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Reviews

Kaurna Cronin

Aloft In Blue


Info

Musikrichtung: Folk Rock / Singer/Songwriter

VÖ: 27.11.2020

(Eigenlabel)

Gesamtspielzeit: 35:53

Internet:

http://www.kaurnacronin.com/
http://www.hemifran.com/index.html

"Glitter Or Dust" hieß es im letzten Jahr, und schon wieder hat der australische Musiker Kaurna Cronin ein Album veröffentlicht - Aloft In Blue.

Bereits bei der letzten Veröffentlichung führte ich auf, dass jede Veröffentlichung mindestens einen Song hat, der mit einem hohen Wiedererkennungswert das Zeug zu einem Hit in sich trägt. Und so ist es auch hier wieder, der bereits vorher als Single veröffentlichte Song "Glass Road". Dennoch hebt er sich nicht wesentlich speziell ab aus dem neuen Album, sondern zeichnet sich durch dadurch verstärkt aus, dass sich die Melodie schnell einbohrt mit seiner Stimmung. Mein erster Eindruck war jener, dass man ihn durchaus hätte einreihen können in das Album "Harvest" von Neil Young, jedenfalls solange, bis sich Kaurna mit seiner einzigartigen Stimme, die sehr viel von Sehnsucht und Melancholie in sich trägt, zu erkennen gibt.

Perfekt gelungen ist das Arrangement, die passenden Mundharmonika-Anteile, der interessante Break nach gut zweieinhalb Minuten, die eingewobenen Anteile der E-Gitarre, die Harmony Vocals, ein eingängiger Refrain, ein Stück, an dem man kleben bleibt. Ja, und dann diese Aussage zu einer gläsernen Strasse, auf der wir uns alle bewegen. Und wie oft ist man vielleicht bereits eingebrochen auf diesem gläsernen Fundament, aber vielleicht war das Glas auch entsprechend gehärtet, man konnte nur zum Unheil durchschauen und blieb in Sicherheit. So stelle ich fest, dass die Texte, allesamt im Booklet abgedruckt, ein hohes Mass an Philosophie beinhalten und in der Tat oft zum Nachdenken anregen.

Aber - wenn die Texte mitunter sehr geheimnisvoll oder auf den ersten Blick nicht eindeutig zu verstehen sein mögen, durch ihre kunstvolle Ausschmückung ermöglichen sie uns, einen Blick auf uns selbst zu werfen, auf Geschehnisse, die wir ähnlich erlebt haben, oder auf unsere Art und Weise, zu handeln.

Und erneut ist es Kaurna und seiner Band auf dem sechsten Studioalbum gelungen, Musik zu schaffen, die sehr intim klingt, klanglich sehr warm und ausgewogen. Als neu empfinde ich die zarte Ausstattung mit minimalen und in Nuancen vorkommenden Ausschmückungen durch den Synthesizer, die der Musik ein gewisses Mass an schwebenden Elementen verleiht, kleinen Experimenten gleich, aber mitunter fast unmerklich eingeflochten. Neben dem Keyboarder Matt Morison spielt Kaurna selbst Synthesizer und ist dieses Mal auch als Schlagzeuger zu hören. Offensichtlich war die Stamm-Schlagzeugerin Kyrie Anderson anderweitig beschäftigt, zumal sie auch im Jazz mit einem Trio unterwegs ist.

So fehlt sicher ein wenig diese Komponente, und der Rhythmus wirkt etwas straffer und direkter. Apropos direkt - insgesamt scheint uns Kaurna immer tiefer in seine Seele blicken zu lassen. Dermassen emotional habe ich bisher keines der vorhergehenden Alben empfunden. Da lohnt es sich absolut, einen vertieften Blick in die Texte zu werfen.

"Time's a sinking barge, we are rusting, we aren't anchored as the seasons turn to ones we can't believe in." ("Wishing On Forever") Ja, alles ist vergänglich, sollen wir also am Jetzt mehr festhalten? Dieser Song ist einer jener, die tief berühren, die, lässt man sich darauf ein, zu Tränen rühren können, so emotional ist er umgesetzt. Für mich ein Highlight der Platte!
"Waltz with me in the land of now, bury me with you, sing with me as we both know how, you know, roses can be blue" ("Roses Can Be Blue") Dieser etwas schwungvollere Song, exzellent und perfekt instrumentiert, unter anderem durch die Inszenierung der einfühlsam und geschickt eingearbeiteten Gitarrenparts, bewegt ebenso wie im Grunde genommen jeder einzelne Titel.

So bekommt man die Möglichkeit geboten, während man sich der Texte annimmt, sich tief in die Musik einzugraben, um dann, sofern man den Zugang gefunden hat, in ein Meer von Gefühlen zu tauchen, dieses Mal mit einem sehr hohen Mass an Sentimentalität ausgestattet, dazu gesellen sich Schönheit und auch das Gefühl, das mitunter Ängste reflektiert werden, kann entstehen, wer also dermassen einen Schulterschluss mit dem Künstler vollziehen kann, wird es spüren, dieses unsichtbare Band. Dann wird die Musik wie ein guter Freund, und man hegt den Wunsch, im Studio mit dabei gewesen zu sein.

"Aloft(How Far Will This Go)" - geht es hier um den Tod? "How far will this go, leaving this world behind us, how far will this go....", oder geht es um Transzendenz? Oder um eine Reise zu anderen Welten, zu anderen Planeten? Oder nur um eine Traumreise, die Jede/r für sich allein gedanklich unternehmen kann? Offensichtlich hat sich Kaurna mit existentiellen Fragen dieser Zeit auseinandergesetzt und spiegelt diese wider. So etwas ist selten geworden in einer Welt chartsorientierter Musik. Eher findet man solche Ansätze oder Ausführungen im Genre Singer/Songwriter. Doch Kaurna's Musik geht über den Tellerrand dieses Genres, bringt Pop und Folk Rock mit ein und stattet den einen oder anderen Song dergestalt aus, dass nichts dagegen spräche, reichlich und oft im Radio gehört zu werden. Dabei könnte dann auch gut und gerne der eine oder andere Hit abfallen, zum Beispiel "Glass Road".

Und so kann ich nicht umhin, mich selbst zu zitieren aus der Rezension zu "Glitter And Dust":
In seinem jungen Alter hat Kaurna es verstanden, Texte, die voll Altersweisheit und Erfahrung strahlen, zu schaffen, das ist großartig! Und diese zarte, lässige und dennoch sehr ausdrucksstarke Musik nimmt mit auf eine wunderschöne Reise in ein Reich des Wohlfühlens, denn diese Melancholie strahlt voller Schönheit!



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Glass Road
2 The Part Of Me I Let You See
3 Wishing On Forever
4 Sweet Chardonnay
5 Give Your Love To A Stranger
6 Roses Can Be Blue
7 Sucker For That
8 All The Years To Come
9 Aloft (How Far Will This Go)
10 The Dead Things Grow

Besetzung

Kaurna Cronin (vocals, guitars, harmonica, piano, synth, drums, percussion)
Tom Kneebone (electric guitars)
Kiah Gossner (bass)
Matt Morison (piano, organ, synth)
Lauren Henderson (backing vocals)
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So bewerten wir:

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