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Schubert, F. (Andsnes)

Späte Klaviersonaten

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 15.02.2008 EMI Classics / EMI (2 CD, DDD (AD: 2001-2006) / Best.nr. 50999 5 16448 2 6) Gesamtspielzeit: 147:50 Internet: Leif Ove Andsnes

Gemeinsam mit Ian Bostridge hat der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes bei EMI eine Reihe mit CDs vorgelegt, die jeweils eine der späten Klaviersonaten Schuberts mit einer Auswahl seiner Lieder kombinierte (vgl. die jüngst erschienene Rezension). Nach Abschluss des Projekts gibt es nun auch die Sonateneinspielungen gesondert ausgekoppelt auf einer Doppel-CD.
Andsnes deutet Schuberts Sonaten mit einem klassizistischen Grundansatz, der auf vordergründig dramatische Effekte verzichtet. Eher geht es ihm darum, diesen vielschichtigen Werken mit Feingespür für kleinste Details und atmosphärische Wirkungen zu Leibe zu rücken. Wo andere abrupte Tempowechsel einstreuen, behält Andsnes das Grundtempo oft hartnäckig bei und arbeitet nur mit minimalen Verschiebungen. Die Spannung pulsiert bei ihm unter einer nur scheinbar stabilen Oberfläche, um sich zum rechten Zeitpunkt erruptiv zu entladen. Die Kontrastwirkung, die dabei von den Wechseln zwischen liedhaften, volkstümlichen Wendungen hin zu abgründig verzweifelten Ausbrüchen oder auch einem düster-verschatteten Hindämmern der Musik ausgeht, ist bei dieser Art der Deutung noch erschreckender, noch eindringlicher. Der Zuhörer sieht sich dadurch unvermittelt musikalischen Abgründen und Untiefen gegenüber.

Die Einspielungen mögen manch einem, der es gern direkter und farbstärker mag, zu feinziseliert erscheinen. Aber gerade das ist ihre Stärke: Es ist ein hochsensibel gestalteter, durchdachter Schubert, der das Mitdenken, das ganz aufmerksame Hören verlangt. Wer die Bereitschaft hierzu mitbringt, wird mit der Entdeckung musikalischer Mikrokosmen reich belohnt.

Sven Kerkhoff