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Reviews

Joep van Rhijn

Between Fact & Fiction


Info

Musikrichtung: Jazz

VÖ: 19.03.2025

(self released)

Gesamtspielzeit: 50:32

Internet:

https://joepvanrhijn.com/
https://jazzfuel.com/

Der Niederländer Joep van Rhijn spielte bereits in jungen Jahren Trompete in einer Blaskapelle. Nun, solche Musik wird er uns mit der aktuellen Produktion Between Fact & Fiction nicht präsentieren. Als er einst in den Vereinigten Staaten von Amerika weilte, kam er mit Jazz in Berührung. Nach einem entsprechenden Studium spielte er mit diversen Formationen, und 2012 war es, dass es ihn nach Südkorea verschlug. Mit traditoneller koreanischer Musik beschäftigte er sich dort auch. So wurden die acht Songs des Albums auch in Seoul aufgenommen.

Sicher gibt es nicht allzu viele Beispiele in der Jazzgeschichte mit einem Duo zwischen Trompete/Flügelhorn und Piano, zumindest nicht vor längerer Zeit. An neuzeitlichen Formationen kann ich zum Bespiel vergleichen mit Produktionen von Vijay Iyer & Wadada Leo Smith ("A Cosmic Rhythm With Each Stroke") oder Enrico Rava & Fred Hersch ("The Song Is You"). Joep van Rhijn, hier mit dem Flügelhorn, wird begleitet vom koreanischen Pianisten Yoonseung Cho.

In den Liner Notes erklärt er seine Kompositionen wie folgt: "Dieses Album ist eine Suche nach der Balance zwischen Transparenz und Klarheit in der Musik, während man Raum läßt für die Vorstellungskraft des Hörers/der Hörerin". Dabei fällt mir auf, dass ich es so empfinde, kein Album mit reiner Jazzmusik zu hören. Allein Yoonseung Cho, der sich ja bereits mit Bach und Ravel beschäftigte, bringt mit seinem Spiel einen entsprechend großen Anteil an klassischer Musik ein.

Meine Vorstellungskraft als Hörer wird noch dadurch animiert, dass es zu jedem einzelnen Song eine kurze Erklärung gibt, die ich natürlich versuche, einfliessen zu lassen in meine Empfindungen. "Vergane Glorie", das ist niederländisch und bedeutet in etwa "vergangener Ruhm" und bezieht sich insofern auf die Vergänglichkeit und das Altern, aber immer bleiben schöne Erinnerungen damit verbunden. Ferner gibt es das verträumte "Zweefmolen", ein Song über ein Karussell, man nimmt es während des Songs wirklich wahr, wie es sich dreht und mit ihm die Menschen, man spürt die Bewegung.

Und so sprechen weitere bildhafte Darstellungen für sich, sei es die farbenreiche Erscheinung des Morgenrots( #3), das lebhafte Treiben eines Straßenmarktes (#4), um nur einige Beispiele zu nennen. Sehr romantisch geprägt und voll tiefer Wärme strahlt mich "A Lady" an, das ist ein sehr schöner Song mit einem tief emotionalen Ausdruck, und zum Schluss wird es leicht, locker und heiter mit "Wowuwowuwow", das atmet gar ein wenig Ragtime und einen Hauch Blues.

Im Vergleich zu den oben genannten Beispielen von Trompeten/Piano-Duos empfinde ich die Musik auf Between Fact & Fiction grundsätzlich "nahbarer" und wärmer, weicher und in gewisser Weise sehr lyrisch, während Iyer/Smith sich näher am Jazz orientieren, mit teils recht freien Passagen und schwebenden Elementen mit geheimnisvollem und druckvollem Sound, und es bei Rava/Hersch verträumter wirkt, verspielter und durch Rava's dezent kratziges Timbre entsprechend geprägt. Insofern ist es sehr interessant, wie sich drei Veröffentlichungen aus dem Jazzbereich doch unterscheiden.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Vergane Glorie (6:04)
2 Zweefmolen (5:53)
3 Morgenrood (8:28)
4 Vertier (4:01)
5 Trust (8:28)
6 Op Pad (4:54)
7 A Lady (7:22)
8 Wowuwowuwow (5:08)

Besetzung

Joep van Rhijn (flugelhorn)
Yoonseung Cho (piano)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger