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Nostradamus
Info
Musikrichtung:
Heavy Metal
VÖ: 13.06.2008 (SonyBMG) Gesamtspielzeit: 102:48 Internet: http://www.judaspriest.com |
„Heavy Metal ist tot,“ sprach Gott Halford vor einigen Jahren. Ob er damals schon sein eigener Nostradamus war und dieses Album voraus gesehen hat? Denn ja, dieses Mal ist der Metal tot, mausetot - nur gelegentlich hebt er noch sein Haupt, nicht hässlich, nicht böse, sondern Mitleid erregend schwach und kränklich. Herr, möge doch der „Painkiller“ herbeieilen und dieser Nachgeburt den verdienten Todesstoss versetzen, damit das unwürdige Leiden ein Ende hat.
Dabei geht die Sache so schlecht gar nicht los. Eine Viertelstunde lang ahnt man das Böse eher, bevor es dann gnadenlos um sich schlägt. „Prophecy“ ist durchschnittlich, aber kraftvoll; nicht spektakulär, aber mit gut erkennbarem Refrain. Halford nutzt seine Stimme, wie man es von ihm erwartet, ohne besondere Extreme auszuloten. Nach einem kurzen ruhigen Zwischenspiel erleben wir einen starken Streicher-Auftakt. Dann peitschen die Gitarren auf und machen ein letztes Versprechen. Aber bereits dieses wird nicht eingelöst. „Revelations“ wirkt mit seinen Musical-Vocals als hätten Judas Priest dieses Mal mit Andrew Lloyd Webber kooperiert, der hier die Zügel endgültig übernommen hat, um uns durch eines seiner belangloseren Werke zu führen. Musicals wie Chess oder Jesus Christ Superstar rocken über weite Strecken mehr, als dieses Alterswerk der ehemaligen Judas Priest Superstars.
Mit viel Streichern, Bombast und Hymnik versuchen die Mannen um Halford das dramatische Leben des Zeitgenossen Luthers umzusetzen, und es kommt nur 08/15 Pseudodramatik dabei raus. Man kann beruhigt den kompletten Rest der ersten CD überspringen und auf der zweiten CD gleich in den Titeltrack einsteigen - ohne eine Sekunde von wirklicher musikalischer Relevanz zu verpassen.
Hat man das getan, treten K.K und Glenn Tipton nach einer Minute auf’s Gaspedal. Halford screamt wie in seinen besten Zeit - und es gibt nur noch ein Wort: Geil! Sie können’s ja immer noch!. „Nostrdamus“, das ist wirklich Priest. Aber das war’s dann auch. „Future of Mankind“ hat noch mal seine schönen Momente, aber nicht genug Substanz, um achteinhalb Minuten zu fesseln.
Sechs Minuten Begeisterung und zwanzig Minuten akzeptables Beiwerk. Das ist für jede Band zu wenig. Für eine Legende, wie Judas Proest ist es eine vernichtende Katastrophe.
Zum allem Überfluss gibt Halford am selben Tag, an dem Nostrdamus erscheint, auch noch den remasterten Backkatalog seiner oft verspotteten Band Fight im schicken Digi-Pack heraus. Und was da zu hören ist, bläst den alten Propheten in fast jeder Sekunde aus der Umlaufbahn.
Trackliste
1 Dawn of Creation (2:31)
2 Prophecy (5:27)
3 Awakening (0:53)
4 Revelations (7:05)
5 The four Horsemen (1:35)
6 War (5:04)
7 Sands of Time (2:37)
8 Pestilence and Plague (5:09)
9 Death (7:34)
10 Peace (2:22)
11 Conquest (4:42)
12 Lost Love (4:28)
13 Persecution (6:35)
CD 2
1 Solitude (1:22)
2 Exiled (6:33)
3 Alone (7:51)
4 Shadows in the Flame (1:10)
5 Visions (5:24)
6 Hope (2:09)
7 New Beginnings (4:57)
8 Calm before the Storm (2:05)
9 Nostradamus (6:43)
10 Future of Mankind (8:30)
Besetzung
Glenn Tipton (Git, Synth. Git)
K.K. Downing (Git, Synth. Git)
Ian Hill (B)
Scott Travis (Dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |