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Santenay Live. Werke von Machaut, Borlet, Solage, Dufay, Binchois u. a.
Info
Musikrichtung:
Renaissance Ensemble
VÖ: 23.05.2008 (Olive Music / Codaex / DDD 2007 / Best. Nr. OM 014) Gesamtspielzeit: 64:46 |
SCHWEBEND
Die Musik des 14. und 15. Jahrhunderts verwirrt Geist und Sinne: Welche geheimnisvollen Kräfte die zwei-, drei- oder selten vierstimmigen Stücke zusammenhalten, lässt sich hörend oft kaum ergründen. Komponisten wie Guillaume de Machaut, Jacob Senleches oder Gilles Binchois waren Meister der Konstruktion. Wie zufällig scheint die seltsam schwebende Polyphonie um ein nicht definierbares rhythmisches und harmonisches Zentrum zu kreisen. Die Einzelstimmen bewegen sich in den anspruchsvolleren Kompositionen oft ganz autonom, kitzeln das Ohr mit archaisch und zugleich modern anmutenden Wendungen und irrationalen rhythmischen Werten. Der vokale Part ist dabei nicht automatisch der führende, sondern bleibt eingebettet in die Instrumentalstimmen. Die Musik wächst organisch, entwickelt sich aber nicht unbedingt zielstrebig auf einen Höhepunkt hin. Das hat für durch klassisch-romantische Traditionen geprägte Ohren gewiss Schönheit, aber keine Logik. Worin ein beträchtlicher Reiz dieser Musik besteht.
Das Ensemble Santenay präsentiert einen illustren Querschnitt durch die leichtere und schwerere Muse des hohen Mittelalters, wobei die stilistische Bandbreite für ein abwechslungsreiches Hörvergnügen sorgt. Den vier Ausführenden gerät die auf dem Papier oft sperrig oder dünn erscheinende Musik klangschön und geschmeidig. Flöten, Fideln, Laute und Truhenorgel genügen, um die leuchtstarke und farbige Stimme von Julla Schmidt in aparten Kombinationen durch das live aufgezeichnete Programm zu geleiten. Erfreulicherweise verzichtet die Sängerin nicht ganz auf ein natürliches Vibrato, so dass die Musik eine ansprechend körperliche Aura bekommt. Um die Qualitäten der Stücke und der Darbietung würdigen zu können empfiehlt sich dennoch ein dosiertes Hören.
Georg Henkel
Besetzung
Szilárd Chereji, Fidel
Ori Harmelin, Laute
Elodie Wiemer, Flöten
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |