Reviews
Detroit Stories
Info
Musikrichtung:
Hard Rock
VÖ: 26.02.2021 (earMUSIC / Edel) |
Bereits nach den ersten Takten wird klar: Alice Cooper ist zurück! Und er hat eine ordentliche Ladung Rock am Start, die zu keiner Sekunde altbacken oder langweilig klingt. Bereits der erste Song gibt die Marschrichtung vor: Rock’n‘Roll! Um den Sound noch originaler klingen zu lassen, sind etliche prominente Gastmusiker an Bord. Unter anderem waren Wayne Kramer (Gitarrist und Songwriter von MC 5), Johnny „Bee“ Badanjek (Schlagzeuger der Detroit Wheels) oder Paul Randolph, ein Jazz- und R & B – Bassist aus Detroit an den Aufnahmen beteiligt.
„Our Love Will Change The World“ hat ein externer Songwriter aus Detroit geschrieben und Alice zur Verfügung gestellt. Der Song klingt sehr fröhlich und fast wie eine Kindermelodie, hat aber im Gegensatz dazu einen bitterbösen Text. „Social Debris“ geht knallhart nach vorne und ist neben „Our Love Will Change The World“ die zweite Single. „$1000 High Heel Shoes“ ist ein mit Bläsern und weiblichen Backgroundsängerinnen ausgestatteter Rhythm & Blues-Song, der einfach nur MEGALÄSSIG aus den Boxen kommt. Hier schwingt man das Tanzbein und die Laune steigt gefährlich nach oben. Arg viel cooler kann man ein Lied nicht arrangieren. Und dann diese Orgel im Hintergrund…
Mr. Cooper geht mit diesem Album bewusst wieder zurück zu seinen Wurzeln. Bereits mit der The Breadcrumbs-EP hat er die Musik seiner Heimatstadt vertont und mit der Handvoll Songs bereits angedeutet, was bei seinem kommenden Album zu erwarten ist. Seine Band lässt den Großmeister des Schockrock hervorragend aussehen. Die Gitarren rotzen ordentlich und der trockene Sound setzt die Stücke optimal in Szene. In „Detroit City“ besingt er die Stadt, in der sich so viele Rockgrößen etabliert und von dort ihren Siegeszug gestartet haben. „Downtown, Motown – My Town“ – da bleiben keine Fragen offen.
„Drunk And In Love“ gerät zu einer waschechten Bluesnummer mit wunderbarer Bluesharp und einem richtig coolen Text. Und er weiß sicher, wovon er singt. „I Hate You“ gerät zu einem wütenden Sammelsurium von Gastsängern, bei denen es sich um keine Geringeren als die noch lebenden Mitglieder der Original-Alice-Cooper-Band handelt. „Wonderful World“ erinnert gesanglich stellenweise stark an Jim Morrison. Und je öfter ich das Stück höre, desto besser gefällt es mir. Bei „Sister Anne“ duellieren sich die Gitarristen um die Wette, hier kann man richtig raushören, wie viel Spaß ihnen die Aufnahmen gemacht haben müssen.
„Don’t Give Up“ beginnt mit einer Art Sprechgesang, um dann in eine richtig geile Mitsinghymne mit eher düsterem Charakter überzugleiten. Manchmal erinnert mich die Stimmung ein bisschen an Brutal Planet-Zeiten. Ich bin begeistert! Und was der Oberhammer ist: Am Schluss spricht er davon, niemals aufzugeben. Und dann weist er auf die Telefonnummer der Suizid-Präventionshotline von Detroit hin. Mann Alice, wie cool ist das denn? So was Abgefahrenes habe ich überhaupt noch nie gehört. „Shut Up And Rock“ müsste bei (hoffentlich bald) künftigen Live-Konzerten immer gespielt werden. Was für eine simple aber trotzdem glasklare Aufforderung!
Hey Leute, das geht auf keine Kuhhaut. Alice Cooper haut hier eine Scheibe raus, die wirklich gigantisch gut ist. Mir gefällt jeder Song, das Teil fetzt und ist musikalisch außerordentlich gut gemacht. Und was soll eine Rock-Scheibe denn bitteschön sonst machen? Die Stücke werden mit jedem Durchlauf noch einen Zacken besser, klingen frisch und zeitlos. Es geht dabei so stark in Richtung 70er-Jahre, dass es fast nicht zu glauben ist. Bob Ezrin hat mit Alice einen Klasse-Job abgeliefert. Der Gesang ist gigantisch, die Wortspielchen und bizarren, teilweise bitterbösen Texte sind immer noch präsent. Alice Cooper bringt häufig Textbezüge zu seiner Anfangszeit und lässt die „guten alten Zeiten“ hochleben. Und wenn das auf eine so charmante und detailgetreue Art geschieht, geht das gerne in Ordnung.
Alice: So kannst du gerne noch lange weitermachen!
Stefan Graßl
Trackliste
1 | Rock ‘n’ Roll |
2 | Go Man Go |
3 | Our Love Will Change The World |
4 | Social Debris |
5 | $1000 High Heel Shoes |
6 | Hail Mary |
7 | Detroit City 2021 |
8 | Drunk And In Love |
9 | Independence Dave |
10 | I Hate You |
11 | Wonderful World |
12 | Sister Anne |
13 | Hanging On By A Thread (Don’t Give Up) |
14 | Shut Up And Rock |
15 | East Side Story |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |