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Crumb, G. (Aitken)

Vox Balaenae u. a.

Info Musikrichtung: Neue Musik Ensemble VÖ: 07.05.2007 Naxos / Naxos CD (AD DDD 2003-2004) Best. Nr. 8.559205 Gesamtspielzeit: 59:41

Diese musikalisch und klangtechnisch in jeder Hinsicht befriedigende Produktion präsentiert vier Werke von Amerikas großem Schamanen der Neuen Musik: George Crumb. Der inzwischen 78jährige Künstler zeigt in diesen zwischen 1965 und 1986 entstandenen Werken sein faszinierendes und reiches Vokabular, das aus indigenen und avancierten musikalischen Quellen schöpft und daraus einen höchst eigenwilligen, archaisch-heimeligen Stil kreiert. Wie es Crumb gelingt, mit bisweilen ganz sparsamen Mitteln eine auratische und dichte Klangwelt zu schaffen, ist einzigartig. Dass er dabei keinen folkloristischen Kolonialismus betreibt, spricht für die Originalität seiner Musik.

Zu Vox Baelanae haben Crumb die Gesänge der Buckelwale inspiriert. Einige der seltsam glucksend-pfeifenden Tiefseelaute werden hier mit Hilfe eines elektrisch verstärkten Cello angespielt. Ebenfalls elektrisch nachgerüstet komplettieren Flöte und Klavier das Ensemble, wobei der Flötist auch zu singen hat - in sein Instrument hinein, so dass ein blurbelnder Unterwasser-Sound entsteht. Ungewöhnliche Spielweisen sorgen auch beim Klavier dafür, dass dessen erdhaft grollender oder sphärisch flirrender Klang wie von einer anderen Welt zu stammen scheint.
Mit Federico’s Little Songs for Children (1986) huldigt Crumb - wie bereits in einigen anderen Werken - der Poesie Federico Garcia Lorcas. Die Klänge von Sopran, Harfe und Flöten wechseln geheimnisvoll zwischen Naturlaut und Volkslied. Markige Akzente setzt dagegen eine Trommel in An Idyll for the Misbegotten (1986), das ebenfalls hörbar durch Naturklänge inspiriert ist. Vogelgesänge und Windgeräusche färben die elf Miniaturen, aus denen sich Eleven Echoes of Autumn (1965) zusammensetzen. Klarinette, Flöte, Violine und Klavier treten in dieser Komposition solistisch und in kleinen Ensembles auf. Erneut erweist sich Crumb als Meister in der Ausnutzung eigentümlicher Soundeffekte z. B. Klavierresonanzen oder Obertonharmonien.

Diese Aufnahme ist eine günstige Gelegenheit, Crumbs Musik in authentischen und kompetenten Interpretationen kennen zu lernen.
Die englischen Texte im schmalen Beiheft stammen übrigens vom Komponisten. Das Libretto mit den Lorca-Texten findet sich nur online auf der Naxos-Seite.

Georg Henkel