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Die Weihnachtsgeschichte von Pater Karl Wallner

Info Musikrichtung: Weihnachts-CD/Hörbuch VÖ: 20.11.2209 (Universal Music Jazz & Classic) Gesamtspielzeit: 74:36 Internet: http://www.stift-heiligkreuz.at

... warten diverse Musikverlage mit einer eigenen, neuen Weihnachts-CD auf, deren Qualität - nun, sagen wir mal: differiert! Anschließend an den großen Erfolg der Gregorianik-Aufnahmen aus dem Zisterzienser-Stift Heiligkreuz (Chant) kommt nun die "klassische" Weihnachtsgeschichte, vorgetragen von P. Karl Wallner, der im vergangenen Jahr durchaus medienwirksam für die Chant-Aufnahmen geworben hatte. Neben der Erzählung aus dem Lukas-Evangelium finden sich auch 6 weitere Essays des habilitierten Zisterziensers. Gerahmt werden seine Überlegungen durch adventliche und weihnachtliche Lieder, gesungen u.a. vom Thomarchor (Leipzig) und den Regensburger Domspatzen, aber auch von Auszügen aus der Weihnachtsedition von Chant.

"Es begab sich aber..." beginnt mit einer Einleitung von P. Karl Wallner zu einigen Klängen des : Er wolle dem Hörer erzählen, warum Weihnachten "toll" sei, warum es sich lohne, Weihnachten richtig zu feiern, und nicht "einfach so". Was folgt, ist schlicht das Weihnachtsevangelium (Lk 2,1-20), das mit Strophen des "Zu Bethlehem geboren" auch schon endet.
Mit "Die Zeit ist erfüllt" beginnt die erste essayistische Überlegung P. Wallners, man könnte es auch eine Predigt nennen. Thema ist die "Zeit", und die Beschäftigung mit der Zeit vor allem im Advent und der Suche nach einer erfüllten, ruhigen und besinnlichen Zeit. Hierbei wird der Charakter dieser Aufnahmen sehr deutlich, denn einfach sind die Gedanken Wallners nun nicht; sie sind keine kitschigen Woglfühlaufnahmen, sondern sehr ernste und dichte Gedankengänge sowie theologische Erläuterungen zur Weihnachtsgeschichte und zur Liturgie der Adventszeit. Nur kurz werden die Sätze des Paters von musikalischen Einlagen unterbrochen. Zwar redet Wallner bedächtig und deutlich, doch einfach ist dem nicht zu folgen - die Aufmerksamkeit des Hörers ist die Grundbedingung für dieses Album. Zur Verdeutlichung: "Nur" gute 6 Minuten dieses Titels machen die musikalischen Kurzunterbrechungen sowie die weihnachtlichen Lieder wie "O Heiland reiss die Himmel auf" und "O Du Fröhliche" aus!

Auch bei den anderen "Titeln" ist dieses Verhältnis nicht anders: Bei "Geben ist seliger als nehmen" beschäftigt sich P. Wallner nicht nur mit dem Schenken, sondern auch ganz konkreter Heimatlosigkeit und menschlicher Not. "Happy Birthday, liebes Christkind" ist das Plädoyer für ein richtiges Feiern des Heiligen Abend, gegen eine Harmonie-Überforderung dieses Abends und für einen wiederzuentdeckenden Fokus auf das Zentrum von Weihnachten: Die Geburt Christi. So sehr P. Wallner damit natürlich den Kern des Heiligen Abends damit trifft, bleibt angesichts des Charakters dieser CD die Frage: An wen richtet sich dieses Album? Sind dies Weihnachtspredigten für kirchennahe Christen? Allen, die kirchenferner oder religiös weniger Beheimatet sind wird dieses Album zu anstrengend sein, diesen hätte vielleicht mehr Musik geholfen, die dichten theologischen Ansprachen des Zisterziensers zu verarbeiten.
Sehr deutlich wird dies auch im Titel Ein verwegenes Fest", indem Wallner leidenschaftlich an die Verwegenheit des weihnachtlichen Gedankens erinnert, dass der große Gott als menschliches Kind "krippenklein" werden kann, und sich u.a. mit dem nordafrikanischen, frühchristlichen Theologen Tertullian für die Intellektualität dieser Gedanken stark macht.

Mit "Die große Freude" (wo sich u.a. das schöne Lied "Maria durch ein Dornwald ging") und "Im Herzen bewahren" mit dem unvermeidlichen, abschließenden "Stille Nacht" geht ein intensives, dichtes, schwieriges und zugleich schönes und wertvolles Album zu Ende. Wer sich auf die Gedanken P. Wallners einläßt wird reich belohnt mit wertvollen Informationen, vor allem aber mit einem wahren Geist von Weihnachten - und der ist nicht in der Hast und Eile zu bekommen, genau so wenig wie Die Weihnachtsgeschichte...

Andreas Matena