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Reviews

Worm

Foreverglade


Info

Musikrichtung: Black / Death / Doom Metal

VÖ: 22.10.2021

(20 Buck Spin)

Gesamtspielzeit: 44:46

Internet:

http://www.20buckspin.com
wormgloom.bandcamp.com

Das völlig unleserliche Bandlogo erlaubt dem metallischen Kenner beim Betrachten des Albumcovers (auf dem Brad Moore offenkundig Dan Seagrave nacheifert) schnell den Rückschluß auf eine Black-Metal-Combo, was grundsätzlich stimmt, aber in zwei Details präzisiert werden muß. Die Größe des Logos läßt nämlich einen deutlich längeren Bandnamen erwarten als das auf den Seiten des Inlays in Klarschrift zu lesende Worm – nach etwas Suchen findet man die vier Buchstaben im Gewirr aus Spinnweben und anderen Verbindungselementen aber tatsächlich. Zum anderen ist „Combo“ etwas zu weit gegriffen, handelt es sich doch praktisch um ein Soloprojekt eines Menschen mit dem Pseudonym Phantom Slaughter, der auf dem Backcover folgerichtig auch als einzige Person abgebildet ist, mit Corpsepaint, dreiarmigem Leuchter und einigen anderen Accessoires, die eine Neigung zur mystischen Welt nahelegen. Ganz alleine agiert der multiinstrumentale Amerikaner allerdings auch nicht, sondern hat sich drei gleichfalls verpseudonymte Helfer geholt: Nihilistic Manifesto für zusätzliche Gitarren, hauptsächlich die Soli, L. Dusk fürs Schlagzeug und Equimanthorn für einige zusätzliche Keyboards, wobei Nihilistic Manifesto so fest eingebunden ist, daß er den mit Abstand kürzesten Song des Albums, „Subaqueous Funeral“ songwriterisch verantworten und beisteuern durfte. Da das Booklet nur einen in einem Studio beschäftigten Menschen für Mix und Mastering angibt, aber keinen für die Aufnahmen, ist davon auszugehen, daß die Mitglieder das in Eigenregie gemacht haben – und sie hatten, wenn dem so ist, immerhin ziemlich gutes Equipment zur Verfügung: Das Soundgewand von Foreverglade klingt so ganz und gar nicht nach den typischen hobbykellerproduzierten Black-Metal-Solo-Eigenproduktionen, die vor 20 Jahren allerorten ausgespien wurden.
Das würde allerdings auch vom Stil her nicht so ganz passen, denn Phantom Slaughter positioniert sein Projekt auf halbem Weg zwischen Black, Death und Doom Metal, im Zweifel am nächsten an letzterem. Erst in Song 4, „Empire Of The Necromancers“, darf L. Dusk ab Minute dreieinhalb mal etwas höhere Schlagzahlen ansetzen, und das bleibt in der knappen Dreiviertelstunde Musik grundsätzlich eine seltene Ausnahme – vorher geht’s über schleppendes Midtempo kaum mal hinaus, ein Zwischenspiel im Elfminüter „Cloaked In Nightwinds“ mal ausgeklammert, wo die Drums aber auch einen seltsam verschleppten Charakter annehmen, so als ob sie gar nicht schneller agieren wollten, und dann kommt erst im Closer „Centuries Of Ooze“ mal wieder kurz flottes Geknüppel um die Ecke. Der Titeltrack ist als Intro gekennzeichnet, dauert aber trotzdem fünfeinhalb Minuten und läßt anfangs noch die Möglichkeit eines Abdriftens in Postrockgefilde zu, was sich aber bald in Luft auflöst und einer anderen Einschätzung Platz macht: Worm gehen als eine etwas blackmetallischere Version von Winter durch – die US-Landsleute tauchen passenderweise auch in der Thankslist auf, zusammen mit anderen Klassikern der finsteren Tempounterschreitung wie Evoken, Thergothon oder Disembowelment, allerdings auch mit Abhorrence als letzter Nennung und Chuck Schuldiner unter den als Musiker zu identifizierenden Personen ganz vorn, ohne daß freilich Death einen spürbaren musikalischen Einfluß auf Worm ausgeübt haben, vom grundsätzlichen Fakt mal abgesehen, daß sie zu den Miterfindern des Death Metal gehörten und auch den finsteren Gesangsstil mitgeprägt haben, der auf Foreverglade gleichfalls zum Einsatz kommt, freilich im Wechsel mit blackmetallischem Gekreisch und gelegentlichen, leicht psychotisch wirkenden Cleangesangseinwürfen etwa in „Cloaked In Nightwinds“. Was einem Phantom Slaughter mitteilen möchte, ist also nicht leicht zu erschließen, da man kaum einen Teil der Vocals versteht und im Booklet neben den strukturellen Angaben nur Grafiken präsentiert bekommt, aber keine Lyrics. So muß auch offenbleiben, wie der Titel des letzten Songs „Centuries Of Ooze“ zu verstehen ist – man könnte ja durchaus humoristische Anwandlungen vermuten, aber die gebotene Musik läßt das eher unwahrscheinlich erscheinen, ebenso wie etwaige Überlegungen in Richtung „Ghostbusters“ angesichts des Pseudonyms Phantom Slaughter, da jemand, der Phantome abmurksen kann, ja durchaus eine wertvolle Bereicherung des Ghostbusters-Teams darstellen würde. Eine Thrash-Coverversion des „Ghostbusters“-Titeltracks gibt’s von Xentrix ja schon, eine von Worm wäre durchaus auch nicht uninteressant.
So müssen wir uns bei der Analyse aber aktuell mit den sechs Songs auf dem Albumdrittling des floridanischen Finsterlings und seiner Spießgesellen begnügen. Genrefreunde wird das Material durchaus begeistern können, aber auch Menschen, denen solche Musik sonst deutlich zu nihilistisch ist, könnten Worm besser finden als diverse Genrekollegen – im Direktvergleich etwa mit Winter gehen Worm als hoffnungsvolle Optimisten durch, und das liegt an zwei Hauptfaktoren. Zum einen lockern die oft eingesetzten Halbakustikelemente die Songs viel stärker auf als bei vielen anderen Bands dieses Areals, zum anderen aber kommt Nihilistic Manifesto trotz seines Pseudonyms offenkundig aus einer ganz anderen metallischen Traditionslinie. Schon das Solo am Ende von „Murk Above The Dark Moor“ mutet an, als habe er es für eine Italometalband geschrieben (oder meinetwegen auch für die Spanier Dark Moor), die erwähnten schnellen Passagen in „Empire Of The Necromancers“ klingen nach göteborgischem Melodeath und führen ihre Tradition daher auf Iron Maiden zurück, und der Song „Subaequeous Funeral“ inkludiert sozusagen verträumten Progmetal in den düsteren Kosmos. Das alles mag Puristen natürlich mißfallen, es macht die Musik von Worm aber für Verhältnisse des Genres geradezu angenehm hörbar. Große Einzelsongs sind in der Dreiviertelstunde nicht zu verzeichnen, das Werk wirkt besser als Ganzes. Am Ende von „Centuries Of Ooze“ gönnt uns Phantom Slaughter sogar noch einen kurzen Ausflug in den Epic Doom mit heroischem, wenngleich sehr weit in den Hintergrund gemischtem Klargesang, bevor ein herzhafter Grunzer das letzte Wort bekommt und der Song leider ein wenig einfallslos ausgeblendet wird. Hier und da fühlt man sich an Tristitia erinnert, allerdings ohne deren Hang zum Klargesang und dafür mit mehr Death Metal – wer aber wissen will, wie eine Jamsession von Tristitia und Winter klingen könnte, der ist bei Foreverglade richtig.



Roland Ludwig

Trackliste

1Foreverglade5:26
2Murk Above The Dark Moor7:37
3Cloaked In Nightwinds11:14
4Empire Of The Necromancers7:00
5Subaqueous Funeral3:38
6Centuries Of Ooze9:47

Besetzung

Phantom Slaughter (Voc, Git, B, Keys)
Nihilistic Manifesto (Git)
Equimanthorn (Keys)
L. Dusk (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger