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Reviews

Yelena Eckemoff

Scenes From The Dark Ages


Info

Musikrichtung: Jazz-Rock-Prog-Fusion

VÖ: 28.03.2025

(L&H Produktion)

Gesamtspielzeit: 105:03

Internet:

http://yelenamusic.com/wp/
http://www.landhproduction.com/
https://www.martinaweinmar.de/

Ein Jahr ist es her seit der letzten Veröffentlichung der aus Moskau stammenden Pianistin und Komponistin Yelena Eckemoff, das war Romance Of The Moon.
Doch nicht nur mit der Romantik des Mondes hat sie sich in der Vergangenheit beschäftigt, sondern auch mit Wildblumen, Tieren, Wolken und vielen anderen Themen. Nun, bei der aktuellen Veröffentlichung, geht es um das dunkle Zeitalter, Scenes From The Dark Ages. Und dieses Thema behandelt sie recht ausführlich, denn wird es doch auf gleich zwei CDs vorgestellt. Gemäß Pressetext führt Yelana aus, dass sie davon geträumt habe, im Mittelalter geboren zu werden. Nun, hat sie sich ein wenig von dem Traum hiermit erfüllen können?

Von der letzten Besetzung blieb der Gitarrist Riccardo Bertuzzi, und die Musikerin ließ es sich nicht nehmen, wieder einen besonderen, bekannten Gast zu präsentieren. Waren das auf den Vorläuferalben stets bekannte Musiker, sei es aus Italien, Skandinavien oder den USA, so ist es auf dieser Veröffentlichung der indische Perkussionist und Schlagzeuger Trilok Gurtu.

Es startet - "Pilgrims" - nanu????? Das klingt doch ganz anders, als ich es von vorhergegangnen Veröffentlichungen gewohnt bin. Einerseits ist es der Perkussionist Trilok Gurtu, den ich kenne von diversen Veröffentlichungen im Bereich der World Music, der hier einen ganz anderen Rhythmus schlägt als einen jazzigen, sondern eine gar rockige Ausrichtung hören läßt. Dazu die elektrische Gitarre von Riccardo Bertuzzi, der aus dem Bereich der Fusion kommt, hier scheint eine ganz andere Richtung eingeschlagen zu werden. Dafür ist es Flötist Carlo Nicita, der mit seinen Einschüben auch eine Art klassisch anmutender Elemente einbringt. So auch gleich mit dem leicht "hüpfenden" "Village Tavern", wobei er von der Violine Eloisa Manera's noch unterstützt wird, das klingt nun nach Mittelalter, und Gurtu liefert nun eine folkloristische Ausrichtung aus seiner Heimat Indien als inhaltliche Ausprägung.

Grundsätzlich hatte ich angesichts des Albumtitels, Scenes From The Dark Ages Musik erwartet, die sich sehr stärker in Klängen des Mittelalters und dieser speziellen Ausdrucksweise bedient, mithin recht "altmodisch". Doch tatsächlich klingt es sehr zeitgemäß, modern, allein die Besetzung, auch mit dem ausschließlichen Einsatz des elektrischen Basses, unterstreicht diese Fusion ganz verschiedener Stimmungen. Auch die Protagonistin selbst bedient neben dem Piano nun auch Orgeln, Synthesizer und ein Clavichord, kann damit insofern ihr Klangspektrum sehr erweitern.

Im Einzelnen kann ich feststellen, dass die Musik auf drei Säulen ruht, auf dem Mittelalter, dem Jazz und dem Rock. Alle Songs sind insofern entdeckens- und eroberungswert, zum Beispiel stelle ich zu "Spell-Bound Fortress" fest, dass sich dieser Song immer wieder ändert und entwickelt, bei etwa Minute 5:20 ist es etwas, das mich gedanklich ganz stark in die Siebziger führt, Fusion / Jazz Rock, so firmierte das damals, Vertreter waren Chick Corea, Larry Coryell, Tony Williams Lifetime, Michał Urbaniak und viele viele andere. Dann wieder strahlt "Monks In Scriptorium" in eine ganz andere Richtung, kommt hier die Verspieltheit alter Musik, halt "From The Dark Ages", zum Vorschein. Diese Luftigkeit ist es, die ebenfalls den letzten Song der ersten CD beendet, "Legends Of The Castle" ist darüber hinaus auch der längste Titel der Kollektion mit 11:05, er beinhaltet gar Alles, was hier an Elementen von Fusion zusammengetragen wurde.

Die zweite CD dieser Sammlung startet mit einem weiteren Song, der letztlich Mittelalter und das moderne Zeitalter miteinander verbindet. "Adventures Of A Knight" spielt mit mehreren stilistischen Ausprägungen, nach einem Auftakt à la Jazz Rock wird es später ein wenig offener und jazzige Passagen schmeicheln sich ein, sehr gelungen sind die Arrangements mit der Flöte, die einen weichen Gegenpart zum kraftvoll gespielten Schlagzeug von Gurtu darstellen, und dazu versteht es Bertuzzi, die E-Gitarre gekonnt in Szene zu setzen. Die Protagonistin selbst wirbelt ein flottes Solo mit der Orgel dazu, und zum Schluss nimmt der Song Fahrt auf mit einer bewegenden Fusionierung diverser Stimmungen.

Ja, hatte man anhand der vorhergehenden Alben von Yelena Eckemoff mehr Jazz erwartet, muss man davon grundsätzlich Abstand nehmen, Fusion ist eigentlich die Basis, und diese Fusion wird bunt ausgelegt, und immer wieder schleicht sich zwischendurch das Mittelalter ein mit entsprechenden Melodiefolgen, die man gedanklich in jene dunkle Zeit verortet. Manche Hörer*innen, die sich grundsätzlich dieser Musik nie genähert haben und möglicherweise unverhofft auf diese Doppel-CD gestoßen sind, mögen sicher auch noch etwas vernehmen aus einer anderen Kategorie, und dem müsste ich dann beipflichten, gibt es doch tatsächlich Spuren von Prog Rock, als Beispiel sei der Song "Battle" auf CD 2 genannt. Hierzu passt es dann auch, dass recht viel Gebrauch gemacht wird von Synthesizern.

Selbst führt die Künstlerin zur Absicht dieser Einspielung wie folgt aus: This project represented my reincarnated childhood dream about medieval times. Vielleicht mögen Fans ihrer bisherigen Veröffentlichungen enttäuscht sein, doch möglicherweise könnte sie mit dieser Einspielung den Kreis von Interessenten*innen gegebenenfalls erweitern, vielleicht durch Liebhaber von Prog Rock, weil sich dieser immer wieder zwischendurch in Ansätzen zeigt.



Wolfgang Giese

Trackliste

CD 1:

1 Pilgrims (5:38)
2 Village Tavern (5:18)
3 From Peasants Life (5:41)
4 Spell-bound Fortress (6:12)
5 Monks in Scriptorium (10:37)
6 Cathedral (9:08)
7 Legends of the Castle (6:56)

CD 2:

1 Adventures of a Knight (9:42)
2 Battle (4:45)
3 Chivalry (5:29)
4 Tournament (6:03)
5 Masquerade (4:25)
6 Alchemist (8:35)
7 Quest (9:16)
8 From the Life of the Lords (5:58)

Besetzung

Yelena Eckemoff (piano, organ, clavichord, synths)
Carlo Nicita (flutes)
Riccardo Bertuzzi (electric guitar)
Eloisa Manera (acoustic and electric violin)
Riccardo Oliva (electric bass)
Trilok Gurtu (drums and percussion)
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