Reviews
Shekhinah
Info
Musikrichtung:
Klassik/Jazz-Crossover
VÖ: 08.09.2023 (BMC) Gesamtspielzeit: 66:14 Internet: https://harcsaveronika.hu/ https://info.bmc.hu/zeneszek/208-gado-gabor https://bmcrecords.hu/en |
Die ungarische Jazzsängerin und Komponistin Veronika Harcsa und der ungarische Jazzgitarrist und Komponist Gábor Gadó haben sich mit ihrer gemeinsamen Veröffentlichung Shekhinah zum Ziel gesetzt, Jazz und klassische Musik zu vereinen. Dabei wird der Jazz durch die zusätzlichen Musiker, den Trompeter Laurent Blondiau und den Saxofonisten János Ávéd, vertreten, während für die klassische Zurichtung die Violinistin Éva Csermák und der Cellist Tamás Zétényi verantwortlich sind.
Und dazwischen agieren Veronika Harcsa, die sich gesanglich in beiden Richtungen bewegt und Gábor Gadó, der seine Gitarre auch recht vielseitig erklingen läßt. Und so scheint es in der Tat gelungen zu sein, beide Genres auf sehr besondere Weise vereint zu haben, obwohl ich im Laufe der Spielzeit den Eindruck gewinne, dass der Schwerpunkt ein wenig mehr auf die Klassik gelegt wurde, allerdings dann mit der Zurichtung der für dieses Genre nicht unbedingt typischen Instrumente. Auffällig ist das Fehlen jeglicher Rhythmusinstrumente, so tragen sich letztlich alle Songs selbst und schweben oder schreiten eher dahin, sie wirken mitunter wie Filmmusik. So ergibt sich eine Mischung aus Struktur und Improvisation, die sich ständig zu verändern scheint, und so klingt auch kein Song wie der andere, stets scheint eine neue Tür aufgestoßen zu werden. Mitunter wird es gar sehr minimalistisch, ein Suchen, ein Tasten, der Titelsong ist dafür ein gutes Beispiel, wie sich ständig neue Impulse aus dem Hintergrund heraus schälen.
Näher am Jazz orientiert ist "Drepung", wo Veronika auch scattet und Gadó die Gitarre bereits dezent in Richtung Avantgarde erklingen läßt, aber ansonsten sind es eher die Instrumente und ihre Spielweise, die sich dem Jazz nähern, denn Swing wird hier ganz klein geschrieben. Während acht der neun Kompositionen vom Gitarristen stammen, wurde "Mi lusinga il dolce affetto" von Händel als ein Stück "echte" Klassik beigesteuert, dazu gibt es einen Text von Veronika Harcsa, von der im Übrigen alle Texte stammen. Jedenfalls, bei diesem Song wird es dann sehr feierlich und getragen.
Mit dem auch sehr kompliziert wirkenden Song "Ustvolskaya" breitet Gadó später im Verlauf den Sound seiner Gitarre breitflächig und dahinschwebend aus, während Harcsa darüber mit Tönen arbeitet, Wortfetzen, durcheinander wirbelnde Töne in höchsten Lagen, Gezwitscher höre ich, und zum Schluss hin steigert sich der Song in eine wilde Mischung, die Hörern*innen Einiges abverlangt, mithin ist das keine leichte Kost, Gadó läßt dann mit seinem splitterndem Spiel kurz Assoziationen zu Sonny Sharrock frei, Ávéd bringt ein wenig freies Jazz-Feeling ein, ein sonderbarer Ausklang einer Platte mit sehr außergewöhnlicher und gewöhnungsbedürftiger Musik, die im Wesentlichen überwiegend sowohl durch die Gitarre, den Gesang und die Streicher bestimmt wird.
Trackliste
2 Patience is Gold (3:50)
3 Drepung (7:47)
4 The Double Moonlight (4:57)
5 The Promise (6:39)
6 Shekhinah (6:57)
7 Hommage à Pilinszky (2:01)
8 Réka's House (4:12)
9 Mi lusinga il dolce affetto (7:16)
10 Ustvolskaya (11:30)
Besetzung
Veronika Harcsa (vocals)
János Ávéd (tenor and soprano saxophone, flute)
Laurent Blondiau (trumpet)
Éva Csermák (violin)
Tamás Zétényi (cello)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |