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Reviews

Elvis Presley

From Elvis in Nashville


Info

Musikrichtung: Country / Crooner / Rock’n’Roll

VÖ: 20.11.2020

(RCA / Legacy / Sony)

Gesamtspielzeit: 266:37

Es gibt wenige so schillernde Persönlichkeiten in der Geschichte der Rock- und Pop-Musik, wie Elvis Presley. Als King of Rock’n’Roll ist er geradezu unantastbar. Das betrifft aber im Wesentlichen die 50er Jahre. In den 60er Jahren sah das völlig anders aus. Gerade mit dem, was er im Zusammenhang mit seinen vielen oft mehr als seichten Filmen an Musik veröffentlicht hat, begab er sich auf ein Niveau, das hier in Deutschland von Peter Kraus, Rex Gildo, Gitte und ähnlichen Gestalten besetzt war. Von daher war und ist das, was er Anfang der 70er veröffentlicht hat, ein wirkliches Comeback – allerdings ein Comeback zwar des Elvis Presley, aber kaum eines des King of Rock’n’Roll.

Veröffentlicht werden auf diesem 4-CD-Boxset die kompletten unbearbeiteten Sessions, die vom 4. bis 9. Juni und dann noch einmal am 22. September 1970 jeweils vom späten Nachmittag bis zum frühen Morgen stattgefunden haben. Sie sind in dieser Form noch nie veröffentlicht worden, waren aber die Basis für die Alben That‘s the Way it is, Elvis Country und Love Letters from Elvis, die zum großen Teil aus bearbeiteten und mit weiteren Arrangements und Instrumenten versehenen Versionen dieser Session-Aufnahmen bestehen.

Eine ausdrückliche Besetzungsliste gibt es in dem ausführlichen Booklet nicht. Die Liste der Musiker, die ich mir aus den Texten zusammengestoppelt habe, findet Ihr in der Infobox. Die Truppe (oder ein Teil von ihr) läuft unter dem Namen The original Muscle Shoals Rhythm Section. Ob die extra für Elvis’ Sessions zusammengestellt wurde, oder bereits vor auch unabhängig davon in dieser oder einer ähnlichen Form bestand, ist mir aus den Texten nicht ganz klar geworden.

Elvis ist auf diesen Aufnahmen nicht mehr der in schwarzes Leder gehüllte Rock’n’Roller, dem zu Recht das Verdienst zugeschrieben wird, daran mitgewirkt zu haben, die Mauern zwischen schwarzer und weißer Musik nieder zu reißen. From Elvis in Nashville zeigt statt dessen eher den in der Country-Musik verwurzelten Musiker, der hier kaum noch in der Tradition eines Chuck Berry oder Little Richard steht, sondern viel stärker in einer Linie mit Neil Diamond, Frank Sinatra und Johnny Cash. Hier blickt er von Nashville aus weniger in Richtung Memphis oder Muscle Shoals (obwohl die beteiligten Musiker vor allem aus letztgenanntem Ort stammen), sondern in Richtung Las Vegas und Broadway.

Auf den ersten beiden CDs sind weitgehend fertige Songs zu finden. CD 3 und 4 sind einzelne Takes, die teilweise sehr deutlichen Session-Charakter haben – mit Zwischenrufen, Gelächter, Neueinsätzen und Ähnlichem. Für diese CDs gilt, wie in der Regel bei solchen Dingen: Wer’s braucht…

Die ersten beiden CDs sind praktisch ohne Einschränkung empfehlenswert. Natürlich muss man bei Elvis eine gehörige Portion Schnulzen-Toleranz mitbringen. Aber es gibt eine ganze Reihe tolle, sehr unterschiedliche und knackige Songs, die in der Regel nicht sonderlich bekannt sind.

Da wäre „I was born about ten thousand Years ago”, im Original vom Golden Gate Quartet, mit toller Gospel Power, ein fantastisches Cover von „Got my Mojo working” mit viel Orgel und starker Stimme, „A Hundred Years from Now”, Country’n’Western mit Jauchzern und Mundharmonika, „It's your Baby, you rock", eine Power Ballade, mit der Elvis seine Stärken als Crooner unter Beweis stellen kann, „Life“, eine erzählende Nummer, auf Basis des biblischen Mythos vom Sündenfall, mit „Rags to Riches“ ein knackiger Rocker, der Slow-Blues „Funny how Time slips away”, das sehr softe „Make the World go away” mit gewaltiger Stimme und dann auch noch, der nicht and die 50er anknüpfenden Rock’n’Roll „I washed my Hands in muddy Water”. Ein beeindruckendes Spektrum!

