Reviews
Admeto (DVD)
Info
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 10.5.2010 (C-Major / Naxos / 2 DVD / 2009 / Best. Nr. 702008) Gesamtspielzeit: 202:00 |
JAPAN IN GÖTTINGEN
Als ästhetisches, den Sehsinn anregendes Konstrukt funktioniert diese Inszenierung der Filmemacherin Doris Dörrie, die ja nicht zum ersten Mal einen Ausflug in Richtung Oper unternimmt, durchaus ganz gut: Sie hat für die Göttinger Händel-Festspiele die der griechischen Mythologie entstammende Geschichte um Alceste, die sich opfert, um ihren sterbenskranken Gatten Admeto zu retten, ins alte Japan verlegt. Somit bestimmen Schattenspiel, Sumo-Ringer und Kimonos die Szenerie. Das ist reizvoll anzuschauen, wenngleich nicht in allen Momenten überzeugend. So wirkt z.B. der im wattierten Sumo-Outfit auftretende Herkules doch eher komisch als beeindruckend. Durchweg gut eingebunden und sensibel choreographiert tritt hingegen das japanische Mamu Dance Thetare in Erscheinung, das als Pendant zum deutschen Tanztheater den Ausdruckstanz pflegt - teils kommentierend, teils illustrierend, teils das Geschehen eigenständig ergänzend.
Abgesehen hiervon aber ist die eigentliche Frage, ob diese Art der Inszenierung dem Stück etwas Neues hinzufügt oder abringt, sieht man einmal von der - nicht eben neuen oder sensationellen - Erkenntnis ab, dass damit Dörries private Vorliebe für alles Japanische dokumentiert wird. Man wird die Frage verneinen müssen. Allzu bemüht wirkt die angedachte Parallele zwischen den Konventionen altgriechischer Manier, den Einengungen höfischen Lebens zur Barockzeit und den steifen Sitten des alten Japan.
Händels Musik verkraftet - ungeachtet dessen, dass der frühe "Admeto" nicht eben eines seiner stärksten Bühnenwerke ist - einen solchen Regie-Einfall indes mühelos, auch wenn Nicholas McGegan sie hier eher bieder zelebriert als belebend befeuert.
In der Titelrolle bietet der Altus Tim Mead eine eindrucksvolle Leistung, wobei er sich von Arie zu Arie zu steigern versteht (kein Wunder, muss er doch die Auftrittsarie komplett im Liegen vortragen…). Intonationssicher und stark in der Gestaltung zeigt sich daneben vor allem Kirsten Blaise als Antigona. William Berger verleiht dem Herkules stimmliches Gewicht. Die Leistung der weiteren Solisten ist am ehesten solide zu nennen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Oper in drei Akten, HWV 22
181:00 Minuten + 21:00 Minuten Bonusmaterial
Besetzung
Marie Arnet: Alceste
William Berger: Ercole
Andrew Radley: Orindo
David Bates: Trasimede
Kirsten Blaise: Antigona
Wolf Matthias Friedrich: Meraspe
Festspielorchester Göttingen
Nicholas McGegan: Leitung
Doris Dörrie: Regie
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |