die Lektüre lohnt sich auch für gewiefte Heep-Kenner. Insbesondere über die letzten Monate dieser Zeit, als John Wetton Gary Thain am Bass abgelöst hat, habe ich hier vieles erfahren, was mir bislang unbekannt war. Aber auch die Jahre vor Heep werden so intensiv dargestellt, dass es immer hin 70 Seiten braucht, um die Heep-Phase überhaupt zu erreichen.
Der wichtigste Teil von Born to perform ist dann die Aufarbeitung der knapp zehn Jahre, nachdem Byron von Uriah Heep wegen seiner Alkohol bedingten Unzuverlässigkeit gefeuert worden war. Solo, mit der David Byron Band und mit Rough Diamond hat er mit mäßigem Erfolg versucht eine neue Karriere jenseists von heep zu starten.
Perkins schwärmt von den Live-Qualitäten insbesondere von Rough Diamond, die leider nicht durch offizielle Veröffentlichungen dokumentiert wurden und gibt nicht zuletzt der Diskreditierung der 70er Jahre Bands, als obsolet gewordene Dinosaurier, die Schuld daran, dass es Byron nie wieder gelingt richtig Fuß zu fassen. Die deutlich stärker in Richtung Pop gehende Ausrichtung seiner Alben, die zum Teil in Kooperation mit Daniel Boone entstanden sind, begründet Perkins sowohl mit kommerziellen Überlegungen, als auch mit Byrons grundsätzlicher Ablehnung eines härter rockenden Kurses bei Uriah Heep.
Die Karriere Heeps nach Byrons Ausscheiden behält Perkins durchaus im Auge. Ihr zeitweiliges Herumkrepeln, das zu Auftritten in kleinen Provinzclubs führt, lässt Byrons eigenen Absturz als schicksalhaftes Geschehen in schwieriger Zeit erscheinen.
Built to perform ist zu ehrlich, um als Hagiographie abqualifiziert zu werden, aber das Buch ist begeistert genug, den Wunsch zu wecken, dabei gewesen zu sein, oder zumindest Tondokumente aus der besprochenen Zeit zu ergattern. Mir selbst haben dadurch ausgelöste Recherchen die (miserablen) Aufnahmen eines Heep-Konzertes im Dezember 1970 in Berlin eingebracht und eine etwas dubiose DVD, die Uriah Heep mit David Byron zu drei verschiedenen Phasen ihres gemeinsamen Wegs zeigt.
Quasi als Bonus zu dieser Rezension gibt es in dieser Ausgabe auch eine Review dieser DVD. Sie als Soundtrack zum Buch zu bezeichnen, wäre übertrieben. Dazu bedürfte es Aufnahmen aus den Jahren nach Uriah Heep. Aber es wird manches illustriert, wovon man bei Perkins liest. Bei den Aufnahmen von der US-Tour 1975 ist Mick Box bandagierter Arm, von dem auf den Seiten 234ff berichtet wird, deutlich zu sehen.
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