Auch die Präsentation ist beeindruckend, wird Ordnungsfanatiker aber in den Wahnsinn treiben, denn From Elvis in Nashville kommt in einem völlig unüblichen Format, das weder ins CD noch ins LP-Regal passt. Größer als eine CD und kleiner als eine LP, wird es bei den Älteren unter uns nostalgische Gefühle wecken. Denn passend zu den Session-Tonbändern erscheint das Box-Set in der Größe eines alten Spulen-Tonbands. In einer stabilen Box befindet sich ein 4-fach aufklappbares Digipack – innen mit Tonband-Layout bedruckt –, in dem die CDs stecken, und ein 28-seitiges gebundenes Booklet mit detailierten Ablaufsbeschreibungen der Sessions, ausführlichen Hintergrundinformationen und reichlich Fotomaterialien.



Norbert von Fransecky

Trackliste

CD 1
1 Opening Jam (Mystery Train) (1:51)
2 Twenty Days and twenty Nights (3:35)
3 I've lost you (4:00)
4 I was born about ten thousand Years ago (3:31)
5 The Sound of your Cry (4:29)
6 The Fool (2:30)
7 A Hundred Years from Now (1:33)
8 Little Cabin on the Hill (1:50)
9 Cindy, Cindy (3:12)
10 Bridge over troubled Water (4:30)
11 How the Web was woven (3:29)
12 Got my Mojo working / Keep your Hands off of it (5:27)
13 It's your Baby, you rock it (3:08)
14 Stranger in the Crowd (4:29)
15 I'll never know (2:23)
16 Mary in the Morning (4:15)
17 It ain't no big Thing (but it's growing) (2:50)
18 You don't have to say you love me (2:36)
19 Just pretend (4:05)
20 This is our Dance (3:13)
21 Life (3:11)
22 Heart of Rome (2:56)

CD 2
1 When I'm over you (3:34)
2 I really don't want to know (2:46)
3 Faded Love (4:07)
4 Tomorrow never comes (3:55)
5 The next Step is Love (3:47)
6 Make the World go away (3:36)
7 Funny how Time slips away (4:20)
8 I washed my Hands in muddy Water (5:19)
9 Love Letters (2:54)
10 There goes my Everything (3:01)
11 If I were you (3:00)
12 Only believe (2:58)
13 Sylvia (3:17)
14 Patch it up (3:28)
15 Snowbird (2:04)
16 Where did they go, Lord (2:28)
17 Whole Lot-ta Shakin' goin' on (4:37)
18 Rags to Riches (1:58)

CD 3
1 Jam 2 (Tiger Man) (2:50)
2 I've lost you (Take 1) (5:23)
3 The next Step is Love (Takes 3-6) (5:18)
4 You don't have to say you love me (Rehearsal) (2:26)
5 Patch it up (Take 1) (2:44)
6 Twenty Days and twenty Nights (Takes 5,6 & 8) (5:54)
7 How the Web was woven (Take 1) (5:22)
8 Mary in the Morning (Take 3-4) (6:04)
9 Just pretend (Take 1-2) (4:50)
10 Stranger in the Crowd (Takes 1-5) (4:52)
11 Bridge over troubled Water (Rehearsal, Take 1) (5:36)
12 Patch it up (Take 9) (4:39)
13 The Sound of your Cry (Take 3) (5:11)
14 Where did they go, Lord (Takes 2-3) (2:55)
15 Rags to Riches (Take 2) (3:18)

CD 4
1 Jam 3 (I didn't make it on playing Guitar) (4:13)
2 Faded Love (Rehearsal; Country Version) (0:43)
3 The Fool (2:30)
4 A Hundred Years from Now (Take 1) (2:19)
5 Little Cabin on the Hill (Take 1) (2:29)
6 Tomorrow never comes (Take 10-11) (6:32)
7 Snowbird (Take 1) (2:35)
8 Faded Love (Take 3) (4:22)
9 It's your Baby, you rock it (Take 3) (3:12)
10 There goes my Everything (Take 1) (3:03)
11 Love Letters (Take 1) (2:12)
12 If I were you (Take 5) (3:35)
13 Heart of Rome (Take 1) (3:23)
14 Cindy, Cindy (Take 1) (4:09)
15 I'll never know (Take 3) (4:07)
16 Sylvia (Take 9) (3:18)
17 It ain't no big Thing (but it's growing) (Take 1-2) (4:33)
18 Only believe (Take 3) (2:45)
19 Life (Take 2) (3:50)

Besetzung

James Burton (Git)
Charlie McCoy (Mundharmonika, Orgel)
Chip Young (Git)
Norbert Putnam (B)
David Briggs (Piano)
Jerry Carrigan (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger