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JAWA

Der Revoluzzer (EP)

Info Musikrichtung: Rock VÖ: 17.12.2021 (BunkerCoffeeClub) Gesamtspielzeit: 9:56 Internet: https://jawa-band.carrd.co/ https://bite-it-promotion.de/

JAWA, eine Band, deren vier Mitglieder aus Berlin, Hamburg und Prag stammen, haben sich zur Aufgabe gemacht, mit Konventionen zu brechen und mal ganz anders Punk zu sein. Kritische deutsche Texte treffen auf ausgefeilte Rhythmen mit nicht immer bequemen Tönen..

Ihre Musik wird von ihnen selbst als "Progressive Punk" bezeichnet. Im Rahmen eines Zyklus, jeweils auf EPs dargestellt, widmet man sich mit dieser Veröffentlichung, Der Revoluzzer, einem historischen Thema, das heisst, konkret der Zeit um 1918 und den politischen Umbrüchen, die Deutschland nach Ende des Kaiserreiches und zu Beginn der Weimarer Republik geprägt haben. Hierzu wurden Texte von Kurt Tucholsky ("Augen in der Großstadt“) und Erich Mühsam ("Der Revoluzzer“) vertont.

Die Platte wird begleitet von einer Art Propagandaheft im Stil der Zwanziger Jahre. Hierin wird auf den brandenburgischen Maschinenschlosser und Gewerkschaftssekretär Otto Feige, der vermutlich unter dem Pseudonym Ret Marut bzw. B.Traven ab 1924 in Mexico gelebt und zahlreiche kapitalismuskritische, anarchistische und revolutionär-sozialistische Romane und Erzählungen geschrieben hat, hingewiesen. Die verwendeten Zeichnungen stammen von dem politisch und sozial engagierten deutschen Gebrauchsgrafiker und Künstler Clément Moreau (1903-1988), der ein Schüler Käthe Kollwitz‘ war und 1933 vor der Gestapo ins Ausland fliehen musste. Ja, und die Texte der beiden genannten Songs sind ebenfalls abgedruckt.

Nun, aber ob man die Musik so ohne weiteres als Punk verkaufen kann? Der Titelsong, mit kraftvollem Orgelsound und Gitarren als Aushängeschild ist lediglich hinsichtlich des fast schon schreienden Gesangs wohl sicher punkig veranlagt, aber die Musik ist dafür einfach zu zurückhaltend und nicht frech genug. Vielleicht huscht eine Stimmung der Musik von Ton Steine Scherben oder Floh De Cologne durch die Szenerie, und vielleicht auch noch ein Hauch der Neuen Deutschen Welle, so in etwa empfinde ich es jedenfalls. Und in diesem Umfeld, stark vom Keyboard geprägt und mit rotzig-frechem Gesang, sind auch die übrigen Songs ausgestattet.

Wolfgang Giese